Der achte Kontinent
© Sidekick Pictures

Der 8. Kontinent

(„Der 8. Kontinent“ directed by Serdar Dogan, 2015)

Der 8 Kontinent
„Der 8. Kontinent“ läuft ab 30. April im Kino

Sonderlich nahe hatten sie sich schon länger nicht mehr gestanden, im Streit waren Lena (Maike Johanna Reuter) und ihre Mutter Hannah (Cosma Shiva Hagen) vor Jahren auseinandergegangen. Doch als plötzlich Lenas Vater Berthold (Thomas Scharff) vor der Tür steht und ihr erzählt, dass ihre Mutter gestorben ist, sitzt der Schock tief. Durch Briefe erfährt sie, dass sich Hannah nichts sehnlicher gewünscht hatte, als sich wieder auszusöhnen und auf eine gemeinsame Weltreise zu gehen. Diese Chance ist nun verpasst. Dennoch entschließt Lena, diese Reise anzutreten, in Gedenken an ihre Mutter, aber auch um sich über ihr eigenes Leben klar zu werden.

Nicht wenige träumen davon, nach dem Abi erst einmal um die Welt zu fahren, etwas zu erleben, sich vielleicht auch darüber klar werden, was man eigentlich vom Leben will. Insofern dürfte Regisseur und Drehbuchautor Serdar Dogan bei seinem zweiten Film Der 8. Kontinent so manchem aus der Seele sprechen. Und auch die Idee, eine Reise zu unternehmen, um sich so einem Verstorbenen wieder anzunähern, hat Charme, wurde vor einigen Jahren auch schon sehr schön in Dein Weg umgesetzt, wo ein Vater seinem verunglückten Sohn nahekommen möchte.

Während die Zutaten für einen berührenden Film über Trauer und Aussöhnung also allemal gegeben sind, hapert es doch an der konkreten Umsetzung. Das größte Problem hierbei ist, dass sich nichts an Der 8. Kontinent wirklich echt anfühlt. Schon die Ausgangslage wird nur wenig glaubwürdig ausgebreitet, wenn Lena erst Wochen nach dem Tod davon erfährt. Aber auch später nimmt man Dogan vieles nicht ab, die Dialoge sind zu konstruiert, das Verhalten der Leute nicht immer nachzuvollziehen. Und auch bei der Auflösung, wenn der Grund für das Zerwürfnis thematisiert wird, zuckt man gleichgültig mit der Schulter. Denn so nett die Idee auch war, parallel zur Reise die alten Briefe durchzugehen und so eben auch Lenas Mutter kennenzulernen, man findet nur wenig Anlass, bei dem Seelenstriptease mitzuziehen und Mitgefühl für die zerrüttete Familie zu entwickeln.

Besser sieht es mit der Reise aus. Trotz eines überschaubaren Budgets, das auch nur mit Hilfe von Crowdfunding überhaupt so weit kam, nimmt uns Dogan auf eine große Fahrt mit. Australien, Südafrika, Brasilien, Hongkong – auf ihrer Sinnsuche macht Lena in beeindruckend vielen und vielfältigen Ländern Halt. Diese unterschiedlichen Destinationen sehen zu dürfen, dabei vielen Menschen zu begegnen, das ist in Der 8. Kontinent eine lohnenswerte Erfahrung, da tummeln sich schon viele schöne Bilder in rund 100 Minuten. Aber auch hier wäre deutlich mehr drin gewesen: Aufgrund des episodenhaften Charakters des Films bleibt von den meisten Figuren kein bleibender Eindruck zurück. Sie kommen, sie gehen, nichts hat sich geändert, nichts bewegt, alles bleibt an der Oberfläche. Durch diese Beliebigkeit ist Der 8. Kontinent sehr viel weniger spannend, als es der Film hätte sein können. Ambitioniert ist diese Mischung aus Drama und Roadmovie sicher, wofür man sie auch bewundern darf. Aber am Ende dann auch wieder reichlich banal.



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In einer Mischung aus Familiendrama und großem Roadmovie schickt „Der 8. Kontinent“ seine Protagonisten einmal rund um die Welt. Das bietet viele unterschiedliche Destinationen und auch eine Menge schöner Bilder. Inhaltlich ist der Film trotz seiner schönen Grundidee aber recht dünn und auch zu konstruiert.
5
von 10