Aura

Aura – Koga Maryuin’s Last War

(OT: „Aura: Maryūinkōga Saigo no Tatakai“, Regie: Seiji Kishi, Japan, 2013)

Aura
„Aura – Koga Maryuin’s Last War“ erscheint am 13. November 2017 auf DVD und Blu-ray

Ein neues Schuljahr, ein neues Glück. So dachte Ichirō Satō zumindest. Doch als er eines Abends in seine Schule schleicht, um ein vergessenes Buch abzuholen, steht ihm plötzlich ein Mädchen gegenüber, das als Zauberin verkleidet ist und sich als große Forscherin ausgibt. Eine Bekloppte eben, so sein Urteil. Niemand, der ihn etwas anginge. Bis es ihn doch angeht: Sein Lehrer verdonnert ihn dazu, sich um seine neue Klassenkameradin Ryōko zu kümmern, die in ihrer eigenen Fantasiewelt lebt. Große Lust dazu hat Ichirō nicht. Zum einen weil er diese Spinnereien nur zu gut kennt und hinter sich glaubte. Zum anderen da einige in der Klasse auf dem Mädchen herumhacken und er nicht zwischen die Fronten geraten will.

„Och nö, doch nicht schon wieder ein Anime über eine Highschool, an der es magisch zugeht!“ Zu diesem Schluss könnte man zumindest kommen, wenn man den Anfang von Aura schaut. Ein großer Zauberkampf wird da ausgetragen, kurze Zeit später sehen wir das besagte mysteriöse Mädchen in der Kutte, die direkt einem Rollenspiel entnommen sein könnte. Das weckt Erinnerungen. Erinnerungen an The Irregular at Magic High School oder auch an High School DxD. Und das sind keine schönen Erinnerungen. Die gute Nachricht: Aura fügt diesem Haufen unangenehmer Erinnerungen keine weitere hinzu. Die schlechte Nachricht: Es gibt allgemein kaum etwas, an das es sich hier zu erinnern lohnt.

Nix Halbes und nix Ganzes
Dabei packt Romeo Tanaka in seiner zugrundeliegenden Light Novel eigentlich einige äußerst gewichtige Themen aus. Eine Realitätsflucht bis hin zur Selbstaufgabe, das ist schon ein wenig düster. Wenn dann noch Mobbing hinzukommt, das an japanischen Schulen wohl besonders garstig ausfallen kann, dann ist eigentlich alles für ein bitteres Drama gegeben. Nur: Aura will das gar nicht sein. Zumindest nicht so wirklich. Stattdessen versucht der Anime den Spagat zwischen den Themen, zwischen ernst und komisch, zwischen A Silent Voice und Love, Chunibyo & Other Delusions!.

Ob ein solcher Spagat gutgehen kann, darüber lässt sich streiten. Zumindest bei der Adaption durch Seiji Kishi (Assassination Classroom, Hamatora: The Animation) will das nicht so recht klappen. Nicht einmal 90 Minuten ist der Film lang, kürzer also als die beiden Kollegen. Und will dabei doch mehr sein. Das Ergebnis: Eigentlich ist der Film nichts so richtig. Die komischen Elemente im Stil von Chunibyo sind viel zu zaghaft. Anstatt sich in ähnlich überzogene Spinnereien zu stürzen, versucht man hier vergleichsweise nah am Alltag zu bleiben, wohl auch in Vorbereitung auf die dramatischeren Elemente. Als Folge ist der Anime nicht annähernd so unterhaltsam wie die drei Jahre später veröffentlichte Konkurrenz.

Hübsch anzusehen
Das wäre nicht so schlimm, wenn dafür der Dramateil überzeugen würde. Aber auch der ist recht schwach auf der Brust. Die Romanze zwischen den beiden entwickelt sich nie so wirklich, ist auf einmal da. Auch werden nie die Hintergründe von Ryōko genauer ausgeführt. Warum sie das Leben so fürchterlich findet, dass sie auf verschiedene Weisen vor ihm zu fliehen versucht, das behält der Film für sich. Und auch die Mobbingszenen entwickeln keine echte Kraft. Dafür geben sowohl die Figuren wie Situationen einfach nicht genug her. So wichtig es ist, auf dieses Thema aufmerksam zu machen, Aura hat erstaunlich wenig zu dem Thema beizutragen. Aber immerhin: Der Gedanke an sich ist ja auch schon etwas wert. Da zudem die visuelle Gestaltung durch das Animationsstudio AIC (Persona 3 The Movie: #1 Spring of Birth, Vampire Princess Miyu) recht gefällig ist, gerade auch das leicht surreale Ende, ist dieser unentschlossene Zwischenfilm immerhin einen Blick wert. Wirklich verpassen würde das Auge dabei aber nichts.



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Komödie über eine Gruppe von Außenseitern? Hartes Mobbingdrama? Eine zarte Romanze? „Aura“ will irgendwie alles sein und ist am Ende nichts davon: nicht wirklich komisch, nicht wirklich bewegend, romantisch ebenso wenig. Des wichtigen Themas und der gefälligen Optik wegen ist die Adaption einer Light Novel aber immerhin nett anzuschauen.
5
von 10