The Boss
© Universal Pictures

The Boss

(„The Boss“ directed by Ben Falcone, 2016)

„The Boss“ läuft ab 21. April im Kino

Platz 47 der reichsten Frauen in den USA: Michelle Darnell (Melissa McCarthy) hat es in ihrem Leben zu was gebracht, auch deshalb, weil sie sich rücksichtslos über alle anderen hinwegsetzt. Ihr früherer Liebhaber und jetziger Konkurrent Renault (Peter Dinklage) ist es jedoch leid, ständig von ihr gedemütigt zu werden und hetzt ihr deshalb die Polizei auf den Hals, die sie für einen Insider-Handel dann auch gleich mal in den Knast steckt. Als sie einige Monate wieder draußen ist, steht sie vor dem Nichts: Geld, Firma, Freunde, alles weg. Nur ihre ehemalige Assistentin Claire (Kristen Bell) und deren Tochter Rachel (Ella Anderson) nehmen sich der in Ungnade gefallenen Unternehmerin an. Und die hat auch schon eine Idee, wie sie wieder an die Spitze kommt: Gemeinsam mit Claire, Rachel und anderen Mädchen will sie ein neues Brownie-Imperium gründen!

Business as usual: Nicht nur Michelle hält eisern an dem von ihr eingeschlagenen Erfolgsrezept fest, auch die Frau dahinter scheint nur wenig an Alternativen interessiert zu sein. Eigentlich spielt es keine echte Rolle, ob sie nun eine Verliererin mimt (Tammy) oder wie hier einen Erfolgsmenschen, eine Trickbetrügerin (Voll abgezockt) oder eine Spionin (Spy – Susan Cooper undercover), Melissa McCarthy bleibt Melissa McCarthy. Eine derartige Konstanz mag man gut finden, auf Dauer ist es aber schon eher langweilig, wie wenig Variation sich in den Filmen der bekannten Darstellerin findet. Dass das durchaus komisch sein kann, hat sie letztes Jahr in Spy bewiesen, die nicht nur die beste McCarthy-Komödie der letzten Jahre war, sondern allgemein eine der besten Hollywood-Komödien von 2015. Aber der Film bleibt wohl ein Ausrutscher nach oben, in The Boss heißt es zurück in den drögen Komödienalltag.

Der Einstieg um ein Mädchen, das von den Pflegeeltern einfach wieder zurückgegeben wird, wie ein nicht passendes Kleid, ist dabei noch einer der besten Einfälle von McCarthy, ihrem Mann und Regisseur Ben Falcone und Steve Mallory, die zusammen das Drehbuch geschrieben haben. Und auch der völlig überzogene Showdown ist irgendwie ganz nett geworden. Dazwischen wartet aber viel Langeweile. Das Problem ist dabei nicht einmal, dass der Humor recht derb ist, sondern dass ihm die Ideen fehlen. Hier gibt es kaum einen Witz, den man nicht schon zuvor gehört hat, der sich nicht viel zu früh ankündigt, oft auch zu sehr in die Länge gezogen wird: Mit einer bemerkenswerten Kaltschnäuzigkeit hält Falcone auch weit über die Pointe hinaus an Witzen fest, immer wieder zieht sich The Boss wie Kaugummi. Ein Kaugummi, den vorher schon ein Dutzend anderer im Mund gehabt zu haben scheint. Der Biss, den eine Komödie über eine rücksichtslose Unternehmerin eigentlich haben sollte, den vermisst man hier völlig, der Film begnügt sich mit harmlosen Obszönitäten.

Als wäre der Komödienanteil nicht schon ermüdend genug, musste aber auch noch ein tränenreicherer Abschnitt rein, dazu eine wohlmeinende Betonung traditioneller Werte wie Freundschaft und Treue. Dieses Aufeinanderprallen von Prollhumor und Familienidylle wirkte schon bei Dating Queen sehr erzwungen, bei The Boss wurde das noch einmal übertroffen. Nachdem zuvor mehr als eine Stunde lang die Gagmaschine auf Automatik gestellt wurde, wird später im Hauruckverfahren noch eine Krise eingebaut und diese ebenso plötzlich wieder gelöst, ohne dass man auch nur im Geringsten nachvollziehen könnte, warum das alles geschieht. Nun sind mäßige , holprig erzählte Komödien keine Seltenheit. Ärgerlich ist nur, dass man das Gefühl nicht los wird, dass The Boss eigentlich viel besser hätte sein können und müssen. Auch der Besetzung wegen. Schon bei Falcones und McCarthys letzter Zusammenarbeit Tammy war es erschreckend, wie dürftig ein Film sein kann, in dem immerhin Susan Sarandon, Mark Duplass und Dan Akroyd mitspielen. Nun sind es Peter Dinklage, Kathy Bates, Tyler Labine und Dave Bautista, die für ein Werk verheizt werden, das es in der Form nicht gebraucht hätte.



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„The Boss“ zeigt McCarthy bei dem, was sie eigentlich immer macht: fluchen und durch die Gegend stolpern. Der derbe Humor ist nicht nur einfallslos und ohne Gespür für Timing, er passt auch nicht zu dem erzwungen süßlich-tränenreichen Ende.
4
von 10