Billions Staffel 1
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Billions – Staffel 1

(OT: „Billions – Season 1“, Regie: Neil Burger, Scott Hornbacher, James Foley, Neil LaBute, Stephen Gyllenhaal, John Dahl, Susanna White, Karyn Kusama, Anna Boden, Ryan Fleck, Michael Cuesta, 2016)

Billions Staffel 1
„Billions – Staffel 1“ ist seit 15. Juni 2017 auf DVD erhältlich

Illegale Absprachen an der Börse, Betrug und Insiderhandel. Dass sich Hedgefonds-Manager Bobby Axelrod (Damian Lewis) dieser Vergehen schuldig gemacht hat, steht für Bundesstaatsanwalt Chuck Rhoades (Paul Giamatti) außer Frage – nur an Beweisen mangelt es noch. Und diese zu bekommen wird auch nicht einfach, denn Axelrod ist nicht nur einer der beliebtesten Bürger von New York, sondern auch noch einer der klügsten Köpfe seiner Branche. Eine weitere Schwierigkeit stellt die Tatsache da, dass Rhoades‘ Ehefrau Wendy (Maggie Siff) als Psychologin beim Fonds des raffinierten Multi-Milliardärs arbeitet und einer seiner engsten Vertrauten ist. Doch das Konfliktpotenzial, die diese komplizierte Dreiecksbeziehung birgt, wird früher oder später zu einem unausweichlichen Krieg führen.

Neue Vertreter aus dem Genre der ‚Cop-vs-Gangster-Filme‘, wie Heat oder zuletzt American Gangster, gibt es heutzutage kaum noch. Dafür ist die Thematik einfach nicht mehr aktuell genug. An ihre Stelle treten nun zwei neue Parteien. Den Satz, dass Banker und Wertpapierhändler mit die größten Kriminellen sind, die auf diesem Planeten wandeln, bekommt man immer wieder zu hören. Und ob dieser nun wahr ist oder nicht, spielt für eine filmische Umsetzung, oder wie in diesem Fall die in Form eine Serie, erst einmal keine Rolle. Verfolgt werden die modernen Wirtschaftsverbrecher auch nur noch selten von einfachen Polizisten, sondern viel öfter von Anwälten in teuren Anzügen. Ob sich nun wirklich ein ‚Börsenspekulant-vs-Anwalt-Genre‘ entwickelt, sei einmal dahingestellt. Billions liefert an dieser Stelle allerdings einen netten Vorgeschmack auf das ab, was dort entstehen könnte.

Viel Hochglanz, hohes Tempo
Folgerichtig bekommt der Zuschauer einen Hochglanz-Wall-Street-Look serviert. Große Villen, weitläufige Büros und teure Wohnungen. Ohne Frage sind einige nette Momente für das Auge dabei. Was sich nun aber nach einer trockenen und drögen Schreibtisch- und Recherche-Story anhört, ist in Wahrheit deutlich dynamischer und dadurch auch unterhaltsam. Das liegt vor allem an einem ordentlichen Pacing, das vorgelegt wird. Viel Zeit wird nicht verloren, teilweise auch nicht zwischen den Szenen, was an recht harten Umschnitten liegt. Dann gibt es allerdings auch mal eine ganze Folge, in der eine Auszeit genommen wird, und in die keinerlei Fortschritt in der Handlung bringt. Nach dem ordentlichen Tempo der vorangegangenen Episoden fällt diese kleine Verschnaufpause aber kaum negativ ins Gewicht.

Glücklicherweise verzichten die Serienschöpfer Brian Koppelman, David Levien und Andrew Ross Sorkin auf eine schwarz-weiß gezeichnete Welt, die einzig und allein dafür da ist, dem Zuschauer zu zeigen, wie verkommen und skrupellos die ganze Börsenwelt ist – inklusive der Menschen, die in dieser arbeiten. Stattdessen werden zwei Hauptcharaktere gezeichnet, die unmöglich ohne Weiteres in die Schubladen ‚Gut‘ und ‚Böse‘ gesteckt werden können. Seriendarsteller Damian Lewis spielt einerseits den Geschäftsmann, der auch ohne zu zögern über Leichen geht (im übertragenen Sinn). Dieser hat allerdings auch ein Gewissen und ist ein treu sorgender Familienvater und Wohltäter. Ihm gegenüber steht Paul Giamatti. Der Anwalt, der das Recht vertritt und als staatliche Instanz eigentlich der weiße hoffnungsvolle Ritter sein sollte. Doch letztlich geht es auch ihm nur ums Gewinnen, egal mit welchen Mitteln, und um das Aufsteigen in ein höheres politisches Amt. Wirklich selbstlos handelt keiner der beiden, am ehesten noch die von Maggie Siff porträtierte Psychiaterin, die versuch,t beide Parteien im Zaum zu halten, aber oftmals nur als Spielball zwischen den Protagonisten dient – was schade ist, da sie gerade wegen ihrer Position zwischen den Stühlen die interessanteste Persönlichkeit der Serie ist.

Figuren in allen Grautönen
Die Guten sind nicht wirklich gut und die Bösen nicht abgrundtief böse. Es ist spannend die einzelnen Facetten der beiden Hauptfiguren nach und nach zu ergründen. Auch die Geschichte kann an manchen Stellen spannend, bisweilen dramatisch sein, sie kann überraschend sein und dann wiederum traurig. Wie gesagt: kann. Denn ein Großteil dieses Potenzials wird aufgrund einer recht unspektakulären Inszenierung verschenkt, sodass beim Zuschauer keinerlei gefühlsreiche Reaktionen, wie beispielsweise Tränen oder Schock, ausgelöst werden.

Doch auch das Drehbuch hat hier und da ein paar kleine Schwächen. So wird zu keinem Zeitpunkt auf eine zufriedenstellende Art und Weise erklärt, wieso sich die beiden Protagonisten dermaßen hassen. An wiederum anderen Stellen waren die Autoren dann auch einmal etwas schreibfaul und haben einige Situation mit viel zu leichten Auswegen aufgelöst. Auf der anderen Seite macht es als Zuschauer aber auch Spaß, die einzelnen Schachzüge der beiden Parteien zu verfolgen und zu überlegen, was die jeweilige Reaktion auf der anderen Seite sein könnte. Und wer bis zum Schluss dran bleibt, der wird auch mit einem starken Ende belohnt, auch wenn der ganz große Knall ausbleibt. Das ist aber auch ganz gut, denn eine Überführung im Al-Capone-Style, wie sie kurz angedeutet wurde, wäre zu einfach gewesen, und sie wäre all dem, was zuvor passiert ist, nicht gerecht geworden.



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"Billions" überzeugt vor allem wegen seiner hochinteressanten Figuren, seines starken Casts und seinem flotten Tempo. Das macht die Serie trotz einiger Schwächen in der Inszenierung und beim Drehbuch sehenswert.
7
von 10