Familie zu vermieten
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Familie zu vermieten

(„Une famille à louer“ directed by Jean-Pierre Améris, 2015)

„Familie zu vermieten“ läuft ab 31. März im Kino

Geld? Nein, daran hat es Paul-André (Benoît Poelvoorde) nie wirklich gemangelt. Der Mittvierziger ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, lebt in einer riesigen Villa und lässt sich von seinem Butler jeden Wunsch erfüllen. Bis auf einen: Familie. So sehr war er auf seine Wirtschaftswelt konzentriert, dass ihm nie in den Sinn kam, dass da etwas fehlen könnte. Bis er die lebensfrohe Violette (Virginie Efira) im Fernsehen sieht. Die hat eine Familie, dafür aber kein Geld. Im Gegenteil: Nach einem unglücklichen Zwischenfall im Supermarkt hat sie eine ganze Menge Schulden. Für die will Paul-André aufkommen, wenn Violette ihn dafür in ihre Familie aufnimmt und ihn als ihren neuen Freund ausgibt. Ein Testlauf für eine eigene Familie soll das sein, bringt stattdessen aber eine Menge Chaos in das Leben des Junggesellen – auch dank der beiden Kinder von Violette.

Eines muss man Familie zu vermieten lassen, der Einstieg ist großartig: Wie Violette hier auf dummdreiste Art und Weise einen Supermarkt beklauen möchte, begleitet von Farbenrausch und wirbelnden Kameras, das ist schon eine Wucht – zum Schluss auch wortwörtlich. Und die Ausgangssituation rund um die Leihfamilie ist auch nicht ohne ihren Charme, gerade zu Beginn, wenn sich beide auf einen „Vertrag“ einigen müssen und die Kinder so gar nicht verstehen, was Mama an ihrem neuen seltsamen Freund findet.

Denn Familie zu vermieten, so viel steht von Anfang an fest, baut seinen Humor vor allem auf Kontrasten auf. Der spießige, zurückhaltende Geschäftsmann auf der einen Seite, die vorlaute, leicht trashige alleinerziehende Mutter auf der anderen. Wie unterschiedlich beide sind, soll dann auch schon durch ihr jeweiliges Zuhause verdeutlicht werden: Paul-André wohnt in einem grauen, völlig sterilen Betonklotz, das Heim von Violetta ist chaotisch und knallbunt, der Kühlschrank – ein Running Gag des Films – schließt nicht wirklich.

Das ist zunächst einmal durchaus amüsant, gerade auch, weil die beiden Hauptdarsteller bis zur Karikaturspitze ihre jeweiligen Rollen mit Leben füllen. Auf Dauer jedoch, über die gesamte Distanz von anderthalb Stunden, da reicht das Szenario allein nicht aus. Sehr viel mehr als das ist Regisseur und Ko-Autor Jean-Pierre Améris jedoch nicht eingefallen. Ein paar nette Ideen kommen noch, darunter Violettas Talent für kurios geschnittene Obst-Gemüse-Dekorationen. Aber das reicht nicht ganz als Stoff, gerade auch, weil vieles kaum ausgearbeitet wird, plötzlich mitten im Raum steht.

Und das gilt dann auch für die obligatorische Romanze. Dass Paul-André und Violetta, die eigentlich so gar nicht zusammenpassen, am Ende zusammenfinden, das dürfte niemanden wirklich überraschen. Überraschend ist allenfalls die Geschwindigkeit, in der das passiert. Gerade bei einer ungeplanten und unbemerkten Liebe sollte sich ein Film ein wenig Zeit nehmen, um diese sich auch entwickeln zu lassen. Familie zu vermieten tut das nicht. Dass man in Spielfilmlänge nicht den Luxus einer Serie hat, etwa von Die Nanny, die eine ähnliche Figurenkonstellation benutzt hat, das ist klar. Ganz so holprig-willkürlich wie hier muss es aber nicht sein. Trotz des vielversprechenden Anfangs und der eigentlich guten Zutaten ist die französisch-belgische Liebeskomödie daher eine eher langweilige Angelegenheit: Weder geht einem die Geschichte des ungleichen Paares zu Herzen, noch regt sie sonderlich zum Lachen an – Familie zu vermieten plätschert nett-unauffällig vor sich hin, hält sich an ausgetretene Pfade, bis dann irgendwann Schluss ist.



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Familie zu vermieten
fazit
Die Figuren sind schön überzeichnet, der Anfang vielversprechend. Anschließend flacht „Familie zu vermieten“ aber zunehmend ab, bietet weder Überraschungen noch abwechslungsreiche Gags, einige Elemente werden auch überhastet bzw. gar nicht zu Ende erzählt.
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