Vengeance

Vengeance

(„復仇“ directed by Johnnie To, 2009)

In Frankreich gilt Johnny Hallyday als unerreichte Größe was die heimische Musikszene angeht, mir war er allerdings bis jetzt völlig unbekannt. Selbiges gilt für den Regisseur Johnnie To der in seinem Metier, nämlich dem Actionkino, ebenfalls als gefeierter Könner gilt.
Bis auf den interessanten Trailer ging es diesmal also völlig unvorbelastet an das offiziell am 27.08 erscheinende Blu Ray-Release. Gleich von Beginn an merkt man, dass die HD-Variante bei Tos vorzüglicher Bildersprache absolut angebracht ist. Denn auch wenn ich schlussendlich nicht so wirklich weiß was ich von Vengeance halten soll, eines ist sicher: alleine die wunderbaren Bilder sind eine Sichtung wert.

Hallyday schlüpft in die Rolle von Costello, einem sichtlich gealterten, französischen Auftragskiller, der sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt hat und ein Restaurant in Paris betreibt. Seine Vergangenheit soll ihm allerdings bald nützlich werden als seine in Hongkong wohnende Tochter (Sylvie Testud) samt Schwiegersohn und Enkelkinder von drei Unbekannten ermordet wird. Er ist gewillt Rache zu nehmen, doch die Kugel die sich in seinem Kopf befindet macht es ihm quasi unmöglich. Die Verletzung beschränkt nämlich sein Gedächtnis auf ein Minimum, was dazu führt, dass er in Windeseile alles vergisst weshalb er auch fleißig Notizen und Polaroidfotos macht. In Hongkong angekommen beschließt er deshalb lieber drei Auftragsmörder (Anthony Wong Chau-Sang, Ka Tung Lam, Suet Lam) für sich arbeiten zu lassen, was ihn aber nicht davon abhält auch mal selbst Hand anzulegen.

Sein Rachefeldzug wird nun mal mehr, mal weniger blutig in Szene gesetzt, wobei es relativ oft langatmige Durchhänger gibt. Dies liegt zum einen daran dass Johnnie To sich mit seinen Bildern viel Zeit lässt zum anderen aber weil die musikalische Untermalung fehlt oder einfach nur schlecht ist. Da die Atmosphäre sehr dem des Noir gleicht und die Dialoge mehr oder weniger nur aus Einzeilern bestehen, entsteht für den Zuschauer ein meist beklemmendes Gefühl. Erst die wirklich wunderbar inszenierten Bilder, die eher an Kunstfotos als Actionkino erinnern, brechen dieses Unbehagen und reißen einen förmlich aus der Couch.

Hallyday gefällt über weite Strecken eigentlich gut, seine asiatischen Kollegen, allen voran Ka Tung Lam und der Bösewicht Simon Yam, spielen da aber um Längen besser. Den Löwenanteil an der Qualität dieses Films machen aber die wirklich herrlichen (Designer)kostüme und die perfekt montierten Aufnahmen. Wenn Hallyday etwa mit den neu angeheuerten Gangstern ein paar Schießübungen (ja, die Radszene) irgendwo in der Einöde absolviert, vergisst der Zuschauer gänzlich um was es hier geht und genießt einfach nur die Bilder.

Hier macht sich zugleich aber auch die größte Schwäche des Films breit. Ich hatte eigentlich nie das Gefühl involviert zu sein. Der Plot ist zwar in sich logisch und es gibt da auch wesentlich schlechtere Vertreter seiner Art, doch so wirklich mitreißend fand ich das alles nicht. Klar, man hofft dass Costello seinen Frieden findet, doch wie soll man sich mit eiskalten Killern oder Triadenbossen identifizieren können? Hallyday tat deshalb meiner Meinung  nachgut daran Ka-Fai Wais Drehbuch zu modifizieren indem er seinen Charakter mit etwas mehr Menschlichkeit spielt und am Ende sogar in lautes Gelächter ausbricht.

Neben der bereits angesprochenen Musik (man merkt erst bei solchen Filmen wie wichtig eigentlich dieser Part ist) fand ich das CGI-Blut nicht unbedingt schön. Es wird zwar keineswegs so desaströs wie in Blood: The Last Vampire angewandt, aber irgendwann nervt es doch. Optisch kann man sich ansonsten gar nicht genug der schönen Bilder ergötzen. Die BD spielt hier voll und ganz ihr Potenzial gegenüber der DVD aus. Dass auch noch die DTS HD-Master Audiospur ihren Weg auf die Scheibe gefunden hat und man per Wendecover das FSK 18-Logo verschwinden lassen kann ist ebenfalls löblich. Nicht so toll fand ich da hingegen die mitgelieferten Extras. Neben dem zehnminütigen und unspektakulären Making Of, liegen nur ein paar Trailer bei, die ich mir auch irgendwo im Internet anschauen kann.

Letzen Endes ist Vengenace also ein äußerst zweischneidiges Schwert geworden. Einerseits brilliert er mit wirklich grandiosen Bildern und wartet mit einzelnen, wirklich großen Ideen auf, im nächsten Moment muss man dann allerdings wieder aufpassen nicht das Interesse zu verlieren. Hätte man ein wenig an der Story gefeilt und noch einen halbwegs ordentlichen Soundtrack hie und da verstreut hätte ein wirklich guter Film dabei herauskommen können, so bleibt er für mich leider nur Durchschnitt mit schicker Verpackung.



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