Storm und der verbotene Brief
© Farbfilm

Storm und der verbotene Brief

(„Storm: Letters van Vuur“ directed by Dennis Bots, 2017)

„Storm und der verbotene Brief“ läuft ab 23. März 2017 im Kino

Der kleinen Druckerei von Klaas (Yorick van Wageningen) ging es auch schon mal besser. Mehr schlecht als recht kommen er und seine Familie über die Runden, auch weil Klaas immer wieder unbezahlte Aufträge annimmt. Unbezahlt und heikel: Im Antwerpen des 16. Jahrhunderts ist die Gesellschaft aufgrund von Luthers Reformation gespalten, die gedruckten Flugblätter heizen die Stimmung noch weiter an. Als Klaas dabei erwischt wird, wie er einen Brief des geächteten Reformators druckt, landet er auch dann sofort im Gefängnis. Doch sein 12-jähriger Sohn Storm (Davy Gomez) kann im letzten Moment mit der Druckplatte entkommen und lernt während seiner abenteuerlichen Flucht das Waisenmädchen Marieke (Juna de Leeuw) kennen.

2017 jähren sich die einschneidenden Thesen von Martin Luther zum 500. Mal, was nicht nur innerhalb der Kirche ein großes Thema ist. Auch die Filmwelt gönnt sich den einen oder anderen Beitrag dazu. Storm und der verbotene Brief hat hier jedoch in gleich mehrfacher Hinsicht einen etwas anderen Weg eingeschlagen. Nicht nur, dass der Spielfilm aus den Niederlanden stammt, er richtet sich auch an Kinder und Jugendliche. Und so sind es dann eben auch Storm, später ergänzt um Marieke, welche die die Hauptfiguren sind. Luther selbst taucht nur ganz am Anfang auf, sein Leben spielt kaum eine Rolle, seine Überzeugungen nur indirekt.

Einige Punkte bringt die Drehbuchautorin Karen van Holst Pellekaan durchaus an, vor allem die Frage nach den vom Volk teuer bezahlten Ablässen und der Bilderkult der katholischen Religion werden angesprochen. Ein echter Diskurs zwischen den verschiedenen Weltansichten bleibt aber aus. Aus gutem Grund: In Jugendfilmen wird gerne mit klar zu identifizierbaren Schwarz-Weiß-Farben gearbeitet. Es braucht die Guten und die Bösen, welche als solche zu erkennen sind. Im Fall von Storm und der verbotene Brief ist diese Einteilung sehr eindeutig. Alle, die sich der Reformation verschrieben haben, sind Helden, der Rest darf mit negativen Charaktereigenschaften glänzen: Überheblichkeit, Brutalität, Gier, Ignoranz. Dabei gäbe es durchaus Möglichkeiten, diesen Konflikt etwas subtiler und ausgewogener abzuarbeiten, da in der Gestalt von Klaas’ Frau Cecilia (Angela Schijf) eine Anhängerin der alten Lehre im Haus wohnt. Aber auch die begnügt sich damit, rumzuzetern und zu schimpfen.

So ganz wird man dann auch nie den Eindruck los, dass die Geschichte der Reformation hier nur ein Vorwand sein soll, um ein Abenteuer für ein junges Publikum zu drehen. Als solches ist der Film aber durchaus brauchbar. Vor allem das Drumherum ist sehr stilvoll geworden: Wenn Storm durch das mittelalterliche Antwerpen streift oder die Kanalisation flieht, dann entstanden dabei mit historischen Kulissen und ein bisschen Computertrickserei sehr ansehnliche Bilder. Und sehr düstere Bilder: Nicht nur, dass hier selbst am helllichten Tag das Licht und nennenswerte Farben zu fehlen scheinen, Regisseur Dennis Bots scheut sich nicht davor zurück, seinem jungen Publikum einiges zuzumuten. Vielleicht manchmal so ein bisschen zu viel. Ansonsten folgt hier alles den bekannten Bahnen, Überraschungen werden frühzeitig als solche markiert, brenzlige Situationen und kleine Verfolgungsjagden prägen den Ablauf. Das ist sicher nicht annähernd so revolutionär wie die Ideen hinter dem Abenteuer. Muss es aber wohl auch nicht: Der Historienfilm weiß, was funktioniert, und tut dann genau das. Zumindest für die Kleinen gibt es in der grundsoliden Produktion genügend Spannung, Erwachsene gehen aufgrund der Umsetzung auch nicht ganz leer aus.



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Ein Film über die Reformation ohne den Reformator? „Storm und der verbotene Brief“ interessiert sich nur am Rande für den Inhalt des Glaubensstreites, sondern nutzt diesen, um ein stilvolles, wenn auch wenig subtiles oder revolutionäres Abenteuer für ein junges Publikum draus zu machen.
6
von 10