El Hazard

(„Shinpi no Sekai Eru Hazādo“ directed by Hiroki Hayashi, 1995/96)

El Hazard
„El Hazard“ ist auf drei Volumes verteilt auf DVD erhältlich

Wie schon letzte Woche in Alice steht auch im 82. Teil unseres fortlaufenden Animationsspecials ein ungeplanter Ausflug in eine andere, fantastische Welt an. Dieses Mal jedoch hält sich der Schrecken in Grenzen, stattdessen darf man nun des Öfteren herzhaft lachen.

Im einen Moment waren sie alle noch irgendwo an der Shinonome High School, im nächsten sind sie … ja wo eigentlich? Weder die Schüler Makoto Mizuhara, Katsuhiko Jinnai oder Nanami Jinnai noch deren Lehrer Masamichi Fujisawa haben eine Ahnung, wohin es sie verschlagen hat. Sie wissen nur, dass sie sich plötzlich in einer fremden Welt mit mannsgroßen Käfern, rabiaten Prinzessinnen und tödlichen Waffen befinden, in einer Welt, die kurz vor einem großen Krieg steht. Und die vier haben ihre ganz individuellen Antworten, wie sie mit der Situation umgehen.

Ganz einfach ist es ja nicht, El Hazard in eine Schublade stecken zu wollen. Zu allererst ist die 7-teilige Animeserie natürlich ein Abenteuer, schließlich geht es hier um das Überleben in einer fremden Welt. Dann gibt es Elemente, die mal dem Fantasybereich entnommen wurden (Rassen mit übernatürlichen Kräften), mal dem Science-Fiction (die technologischen Errungenschaften). Es gibt einen epischen Krieg, der mehrere Parteien umfasst und bald die gesamte Welt hineinzieht. Gleichzeitig aber auch nackte Haut und sexuelle Anspielungen, die zuweilen die Nähe zu Ecchi- und Haremsanime suchen. Vor allem aber wird hier auf Humor zurückgegriffen, viel Humor.

Dümmliche Riesenkäfer, ein alkoholsüchtiger Lehrer, der im nüchternen Zustand Superkräfte entwickelt, Katzen, die zu Schildern werden, ein Held, der über weite Strecken Frauenklamotten tragen muss – die Serie tut schon viel dafür, dass es trotz des ernsten Umfeldes nie zu ernst wird. Anspruchsvoll sind die Witze nie, schwanken zwischen absurd und derb, sind dafür oft aber tatsächlich lustig. Abgerundet wird der Spaß durch kauzige Charaktere, die sich ständig in die Haare kriegen, allein die Rivalität zwischen Makoto und Katsuhiko ist für diverse Lacher gut. Schön ist übrigens, wie gut sich der Humor auch in der deutschen Fassung bewahrt hat, obwohl – oder weil? – man hier etwas freier bei der Übersetzung an die Sache heranging. Wo sonst schließlich darf man mörderische Insekten treffen, die Lars oder Helga genannt werden?

Auch die eigentliche Geschichte und das Setting haben einige schöne Einfälle zu bieten, inklusive alter Zivilisationen und eines netten Paradoxons, das sich einem aber erst spät erschließt. Trotz des heiteren Tons bekommt man ein Gespür dafür, wie sehr die Welt von El Hazard am Abgrund steht. Optisch ist das weniger berauschend. Zwar wird man aufgrund des Alters von hässlichen Computereffekten verschont, die Designs sind aber schon ein wenig altmodisch, Hintergründe und Animationen aus dem Haus AIC (Vampire Princess Miyu, Oh! My Goddess) sind recht schlicht gehalten, gerade bei den Kämpfen wäre noch mehr drin gewesen.

Dennoch ist die Direct-to-Video-Produktion ein kleiner Klassiker, der auch 20 Jahre später noch (nostalgischen) Spaß macht und eine Reihe von Nachfolgern nach sich zog. So gab es nahezu zeitgleich auch eine reguläre Anime-TV-Serie namens El Hazard – die Nebenwelt, welches die Ereignisse leicht verändert erneut erzählt. Während diese ebenfalls in Deutschland erschien, hatten wir bei den „echten“ Fortsetzungen weniger Glück. El Hazard – The Magnificent World 2 wurde nie veröffentlicht, El Hazard – The Alternative World (quasi Teil 3) nur teilweise, und das auch noch verwirrenderweise unter dem Titel El Hazard, also dem des ersten Teils. Wer mehr über die Abenteuer der sympathischen Charaktere erfahren will, muss deshalb Importhändler bemühen, hat aber auch dort aufgrund verwirrender Namensgebung ein wenig zu kämpfen.



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„El Hazard“ kombinierte eine interessante Welt mit Fantasy- und Sci-Fi-Elementen, vor allem aber viel Humor. Das ist nicht anspruchsvoll, optisch auch eher schlicht, aber auch zwanzig Jahre später ein großer Spaß.
7
von 10