Cherrybomb

Cherrybomb

(„Cherrybomb“ directed by Lisa Barros D’Sa & Glenn Leyburn, 2009)

Filme von der Insel haben meist ihr ganz eigenes Flair. Cherrybomb stellt dabei mit Sicherheit keine Ausnahme dar, doch auch wenn dieser Coming Of Age-Film konsequenter als etwa ein American Pie ist, bleibt am Ende doch unklar was Autor Daragh Carville hier genau vermitteln wollte.

Es schockiert schon längst keinen mehr wenn Kinder und Jugendliche sich mit Alkohol und anderen Rauschmitteln zudröhnen, wilde Partys feiern und mit Vierzehn ihre ersten, sexuellen Erfahrungen haben. Genau das zeigt uns aber der Film von Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn, zumindest zunächst.

Da ist zum einen Malachy (Rupert Grint), auf den ersten Blick ein braver Junge mit guten Schulnoten der sich nebenher im Titanic, einem örtlichen Sportcenter, sogar etwas Kleingeld verdient. Vollkommen anders ist da hingegen sein bester Freund Luke (Robert Sheehan). Er besucht weder Schule noch geht er einer regulären Arbeit nach, sondern kommt über die Runden indem er gemeinsam mit seinem Vater für seinen großen Bruder Drogen verkauft.  Sieht man Luke zum ersten mal könnte man ihn mit einem der von Kopf bis Fuß durchgestylten Indie-Musiker verwechseln die man ja mittlerweile wie Sand am Meer findet. Sein schwindeliger Gang in hautengen Hosen und Blazer, Zigarette/Joint und dunkles, lockiges Haar, lassen das einzig wirklich bekannte Gesicht des Streifens, Rupert Grint bekannt durch die Harry Potter-Verfilmungen, äußerst blass aussehen. Die menage à trois komplettiert schließlich die blonde Kimberley Nixon, die als Michelle die Herzen der beiden Jungs höher schlagen lässt.

Leider konzentriert man sich meines Erachtens allzu sehr auf diese Dreiecksbeziehung und opfert zugunsten einer jüngeren Zielgruppe, die eigentlich interessanten Themen.  Was am Anfang noch relativ zaghaft angedeutet wird mündet am Ende nur mehr in eine blutige Warnung an die Eltern von Heute. Das Problem dabei aber ist, dass diese offensichtliche Schuldzuweisung mehr oder minder lose im Raum stehen gelassen wird. Der Film vermeidet es tunlichst irgendwelche Antworten zu geben oder zumindest die vom Plot festgelegten Umstände näher zu untersuchen.

Schnell und gern wird mit einer Party oder einem Drogenexzess abgelenkt nur um schließlich wieder zum wahren Kern zurückzukehren, nämlich unsere derzeit gelangweilte und vernachlässigte Jugend, die verzweifelt ihren oder zumindest einen Platz in dieser Welt finden möchte. Die Teens selbst werden mir oft zu eindimensional, fast dumm und ohne Antrieb dargestellt. Es herrscht ein äußerst depressiver Grundtenor, die sogenannte Emo Kultur lässt Grüßen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu blauäugig und die Filmemacher machen alles richtig und treffen exakt den durchschnittlichen Jugendlichen im neuen Jahrtausend.

Fairerweise muss noch gesagt werden, dass die gerade mal 86 Minuten Laufzeit es nicht leichter machten die oben genannten Mankos zu beseitigen ohne dabei die eigentliche Handlung schleifen zu lassen. Diese alleine betrachtet wird aber wohl lediglich Teenies interessieren, die womöglich selbst eine ähnliche Phase gerade durchleben. Dies soll aber keineswegs abwertend klingen, schließlich soll auch diese Zielgruppe ihre Filme bekommen. Es ist nur ärgerlich weil hier wirklich mehr dabei herausschauen gekonnt hätte.

Sheehan, der seinen Kollegen Grint regelrecht an die Wand spielt, macht sich im Interview das auf der soeben erschienenen DVD enthalten ist, nicht unbedingt beliebt bei mir, was aber keineswegs seine Leistung auf der Leinwand schmälert. Das war es dann auch schon mit den Extras, denn neben ein paar Trailern bietet das Disc-Release nur noch ein Wendecover. Bild und Ton sind allerdings ausgezeichnet, vor allem letzteres ist aufgrund des wirklich guten Soundtracks von Stephen Hilton ein Muss.

Weil wir schon beim Ton sind. Man sollte hier unbedingt auf OmU zurückgreifen. Die Originalstimmen steigern nicht nur unheimlich die Qualität des Films (bei reiner deutscher Synchro hätte ich den Film nach 30 Minuten ausmachen müssen) sondern man verpasst ansonsten auch den herrlichen Belfaster Dialekt, für den einige Schauspieler im Vorfeld sogar speziellen Unterricht nehmen mussten. Außerdem wirken die Gespräche authentischer und nicht so formal wie in der Übersetzung.

Eigentlich alles wie erwartet also, obwohl im Endeffekt dann doch auch genug positive Aspekte zu berichten waren. Hätte man die Schwerpunkte anders angelegt hätte dabei vermutlich ein gut bis sehr guter Film entstehen können, so muss man froh sein wenn Cherrybomb es überhaupt ins Kino (in England übrigens per Fan-Petition, bei der mehr als 10.000 Unterschriften gesammelt wurden) bzw. DVD geschafft hat.



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