Drei Caballeros
© Disney

Drei Caballeros

(„The Three Caballeros“ directed by Norman Ferguson, Clyde Geronimi, Jack Kinney and Bill Roberts, 1944)

Über den künstlerischen Wert von Saludos Amigos darf man ja durchaus geteilter Ansicht sein, offensichtlich war das Projekt aber profitabel genug, damit Disney sich zwei Jahre später erneut an einem Package Film über Südamerika versuchte. Dieses Mal verzichtete man dann ganz darauf, dem Ganzen einen tatsächlichen Rahmen geben zu wollen. Drei Caballeros beginnt damit, dass Donald Duck Geburtstag hat, diverse Geschenke bekommt und sich anschließend einige Filme anschaut.

Sieben Segmente sind so innerhalb der 72-minütigen Laufzeit zu finden, in denen Donald mal mitspielt, dann auch wieder nicht. So dürfen wir recht früh einem kleinen verfrorenen Pinguin dabei zusehen, wie er eine neue – und deutlich wärmere – Heimat sucht. Erzählt wird die Geschichte hier wie auch bei dem Abschnitt über einen kleinen Jungen und dessen geflügelten Esel per Voice-over. Nicht dass es dabei wirklich viel zu erzählen gäbe, im Gegensatz zu den anderen Teilen der „Meisterwerke“-Reihe von Disney, ist dieser siebte in seinen Ambitionen recht bescheiden. Ein bisschen Slapstick hier, ein wenig südamerikanische Exotik da, und schon war der Episodenfilm gefüllt.

Dass man sich Drei Caballeros trotz des sehr simplen Inhalts anschauen kann, liegt mehr in der Optik und der Experimentierfreude begründet. Hier wird kontinuierlich mit Stilen herumgebastelt. In Las Posadas beispielsweise wird mit Standbildern gearbeitet, die zeigen, wie eine Gruppe mexikanischer Kinder die Suche Marias nach einer Herberge nachspielt. Sehr viel mehr in Bewegung ist Baía, dessen Reise durch Brasilien einem Aufklapp-Bilderbuch nachempfunden ist. Ganz surreal wird es dann später, wenn Objekte fließend ineinander übergehen, Donald in seinem Liebesrausch einen wilden Reigen aus Blumen, Farben und Formen sieht, unterbrochen von den beiden anderen titelgebenden Caballeros: der schießwütige Hahn Panchito und der rauchende Papagei José, den wir schon in Saludos Amigos sehen durften.

Optisch gibt es da schon das eine oder andere kunterbunte Bonbon, zumindest bei den flüssigen Animationen ist der Zeichentrickteil ein echter Disney. Insgesamt ist Drei Caballeros aber zu oft zu langweilig, um wirklich in einem Atemzug mit den Klassikern des Mäusekonzerns genannt zu werden. Während einige der in sich geschlossenen Minigeschichten niedliche Samstag-Morgen-Cartoons sind, kindgerecht und völlig belanglos, zerren die späteren Kombinationen mit Realaufnahmen ziemlich an den Nerven, wenn sie nicht gerade zu einem kleinen Nickerchen anregen. Wenn etwa Donald auf einem fliegenden Teppich Badeschönheiten hinterherjagt, dann ist das allenfalls der überraschend sexuellen Komponente wegen interessant. Witzig ist das nicht, ebenso wenig der Rest der Episoden.

Insgesamt war Saludos Amigos da noch der stimmigere Film, was zum einen an der kürzeren Laufzeit liegen dürfte – 44 Minuten altmodischer Nonsens sind nun mal leichter zu ertragen als 72 Minuten. Zum anderen war dort aufgrund des Reiserahmens zumindest noch etwas wie eine Richtung erkennbar. Drei Caballeros ist trotz des umfangreichen Musicalanteils später, der herumzappelnde Zeichentrickfiguren noch etwas ungelenk mit realen Sängern und Tänzern verknüpft, das Ganze mit südamerikanischen Rhythmen unterlegt, eine recht träge Angelegenheit und eines der schwächsten Disney-Meisterwerke.



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Der zweite von insgesamt sechs aufeinanderfolgenden Package Films der Disney Animationsstudios ist noch einmal schwächer als das ohnehin nicht berauschende „Saludos Amigos“. Während die visuellen Experimente zumindest noch das Auge erfreuen, sind sowohl die simplen Cartoons wie auch die Zeichentrick-/Realkombinationen belanglos bis langweilig.
5
von 10