The Pyramid
© STUDIOCANAL

The Pyramid: Grab des Grauens

(„The Pyramid“ directed by Grégory Levasseur, 2014)

the-pyramid-grab-des-grauens-dvd
„The Pyramid – Grab des Grauens“ ist seit 17. November auf DVD und Blu-ray erhältlich

Kairo im Jahre 2013. Die ägyptische Hauptstadt ist Schauplatz unzähliger Aufstände und Krawalle. Das Land ist im Wandel und eine Revolution im vollen Gange, als ein Team von amerikanischen Archäologen eine bis dahin noch unbekannte Pyramide entdecken, welche sich über hunderte Meter tief im Wüstensand erstreckt. Um den Fund für die Nachwelt zu dokumentieren, werden sie von einer Filmcrew begleitet und interviewt. Kaum haben die Dreharbeiten begonnen, wird das Projekt aufgrund der eskalierenden Situation in Kairo für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden soll das Lager geräumt sein und die Beteiligten im Flieger nach Hause sitzen. Die Zeit drängt und so entschließt das verbleibende Team um Dr. Miles Holden (Denis O’Hare) und seiner Tochter Nora (Ashley Grace) einen Forschungsroboter in die Pyramide zu schicken, um Bildmaterial zu sammeln. Der daraufhin von etwas Unbekanntem attackiert und außer Gefecht gesetzt wird. Genügend Anlass für die Gruppe, die teure Regierungsblechbox und das Gefilmte bergen zu wollen. Eine Reise in das Innere des Steinlabyrinths – ohne Rückkehr!

Hat uns Brendan Fraser in unzähligen Mumienfilmen denn nun wirklich gar nichts gelehrt? Benötigt es erst ein „Bitte nicht stören“-Schild, um all die längst vergessenen Todesfallen und verfluchten Begräbnisse in Frieden ruhen zu lassen? Oder muss erst Dwayne „The Rock“ Johnson erneut in die Rolle des Skorpionkönigs schlüpfen, bis auch der letzte Archäologe genug von pyramidenartigen Steinformationen im Wüstensand hat?

In den letzten Jahren wurde es dennoch ruhig um die toten Könige und Herrscher, denen ein Platz auf dem örtlichen Friedhof nicht pompös genug war. Nunmehr ein Grund für Regisseur Grégory Levasseur, die dürren Adligen in seinem Regiedebüt vor die Kamera und aus dem Jahrhunderte langen Schlaf zu zerren. Verständlich, dass die Mitbewohner der spitzförmigen Hausgesellschaft auf die Barrikaden gehen und zum Gegenschlag ansetzen. Eine Mumienjagd im Found-Footage-Stil?!

Mitnichten. Mumien sind nämlich ausverkauft! Stattdessen gibt es eine handvoll hungriger Sphinx-Katzen aus der Unterwelt, gefolgt vom eigentlichen Herrn des steinernen Hauses. Der nennt sich Anubis, ist seines Zeichens ägyptischer Gott der Totenriten und für Besuch immer zu begeistern. Wacklige Bilder und amateurhafte Handyaufnahmen sucht man verzweifelt, schließlich ist ein professioneller Kameramann mit von der Partie, der selbst im Angesicht des Todes nur ein Auge für den richtigen Winkel und die beste Kamerafahrt zu haben scheint. So wirklich beibehalten will Levasseur den Stil aber auch nicht. Wird einem die bekannte Filmart in der Einführung noch suggeriert, springt er immer wieder zwischen arealen Aufnahmen und verschiedenen Kameras, sobald es ins Innere geht. Die eigentliche Found-Footage Mechanik lässt sich nur in vage erahnen. Ob gewollt oder nicht, das Wirrwarr wirkt alles andere als künstlerisch kalkuliert und wirft in Verbindung mit unbeholfenen Jumpscares, fehlplatzierten Soundtracks und dünnen Dialogen kein gutes Licht auf das Erstwerk des früheren Drehbuchautors (Alexandre Ajas Maniac).

Dabei ist der mythologische Ansatz wirklich spannend und die Grundidee des Found-Footage-Horrors im Wüstensand durchaus was Neues. Würde nicht an allen Ecken und Enden Sand ins Getriebe rieseln. Wie immer geht es um das einfache Überleben, das Abschlachten der Protagonisten, deren Persönlichkeiten und Dialoge keine große Rolle spielen. Viele Elemente wirken von ähnlichen Filmen kopiert, adaptiert und lieblos auf die einzelnen Szenarien verteilt. Geheimnisvolle Hieroglyphen, offensichtliche Warnhinweise und ein Trailer, der alle nennenswerten Momente verrät. Es grenzt an Ironie, dass diesem Regiedebüt das Herz fehlt, ist es doch Anubis selbst, der den Menschen das Herz aus der Brust reißt, um es anschließend in die Waagschale zu legen, die über das Schicksal der Person entscheidet.



(Anzeige)

Trotz origineller Hintergrundgeschichte, verliert sich Grégory Levasseurs Erstwerk in wahlloser Anwendung verschiedener Stile, bekannten Genreklischees und einer gesichtslosen Cast. Ein Found-Footage-Film, der eigentlich keiner ist.
4
von 10