Bakushu

Bakushū – Weizenherbst

(„麦秋“ directed by Yasujirô Ozu, 1951)

In seinem 1951 erschienenen Spielfilm Bakushū- Weizenherbst thematisiert Yasujirô Ozu den Konflikt zwischen der achtundzwanzigjährigen Noriko und ihrer Familie, welche von der Junggesellin verlangt, endlich einen Mann kennenzulernen und zu heiraten.

Der Vorgesetzte Norikos, der gutmütige, allerdings etwas zynische Sotaro Satake, schlägt der (nicht mehr ganz) jungen Frau vor, sie mit einem alleinstehenden Bekannten, Herrn Manabe, bekannt zu machen, welcher ebenfalls ein erfolgreicher Geschäftsmann sei. Noriko findet sich daraufhin allmählich mit dem Gedanken, einen ihr unbekannten Mann zu heiraten, ab, worauf ihre Familie sehr erleichtert reagiert; zumal es sich bei jenem Herrn Manabe um eine gute Partie zu handeln scheint. Die Mutter Kenkichi Yabes, eines Jugendfreundes von Noriko, dessen Ehefrau verstorben ist und der alleine ein Kind großzieht, bittet sie jedoch völlig unerwartet darum, ihren Sohn zu ehelichen. Noriko willigt sofort ein, worüber ihre Familienangehörigen sehr bestürzt sind…

Anhand des Konfliktes zwischen Noriko und ihrer Familie verdeutlicht Ozu exemplarisch die Diskrepanz, der sich die japanische Nachkriegsjugend ausgesetzt sah, zwischen den landestypischen Traditionen und den eigenen, von westlichen Werten geprägten Lebensentwürfen: einerseits möchte Noriko selbständig und ohne die Einflussnahme ihrer Eltern ihre Zukunft gestalten, doch andererseits will sie ihnen eine gute Tochter sein und ihren (An-) Forderungen gerecht werden.

Des Weiteren nimmt Ozu, der zusammen mit Kōgo Noda auch das Drehbuch verfasste, explizit Bezug auf die Konsequenzen des Zweiten Weltkrieges auf das Alltagsleben der im Mittelpunkt des Films stehenden Familie- Norikos Bruder, der während des Krieges als Soldat an der Front gedient hat, ist seitdem verschollen und alle Angehörigen leiden unter der Ungewissheit seines Schicksals.

Durch Einsatz der „ruhenden Kamera“ gelingt es dem japanischen Regisseur, keinesfalls von der Ausdruckskraft der zahlreichen Dialogszenen und den grandiosen Leistungen der Hauptdarsteller, allen voran Setsuko Hara und Chishû Ryû, durch handwerkliche Virtuosität abzulenken- auch Bakushū profitiert von diesem Stilmittel, das für Ozus Schaffen charakteristisch ist.



(Anzeige)

Bakushū, der zweite Teil der so genannten „Noriko- Trilogie“, ist ein berührendes, warmherziges Drama voller liebenswürdiger Charaktere, welches durch einen feinsinnigen Humor gekennzeichnet ist und eine gelassene Haltung gegenüber dem familiären bzw. gesellschaftlichen Wandel transportiert.
8
von 10