Alice Through the Looking Glass 1973

Alice Through the Looking Glass (1973)

(„Alice Through the Looking Glass“ directed by James MacTaggart, 1973)

Alice Through the Looking Glass 1973Wie es wohl hinter den Spiegeln aussehen mag? Ob dort tatsächlich alles genau andersrum ist? Alice (Sarah Sutton) reicht es irgendwann mit den Spekulation, ihre Neugierde treibt sie dazu an, das einmal aus nächster Nähe anzuschauen. Und tatsächlich: Im Spiegelland gehen die Uhren ganz anders, das Mädchen wird mit den eigenartigsten Regeln konfrontiert. Eine davon, die ihr die rote Königin (Judy Parfitt) verrät, besagt, das Alice selbst eine Königin werden kann, wenn sie bis ans Ende des Reiches reist. Das lässt sich das Kind nicht zweimal sagen und begegnet unterwegs einer Reihe kurioser Figuren.

Aufwendige Kostüme, prächtige Kulissen, eine stimmungsvolle Ausstattung, Verfilmungen historischer Stoffe durch die BBC sind ungeachtet inhaltlicher Qualitäten meist ein Fest fürs Auge. Wenn ausgerechnet der altehrwürdige britische Fernsehsender Lewis Carrolls Abenteuer von Alice auf den Bildschirm bringen will, dann verspricht das eine ganze Menge. Umso mehr, da in den Vorgängeradaptionen – abgesehen vielleicht von den „Alice im Wunderland“-Version 1933 und 1949 – das Budget immer sehr gering war, das billige Erscheinungsbild die Fantasie der Vorlage vermissen ließ.

Wirklich besser sieht es hier dann aber auch nicht aus. Würde da nicht das bekannte Logo auf der DVD-Hülle prangen, man würde kaum für möglich halten, dass es sich hier um eine BBC-Produktion handelt. Auf tatsächliche Kulissen hat man hier verzichtet, stattdessen wurden die Bewegungen der Protagonisten gefilmt und auf Hintergründe projiziert. Das sieht immer ein wenig befremdlich und komisch aus, man hat nie den Eindruck, dass die Figuren und das Drumherum zusammenpassen. Nimmt man dann noch die simplen Kostüme hinzu, es wäre ein leichtes, Alice Through the Looking Glass zu belächeln und anschließend mit Missachtung zu strafen. Doch zum einen ist es gerade dieser sonderbare Low-Budget-Look, der die Absurdität der Szenen unterstreicht. Und dann wäre da noch die Sprache.

„Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“, das waren nicht nur surreale Momente und kuriose Wesen, sondern eben auch ein wahnwitziges Spiel mit der Sprache. So sehr verdrehte Carroll in seinen beiden Büchern die Mechanismen der Sprache, baute Brücken, wo keine sein durften, dass man immer wieder verblüfft innehalten musste. In Filmen funktioniert das oft weniger gut, einige der Wortspiele sind kaum visualisierbar. Oft verzichteten die Filmemacher dann auch ganz darauf, begnügten sich lieber mit dem Auftritt der bekannten Figuren.

Alice Through the Looking Glass jedoch nimmt seine Vorlage an und hält sich fast wortwörtlich an sie. War die Version von 1966 kaum noch wiederzuerkennen, haben wir hier also das genaue Gegenteil. Bei Regisseur James MacTaggart wird die Geschichte so originalgetreu umgesetzt, dass man sich fragt, ob es den Film überhaupt braucht oder ob man mit einer Lektüre nicht doch besser fährt. Schließlich hat die schönere Bilder zur Folge, als es der Film hat. Immerhin sind die Schauspieler gut gewählt, dank der brillanten Vorlage macht eben auch diese Version Spaß. Da reine Adaptionen des zweiten Alice-Buches ohnehin rar gesät sind, lohnt sich für Sammler allein deshalb schon der Blick, Freunde absurder Ideen werden ohnehin ihre Freude haben.



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Die BBC-Verfilmung des zweiten Alice-Buches hält sich sehr eng an die Vorlage, ein Großteil des Sprachwitzes ist erhalten geblieben. Auch die gute Besetzung spricht für die Adaption, dafür ist das Budget sichtbar niedrig, Kulissen und Kostüme entsprechend billig.
6
von 10