Deathgasm
© Tiberius Film

(„Deathgasm“ directed by Jason Lei Howden, 2015)

Deathgasm 2
„Deathgasm“ läuft seit 5. August im Rahmen des Fantasy Filmfests

Wer in dem spießigen, neuseeländischen Kaff Greypoint Heavy Metal hört, der ist echt gestraft: Alles ist so nett hier, so sauber, so anständig. Für Brodie (Milo Cawthorne) ist es gleich doppelt schlimm, denn der muss bei seinem erzreligiösen und völlig spaßbefreiten Onkel leben, für den die Musik seines nur unfreiwillig aufgenommenen Neffen eindeutig die des Teufels ist. Womit er gar nicht mal so unrecht hat, denn als Brodie, sein ständig schwarz gekleideter Freund Zack (James Blake) und die beiden anderen Mitglieder von DEATHGASM eine geheime Hymne spielen, die sie bei einem Altmetalhead gefunden haben, bricht in Greypoint tatsächlich die Hölle los. Und die Jungs müssen sich auf einmal zusammen mit Brodies Schwarm Medina (Kimberley Crossman) durch Horden von Untoten kämpfen.

Neuseeland und Horrorkomödien, das hat eine lange, oft kultige und nicht immer ganz appetitliche Tradition. Und so gehört die Kombination auch zu den festen Bestandteilen des Fantasy Filmfests. Nachdem 2013 in Fresh Meat die okkulten Kannibalen auf Menschenjagd gingen, standen letztes Jahr die Vampir-WG 5 Zimmer Küche Sarg und die etwas andere Haunted-House-Variante Housebound auf dem Programm – beide gehörten für viele zu den Favoriten. Und auch Deathgasm, der 2015 auf dem alljährlichen Festival um den Fresh Blood Award wetteifert, hat gute Chancen darauf, ein Publikumsliebling zu sein.

Dabei orientiert sich Regisseur und Drehbuchautor Jason Lei Howden für sein Debüt an den etwas deftigeren Vertretern, für die sein Land berühmt-berüchtigt geworden ist. Vor allem an die Frühwerke von Peter Jackson (Braindead, Bad Taste) werden Erinnerungen wach, mit dem Howden auch tatsächlich an der Hobbit-Trilogie zusammengearbeitet hatte. Von deren Hochglanz-Computer-Optik ist man hier aber meilenweit entfernt, bei Deathgasm wird mit so viel Kunstblut und selbst gebauten Körperteilen um sich geschmissen, als wären wir wieder mitten zurück in den 80ern.

Bevor es so weit ist, darf aber erst einmal à la Happy Metal über Heavy-Metal-Posen und Nerdkultur geschmunzelt werden, teilweise auch laut gelacht. Tatsächlich ist die erste Hälfte sogar die lustigere, wenn der Horror sich auf fürchterliche Frisuren und fürchterliche Plattencover beschränkt. Ein gewisses Talent zur Selbstironie sollte man als Metalhead natürlich schon mitbringen, da hier die Suche nach dem Untergang schon auch auf die Schippe genommen wird – vor allem die etwas bizarreren Varianten aus den 80ern. Aber es ist nicht die Musik als solche, die ins Lächerliche gezogen wird, vielmehr bekommt hier so ziemlich jeder sein Fett ab, der durchs Bild läuft oder schlurft.

Später, wenn dann die Apokalypse ansteht, wird der Humor zugunsten eines eher gewöhnlichen Splatters zurückgefahren. Lustig wird es auch dann immer mal wieder, die Zielgruppe ist hier jedoch eingeschränkter, setzt sich aus Leuten zusammen, bei denen derbe unter-der-Gürtellinie-Witze und blutige Metzeleien direkt aufs Zwerchfell gehen. Damit ist Deathgasm wie gemacht für gemeinsame Sichtungen mit Freunden, unterstützt durch ein wenig Bier. Wer derlei Filme mag, sollte die Gelegenheit nutzen, sich das neuseeländische Schlachtfest während des Filmfestivals anzuschauen. Bis es eine zweite Chance gibt, ihn hierzulande zu sehen, wird nämlich noch eine Weile vergehen: DVD-Start ist derzeit für Februar 2016 angepeilt.



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Erst eine Verulkung von Heavy Metal und Nerdkultur, später blutiges Schlachtfest ist „Deathgasm“ eine Horrorkomödie alter, neuseeländischer Schule. Die erste Hälfte ist davon die witzigere, da man sich später nur auf Splatteraction konzentriert. Dennoch ist das Regiedebüt ideal für gemeinsame, feuchtfröhliche Filmabende.
6
von 10