Up In The Air

Up In The Air

(„Up In The Air“ directed by Jason Reitman, 2009)

Die zahlreichen Oscar-Nominierungen machten mich nun doch ein klein wenig neugierig, dass der Film von Jason Reitman schlussendlich aber keinen einzigen goldenen Strahlemann absahnen konnte stellt für mich nach Sichtung keine große Überraschung dar.

Basierend auf den gleichnamigen Roman von Walter Kier handelt der Streifen von Ryan Bingham (George Clooney) und dessen Arbeit. Sein Job besteht darin irgendwelche Menschen für irgendwelche Konzernbosse zu entlassen und ihnen dabei ihre damit  entstandene Arbeitslosigkeit als neue Chance zu verkaufen. Emotionale Bindung kennt Mr. Bingham dabei keine, ganz im Gegenteil, er liebt es quert durchs ganze Land zu reisen seine Flugmeilen abzukassieren und im Schutz der Anonymität zu agieren.
Als er auf die gleichgesinnte Branchenkollegin Alex (Vera Farmiga) trifft scheinen sich so langsam die Dinge etwas zu ändern, doch den beiden Geschäftsleuten bleibt wenig Zeit um eine tatsächliche Romanze ins Rollen zu bringen und außerdem soll Ryan die neue Mitarbeiterin und frisch gebackene Universitätsabsolventin Natalie (Anna Kendrick) in seine herzlose Welt einführen.

Höchst langweilig plätschert nun Minute um Minute dahin, was zum Großteil wohl daran liegt wie eintönig die Darsteller ihre Rollen spielen. Clooney spielt wie gewohnt seine Charmekarte aus, was diesmal aufgrund seiner schleimigen Arschlochfigur sogar passen würde, aber da man ihn so eigentlich immer kennt, beeindruckt dies hier kaum. Kendrick’s Darstellung wirkt allerdings wirklich wie ein schlechter Witz. Ihre anfängliche Überheblichkeit ist da genauso unnatürlich wie der spätere mentale Zusammenbruch, am tauglichsten erweist sich in dieser Hinsicht am ehesten noch die Farmiga.

Laut anderen Quellen hat der Film wenig mit der Vorlage gemein, was angeblich sein größtes Problem ist. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich hierzu allerdings herzlich wenig sagen. Fest steht nur dass der Titel, der auf Binghams geheimen Traum – nämlich als siebter Mensch 10 Millionen Flugmeilen zu sammeln – zurückzuführen ist, wohl ziemlich irreführend ist. Bis auf einen kleinen Abstecher in Ryan Binghams Heimatort wechselt die Szenerie meisten von Entlassungsgespräch zu Party und von dort wieder zurück ins Büro, das war’s dann aber auch schon.

Der an und für sich höchst interessante Charakter des Mr. Bingham wird überhaupt nicht ausgeschöpft, wie angerissen mimt Clooney höchst eindimensional. Lieber vermischt man hier im feuchtfröhlichen Kanon der weltweiten Finanzeinbrüche ein wenig Krise mit einer Prise Hoffnung und vertickert der breiten Masse genauso wie Bingham im Film ein beruhigendes Gefühl.

Mag sein dass Up In The Air wirklich nur halb so schlimm war wie vermutlich meine Besprechung vermuten lässt, aber wirklich gutes Kino war das wohl bei weitem nicht. Unverständlich für mich warum sich der Streifen vor allem in den USA so großer Beliebtheit erfreut, aber vielleicht hat dies tatsächlich etwas mit unterschiedlicher Mentalität zu tun.  Das Ganze scheint förmlich danach zu schreien „Alles halb so schlimm, take it easy“. Die halbherzige Andeutung einer moralischen Besinnung im Flugterminal am Ende des Films täuscht nicht über die Tatsache hinweg dass der Hauptdarsteller weiterhin fröhlich im Namen der Finanzwelt irgendwelche Menschen entlassen wird, sondern scheint vielmehr ein Ding der wirtschaftlichen Notwenigkeit zu sein. Wer sich hier aber von Clooney einlullen lässt, ist selbst Schuld.



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