Insidious

Insidious

(„Insidious“ directed by James Wan, 2010)

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InsidiousLange hielt die Freude über das neue Zuhause bei Josh (Patrick Wilson) und Renai Lambert (Rose Byrne) nicht an: Angezogen von den seltsamen Geräuschen beschließt der älteste Sohn Dalton (Ty Simpkins) den Dachboden genauer unter die Lupe zu nehmen, fällt dabei jedoch von einer Leiter, am nächsten Tag auch noch ins Koma. Die Ärzte sind ratlos, finden trotz intensiver Tests keine Erklärung dafür, weshalb der Junge nicht wieder aufwacht. Als nach drei Monaten immer noch keine Besserung auftritt, dürfen die Lamberts ihren Sohn wieder mit nach Hause nehmen und dort pflegen, werden in der Folgezeit jedoch Zeuge mehrerer seltsamer und bedrohlicher Ereignisse. Auch ein Umzug bringt keine Linderung, und so greift Joshs Mutter Lorraine (Barbara Hershey) zu einem ungewöhnlichen Mittel: Sie ruft ihre alte Freundin Elise (Lin Shaye) an, eine erfahrene Geisterjägerin.

Als bekannt wurde, dass Regisseur James Wan und Drehbuchautor Leigh Whannell – die beiden Masterminds hinter Saw – sich wieder gemeinsam dem Horrorgenre zuwenden, dürfte das weltweit für gemischte Gefühle gesorgt haben. Die Fans des Films und seiner sechs Fortsetzungen wird es natürlich gefreut haben. Und von denen gab es nicht wenige, machten sie die Reihe doch zu einer der erfolgreichsten ihres Genres. Für Kritiker wiederum war das keine besonders gute Nachricht, ließen sie doch an keinem der Teile ein gutes Haar. Bei Insidious hingegen stimmte die Mischung: Der Film war nicht nur hochprofitabel (bei einem Budget von 1,5 Millionen spielte er knapp 100 Millionen ein), sondern wurde auch von der schreibenden Zunft wohlwollend angenommen.

Aber mit ihrem großen Durchbruch hat die Wan/Whannell-Kooperation ohnehin nur wenig zu tun: Der perfide, äußerst brutale Horror war passé, stattdessen ließ man sich von klassischen Geisterhausgeschichten wie Bis das Blut gefriert inspirieren, der eher auf Unbehagen setzt, weniger auf Schock. Wirklich neu sind die Stilmittel vielleicht nicht – quietschende Türen, ein Knarren in einem leeren Zimmer, Erscheinungen im Augenwinkel –, aber zum Teil schön modernisiert und vor allem sehr effektiv eingesetzt. Allein schon durch die ungewöhnlichen Kameraperspektiven und die unheimliche Musik gelingt es Wan hier gut, eine konstante Schaueratmosphäre zu erzeugen, ein Talent, das er in Conjuring noch weiter verfeinerte.

Nur dass sich Insidious damit nicht begnügt, ein klassischer Haunted-House-Streifen zu sein, und deshalb in der zweiten Hälfte plötzlich ganz eigene Wege beschreitet – mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Dass die Geschichte eine etwas unerwartete Richtung einschlägt, stieß nicht bei jedem auf Gegenliebe, sorgte aber immerhin für etwas frischen Wind in einem nur selten um Originalität bemühten Subgenre. Gleiches gilt für die überraschend humoristischen Elemente in der zweiten Hälfte: Vor allem das Auftauchen von Elises Gehilfen Specs (Whannell) und Tucker (Angus Sampson) ist für mehr als nur ein Schmunzeln gut, das Nerdduo ist eindeutig als Comic Relief eingeplant. Ob das auch für Elises etwas unorthodoxen Methoden gilt, das lässt sich nur mutmaßen, immerhin bleiben die diversen bizarren Einfälle positiv in Erinnerung.

Das lässt sich von den Designs der Gegenspieler nicht behaupten. Grundsätzlich ist es immer schwierig, die Spannung aufrecht zu erhalten, sobald die ominöse Bedrohung eine konkrete Gestalt annimmt. Ganz so lieblos, manchmal sogar lächerlich wie hier muss es deshalb trotzdem nicht gleich werden, insgesamt wird es im letzten Drittel an manchen Stellen etwas billig. Doch auch wenn der sehr gute Gruselfaktor nicht bis zum Ende durchgehalten wird, Insidious irgendwann sogar etwas auseinanderfällt, so zählt der Film trotz allem zu den empfehlenswerteren Beispielen seiner Machart der letzten Jahre. Schade nur, dass dieser vielversprechende Einstieg bei den Folgefilmen nicht konsequent fortgesetzt wurde, Insidious: Chapter 2 die ungewöhnlichen Momente größtenteils wieder aufgab und damit ein ganzes Stück beliebiger wurde.



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Der erste Teil der „Insidious“-Reihe gefällt durch sehr effektiv eingesetzte Schauerstilmittel, aber auch diverse bizarre Einfälle. Nicht alles davon funktioniert, zum Ende hin bricht hier alles etwas auseinander. Dennoch gehört der Haunted-House-Horrorfilm zu den empfehlenswerteren seiner Art der letzten Jahre.
7
von 10