Fairy Tail Dragon Cry
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(OT: „Gekijōban Fairy Tail: Dragon Cry“, Regie: Tatsuma Minamikawa, 2017)

Fairy Tail Dragon Cry
„Fairy Tail: Dragon Cry“ läuft am 27. Juni 2017 im Rahmen der Kazé Anime Nights

Es ist eine absolute Katastrophe, die sich da ankündigt – wenn nicht gar der Weltuntergang. Denn genau dazu ist der „Dragon Cry“ imstande, ein mächtiger Zauberstab, der normalerweise im Tempel des Königreichs Fiore verwahrt wird. Bis der Magier Zash auftauchte und das wertvolle Artefakt an sich riss. Was genau er und Animus, der Herrscher von Stella, damit vorhaben, ist unklar. Klar ist jedoch, dass es erst gar nicht dazu kommen darf. Und so macht sich die Gilde Fairy Tail auf den Weg, den Bösewichtern das Handwerk zu legen. Doch das ist leichter gesagt denn getan. Während es ihnen schnell gelingt, Zugang zum Reich zu bekommen, machen sie die Bekanntschaft der mysteriösen Sonya, die im Dienste von Animus steht, aber wohl auch ganz eigene Ziele erfolgt.

Lang genug hat es ja gedauert: Während der Erfolgsmanga „Fairy Tail“ von Hiro Mashima schon seit geraumer Zeit in Deutschland veröffentlicht wird – unlängst kam Band 60 in die Läden –, fordern Fans der Abenteuergeschichte schon länger, dass auch der seit 2009 produzierte Anime auf Deutsch erscheint. 2017 hat das Betteln nun endlich ein Ende. Während die Serie im Laufe des Jahres ihr hiesiges Debüt feiert, steht erst einmal der zweite Kinofilm auf dem Programm. Nur wenige Wochen nach dem japanischen Kinostart wird Dragon Cry im Rahmen der Kazé Anime Nights gezeigt.

Aller Anfang ist schwer
So spät und mitten im Geschehen einzusteigen, ist natürlich immer eine heikle Sache: Geht das überhaupt? Kann man der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse folgen? Die Antwort fällt bei Fairy Tail: Dragon Cry recht gemischt aus. Natürlich sind Fans hier die Zielgruppe, was sich auch an der fehlenden Einführung zeigt: Anders als etwa Detektiv Conan, wo auch nach mehr als einem Dutzend Filmen immer noch im Vorspann die relevanten Figuren vorgestellt werden, vertraute man hier offensichtlich darauf, dass kein Fremder anwesend ist.

Größere Verständnisprobleme sollte man hier dennoch nicht haben, dafür ist die Geschichte dann doch zu dünn, die Handlung zu geradlinig. Ein böser Magier klaut einen Stab, andere Magier wollen ihn aufhalten – mehr gibt es trotz kleinerer Wendungen nicht zu wissen und zu verstehen. Mit Tiefe will der Anime also sicher nicht punkten. Für die Figuren ist es jedoch recht schade: Immer mal wieder deutet sich hier an, dass sie interessant sein könnten, werden aber zu lieblos in den Raum geworfen. One Piece, das meistens für die Geschichten auch keinen Blumentopf gewinnen würde, gleicht den Inhalt durch die Charaktere aus, die ungewöhnliche Fähigkeiten, vor allem aber viel Persönlichkeit besitzen.

Viel Brust, wenig Persönlichkeit
Ersteres ist wohl auch bei Fairy Tail der Fall: Von Eiszaubern über verfluchte Puppen bis zu seltsamen Viechern ist da alles Mögliche dabei. Und große Drachen haben dem Vergnügen auch nie geschadet. Aber selbst mit diesen kleinen, auch humorvoll eingesetzten Verrücktheiten ist Dragon Cry eine recht langweilige Angelegenheit geworden. Der Gegenspieler ist ein durchgeknallter Bösewicht, wie er im Klischeebuch steht – obligatorisches Ablecken von Stichwaffen inklusive. Die Helden sehen nicht besser aus, sind nahezu völlig frei von Witz und Charme. Dafür gibt es eine Menge Fanservice, da wird mit den Brüsten gewackelt, als hätte sich jemand Wackelpudding in den BH gestopft.

Diese inhaltlich nur selten gerechtfertigten Einlagen sind auch schon das Auffälligste an dem Film. Animationsstudio A-1 Pictures (Sword Art Online – Ordinal ScaleThe Anthem of the Heart) macht hier zwar nicht wirklich viel verkehrt. Aber es liefert auch wenige Gründe dafür zuzuschauen. Die aus den Mangas übernommenen Designs sind einigermaßen witzig, ansonsten übernimmt sich der Anime weder in punkto Technik noch stilistischer Kreativität – bei einem Kinofilm darf man da doch schon mehr einfordern. Alles ist so, wie man es erwartet, wie man es braucht. Fans wird das vermutlich genügen, die Kombination aus inhaltlichem 08/15 und visueller Langeweile ist aber wenig geeignet, Neugierde auf die Serie zu wecken.



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Die zweite Kinoadaption des Erfolgsmangas bietet Fans die Gelegenheit, ihre Helden mal auf der großen Leinwand zu sehen. Wer sich nicht dazu zählt, findet bei „Fairy Tail: Dragon Cry“ aber nur wenig Anlass, einer zu werden. Die Geschichte um einen geraubten Zauberstab ist langweilig, die Figuren sind ohne Persönlichkeit, selbst die Optik tut zu wenig.
4
von 10