Amistad
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Amistad

Kritik

1839. Ein Schiff auf hoher See mit dem spanischen Namen „La Amistad“ (Freundschaft). Unter Deck befinden sich Waren aus Afrika: Tücher und Gewänder, Macheten und Menschen. Die Herkunft dieser Menschen ist ungewiss und das Schiff ist auch nicht für Sklaven gebaut worden, trotzdem transportiert es welche. Monatelange Peinigung, Entfremdung und Existenzängste sollten diese Menschen zu Tieren werden lassen, so wie ihre Käufer und Verkäufer es gerne hätten. Doch ein Mann hat einen stärkeren Überlebenswillen als die Anderen: Chinque (der tatsächliche Name des Anführers war Sengbe Pieh, hier gespielt von Djimon Hounsou) zieht einen Nagel aus dem Holzrumpf des Schiffes und schafft es damit, seine Ketten zu lösen und die anderen zu befreien. Dann wird die Kiste mit den Macheten geöffnet und ein Massaker, für das sie später verurteilt werden, beginnt. Auf der Jagd nach Freiheit zwingen sie die einzigen Überlebenden, den Kapitän und einen Matrosen zurück nach Afrika zu steuern. Doch sie werden getäuscht und der Aufstand hat ein Ende, als das Schiff die Küste von Nordamerika erreicht und von der US-Marine entdeckt wird. Die Amistad wird beschlagnahmt, die leicht zu überwältigen Menschen eingesperrt und des Mordes angeklagt.

Die nun folgenden Ereignisse sind als Amistad-Prozesse in die Geschichte eingegangen und zeigen einerseits die Manipulierbarkeit des modernen Rechtsstaates, aber andererseits – was wohl die Botschaft des Films sein sollte –, dass der Gedanke der Freiheit kulturelle Barrieren übersteigt und die USA zu der damaligen Zeit in der Debatte um Menschenrechte eine einzigartige Position eingenommen hat.

Der junge Rechtsanwalt Roger F. Baldwin (Matthew McConaughey), Spezialist in Eigentumsrecht, wird von Mr. Tappan (Stellan Skarsgård) und Mr. Joadson (Morgan Freeman) damit beauftragt die Afrikaner zu verteidigen. Denn der eigentliche Sachverhalt, um den sich der Prozess dreht, ist nicht ein humanitärer, sondern ein materieller. Sind die Meuterer auf einer Plantage geboren und rechtmäßig verkauft worden oder sind sie in Freiheit geboren und dann versklavt worden? Mehrere Parteien stellen nämlich Besitzansprüche auf die „Ware“ und das Schiff. Die Soldaten der Marine, die das Schiff entdeckt haben, die Eigentümer der Schifffahrtsgesellschaft, die den Transport abgewickelt hat, und sogar die spanische Königin Isabella (damals noch ein 11 Jähriges Mädchen). Die eigentliche „Gefahr“ geht aber nicht von Spanien aus, sondern von Politikern des US-amerikanischen Südens, die das Recht auf Sklavenbesitz als eines der elementaren Grundrechte in der Verfassung verankern möchten. Würden die Afrikaner freigesprochen, wäre das ein Zeichen in die Gegenrichtung. Ein Bürgerkrieg steht kurz bevor.
Der leicht manipulierbare und einschüchterbare Präsident (Nigel Hawthorne) will dies verhindern und im Amt bleiben, also tut er alles in seiner Macht stehende, um in den Prozess einzugreifen. Nur der Ex-Präsident und Rechtswissenschaftler John Quincy Adams (Anthony Hopkins) kann die Lage noch retten…

Steven Spielberg mag ein Meister der dramatischen Filminszenierung sein und ist deshalb auch beim Hollywood-Publikum so beliebt, mich konnte er aber auch diesmal nicht überzeugen. Die Kritiken, die ich bis jetzt gelesen habe, bewerten die Wahrheitstreue der geschichtlichen Ereignisse unterschiedlich.  Was man bei Spielberg jedoch sofort merkt, wenn man sich von den Effekten und der Filmmusik nicht einlullen lässt, ist die Heroisierung gewisser geschichtlicher Figuren und die totale, subjektive Sichtweise einer Partei, in diesem Falle die Repräsentanten der modernen westlichen Welt: die USA und ihr geläuterter Bruder UK (in einem anderen Fall der deutsche industrielle und NSDAP Mitglied Oscar Schindler). Unter Berücksichtigung dieser teils verschobenen, realitätstverzerrenden Wahrnehmung kann man den den Film als unterhaltend oder auch tragisch einstufen. Ein Happy End ist garantiert und die Kinder dürfen auch länger aufbleiben, um was zu lernen. Prädikat: Heavy Popcorn.

Credits

OT: „Amistad“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: David Franzoni
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kamiński
Besetzung: Morgan Freeman, Anthony Hopkins, Djimon Hounsou, Matthew McConaughey, Nigel Hawthorne, David Paymer, Pete Postlethwaite, Stellan Skarsgård

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1998 Bester Nebendarsteller Anthony Hopkins Nominierung
Beste Musik John Williams Nominierung
Beste Kamera Janusz Kaminski Nominierung
Beste Kostüme Ruth E. Carter Nominierung
Golden Globes 1998 Bester Film – Drama Nominierung
Beste Regie Steven Spielberg Nominierung
Bester Hauptdarsteller – Drama Djimon Hounsou Nominierung
Bester Nebendarsteller Anthony Hopkins Nominierung

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