HalloHallo
© Memfis Film/Peter Widing

Hallohallo

(„Hallå hallå“ directed by Maria Blom, 2014)

Hallo Hallo DVD
„Hallohallo“ erscheint am 18. März auf DVD

Schluss, aus, vorbei. Viele Jahre waren Disa (Maria Sid) und Ehemann Laban (Calle Jacobsson) miteinander verheiratet, haben auch zwei gemeinsame Kinder. Umso schlimmer fällt Disa deshalb, die Trennung zu akzeptieren. Während Laban längst ein neues Leben begonnen hat und frisch liiert ist, steht sie selbst vor den Scherbenhaufen und weiß nicht so recht weiter. Hinzu kommen die Probleme bei der Arbeit: Mal ist die Krankenschwester von den widrigen Bedingungen genervt, mal sind es die schwierigen Patienten, die ihr den Alltag zur Hölle machen. Erst als sie den charmanten Kent (Johan Holmberg) kennenlernt, scheint sich alles wieder dem Guten zuzuwenden.

Disa ist einer dieser Menschen, die es einem wahnsinnig schwer machen, obwohl bzw. weil sie es einem immer recht machen wollen. Sie ist nett, höflich, hilfsbereit, tut immer, was man ihr sagt. Und sie ist allein. Wie eine Witzfigur wirkt sie anfangs, wenn sie in einer Slapstickszene ausrutscht und eine Abfahrt runterkullert. Oder auch, wenn sie sich alles gefallen lässt, sei es bei der Arbeit oder von ihrer bevormundenden Mutter. Manchmal möchte man sie auch einfach nur schütteln, damit sie aus ihrer Lethargie erwacht und endlich aufhört, ihre Zeit mit Warten zu verschwenden. Warten auf Anerkennung, Warten darauf, dass ihr Mann zurückkommt und sie endlich wieder jemand sein darf.

Denn darum geht es in Hallohallo, dem vierten Film der schwedischen Regisseurin und Drehbuchautorin Maria Blom: jemand sein. Disa hat das nie gelernt, hat sich anderen immer untergeordnet und sich über sie definiert. Wenn sie nach der Trennung das erste Mal völlig auf sich gestellt ist und das zum Anlass nimmt, alles einmal zu hinterfragen, dann mag das nicht originell sein. Es ist auch nicht mit sonderlich überraschenden Wendungen verbunden, die Tragikomödie hält sich an bewährte Wege aus der Krise. Aber richtig übelnehmen will man das hier nicht, dafür ist die Hauptfigur zu liebenswert und gerade auch wegen ihrer Allgemeingültigkeit so authentisch, sie ist eben nicht das schöne Prinzesschen, der die Herzen zufliegen. Man nimmt es der Finnin Maria Sid ab, wie sie da ahnungslos durchs Leben stolpert, alles richtig gemacht hat und doch am Ende mit (fast) leeren Händen da steht – denn jeder wird sich schon einmal so ähnlich gefühlt haben.

Das soll aber nicht bedeuten, dass Hallohallo völlig austauschbar und ohne eigene Note ist. Denn zwischen den Allgemeinplätzen, auf denen Disa ziellos herumstapft, finden sich immer wieder kleine Momente, die von skurrilen Figuren oder ungewöhnlichen Orten bestimmt sind. Das gibt zwar nicht unbedingt Anlass, laut aufzulachen – dafür ist der Film dann doch zu leise und zu zurückhaltend –, ein bisschen schmunzeln darf man aber schon bei dem, was in dem schwedischen Dorf so vor sich geht. Zum Schluss wird es dann auch emotionaler, schließlich muss die angestaute Wut, die Traurigkeit, der Frust, nach draußen. Einfallsreich ist auch das nicht, dafür aber befreiend und rührend, kommt dazu ohne ein kitschiges Happy End aus. Neue Erkenntnisse wird man anders als Disa aus diesem Selbstfindungstrip wohl nicht mitnehmen, dafür aber Bestätigung, mindestens jedoch genügend Unterhaltung, um die gut anderthalb Stunden zu rechtfertigen.



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Ehe weg, alles weg? Die leise Geschichte einer unterwürfigen Frau, die nach der Trennung erst zu sich finden muss, gewinnt keine Preise für Originalität, ist aber authentisch und punktet mit einer sympathisch ziellosen Hauptfigur.
7
von 10