The Model
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The Model

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„The Model“ // Deutschland-Start: 25. August 2016 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Emma (Maria Palm), eine junge Dänin, träumt davon, Model zu werden. In ihrem Heimatdorf wird sie dafür ausgelacht, ihre Erscheinung mit den dünnen Armen und Beinen gar als grotesk angesehen. Als sie in Kopenhagen von einem Model-Scout entdeckt wird und kurz darauf für ein Fotoshooting nach Paris reist, droht sich ihr Traum allerdings schnell als Alptraum zu entpuppen. Sie kommt zu spät und kann den Fotografen Shane White (Ed Skrein) nicht überzeugen, weshalb sie vom Set geschmissen wird und der Traum ausgeträumt scheint. Später in einem Nachtclub trifft sie ihn erneut und es fällt ihr nicht schwer, ihn zu verführen; bald darauf bekommt sie wieder neue Engagements.

Emma ist ein selbstgerechtes Mädchen, das andauernd Dinge tut, die sie nicht tun will, ohne hinterher Verantwortung dafür zu übernehmen. Sie schläft mit jedem Mann, der Einfluss in der Modewelt hat, um sich bessere Shootings zu verschaffen. Hinterher gefällt es ihr aber nicht, dass sie es getan hat. Wenn The Model zeigen will, wie gnadenlos das Fashionbusiness ist, hat er sein Thema verfehlt. Denn wir sehen ein junges Model, das alles freiwillig macht. Nie ist Zwang im Spiel, nie wird gedroht „wenn du das nicht machst, kriegst du keine Aufträge mehr“. Sie betrügt Frederik – ihren Freund, der in Dänemark geblieben ist – mit Shane. Und als ersterer sie überraschend besucht, lässt sie sich von Shane (dem sie sagte, sie hätte keinen Freund) vor seinen Augen küssen.

Als ihr Drogen angeboten werden, sagt sie zwar, dass sie keine nimmt, greift dann aber sofort zu, als es heißt, die seien nicht so stark. Danach hat sie einvernehmlichen Sex im Pool mit dem Mann, von dem sie die kleine Pille nahm. Tags darauf sitzt sie aber verstimmt bei Shane im Bett, plötzlich war das alles gegen ihren Willen. Shane sucht daraufhin den Mann auf und schlägt ihn K.O. Als Shane sie schließlich verlässt, erfindet sie eine Schwangerschaft und erzählt ihm, sie sei erst 16 statt wie bisher angenommen 18. Emma ist manipulativ und vielleicht sogar psychisch krank.

The Model ist nicht der erste Film, der an einem irreführenden Marketing leidet. Prominentestes Beispiel dürfte The Village sein, der als Creature Feature vermarktet wurde und als solches durchfiel, wobei er doch ein gutes Period Piece ist. The Model will gar nicht zeigen, wie hart die Modewelt ist, was Presse- und DVD-Cover-Text aber leider suggerieren. Stattdessen ist es eine kluge Charakterstudie einer starken und interessanten Figur. Nun ist Emma aber leider eine Frau, weswegen sich die Marketingabteilung wohl dazu veranlasst sah, sie als passives Opfer zu verkaufen und nicht als einen vielschichtigen Charakter mit Schwächen. Objektiv betrachtet darf das natürlich nicht in die Bewertung eines Filmes einfließen, doch eine einmal aufgebaute Erwartungshaltung lässt sich nicht einfach ignorieren. Für mich jedenfalls resultiert es bei der Wertung im Abzug eines Punktes. Man darf es als mahnendes Beispiel dafür nehmen, nur mehr unvorbereitet an einen Film heranzugehen.

Emma ist aber auch ein armes Mädchen, das sich selbst im Weg steht und es nicht geschafft hat, eine großartige Chance wahrzunehmen. Sie trägt an allem selbst die Schuld, bis sie am Ende von ihrem Vermieter vergewaltigt wird, eine Person, die überhaupt nichts mit der Modewelt zu tun hat. Das ist das einzige Mal, dass sie sich wehrt, dass sie erkennbar nicht möchte, was passiert, und dass sie nicht die Initiative ergreift und das einzige Mal, dass man unbestreitbar auf ihrer Seite stehen muss.

Emma ist auch der einzig wirklich ausgearbeitete Charakter im Film. Shane ist einigermaßen gut charakterisiert, der Rest bleibt farblos. Was normalerweise ein Problem darstellen würde, ist hier ein sehr guter Kniff. Immerhin ist Emma lediglich auf ihren eigenen Vorteil bedacht und interessiert sich abgesehen von ihr selbst nur noch für Shane. Verkörpert wird sie von Maria Palm, einem wirklichen Model. Diese Besetzung verleiht dem Film eine gewisse Authentizität, denn nicht nur bewegt sich Palm sozusagen in ihrer natürlichen Umgebung, sondern spielt auch so als hätte sie bereits 50 Credits als Schauspielerin, und nicht erst einen von vor 20 Jahren.

Credits

OT: „The Model“
Land: Dänemark
Jahr: 2016
Regie: Mads Matthiesen
Drehbuch: Anders Frithiof August, Mads Matthiesen, Martin Zandvliet
Musik: Sune Martin
Kamera: Petrus Sjövik
Besetzung: Maria Palm, Ed Skrein, Yvonnick Muller

Bilder

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The Model
fazit
"The Model" ist ein hervorragend gespieltes und gut inszeniertes Drama, dessen Marketingabteilung nicht wahrhaben möchte, dass seine Protagonistin für fast alles was ihr passiert, selbst verantwortlich ist und sie zu einem Opfer der Modewelt hochstilisiert. Das ist insbesondere deshalb schade, da Emma ein exzellent geschriebener Charakter ist, der dadurch herabgewürdigt wird.
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