Verlieb dich nicht in mich

Es läuft nicht wirklich im Leben von Autor Carlos (Eduardo Noriega). So kommt er mit seinem anspruchsvollen Stück wegen einer Schreibblockade nicht voran und muss sich sein Geld deshalb mit billigen Komödien verdienen. Und dann wäre da auch noch die Krise mit seiner Ehefrau Maria (Amaia Salamanca), die eine Pause will. Als er frustriert in einem Café Halt macht, scheint sich sein Schicksal aber zu ändern. Denn doch wird er von der attraktiven Irene (Michelle Jenner) angesprochen. Diese sagt ihm, dass er ihr gefällt, was ihm ziemlich schmeichelt. Sie schlägt zudem vor, dass sie sich eine Woche später wieder treffen sollen – ohne sich ihm vorzustellen oder anderweitig etwas über sich zu verraten. Carlos ist verwundert, aber durchaus interessiert. Ganz so einfach wie gedacht gestaltet sich das aber nicht …

Liebe den Moment

Eigentlich gehört sie ja zu den spannenden Phasen zwischenmenschlicher Beziehungen: das Kennenlernen. Die Neugierde aufeinander, das Entdecken, verbunden aber auch mit der Frage, wann und wie viel man selbst etwas von sich preisgibt. Doch was, wenn genau dieser Teil wegfallen soll? In Verlieb dich nicht in mich geschieht das, wenn die noch namenlose Protagonistin dem Fremden vorschlägt, sich zu treffen, ohne irgendetwas zu wissen. Keine Recherchen, weder online noch sonst etwas. Keine Pläne und langwieriges Abwägen. Stattdessen das Auskosten des Moments. Ein bisschen so, wie Kinder das eben machen, wenn vieles von dem, was einem später wichtig wird, noch keine Rolle spielt. Es geht um das gemeinsame Erleben, losgelöst von Erwartungen und gesellschaftlichen Regeln.

Klingt etwas seltsam? Ist es auch. Die spanische Liebeskomödie beginnt zwar wie viele mit einem „meet cute“, einem irgendwie süßen Zusammentreffen zweier Menschen, die dazu bestimmt sind, sich ineinander zu verlieben. Doch das geschieht eben auf eine recht schräge Weise, wenn sich die Figuren nicht so verhalten, wie man das erwarten würde. Wobei das primär auf Irene zurückgeht, die sichtlich Spaß daran hat, das einfach mal alles anders zu machen. Verlieb dich nicht in mich greift dabei natürlich auf das Klischee des Manic Pixie Dream Girl zurück. Nur weiß man das hier auch, die Figuren selbst sprechen das an. Überhaupt gibt es zuweilen leichte Meta-Anleihen, wenn wir nicht nur dem Beginn einer Beziehung zusehen, sondern auch auf eine spielerische Weise über Beziehungen diskutiert wird.

Die Trauer hinter der Komik

Regisseur und Drehbuchautor Miguel Ángel Lamata (Elfmeter für die Rätsel-Kicker) hält das insgesamt auf einem humorvollen Niveau. Er kann aber auch anders, wie sich im weiteren Verlauf herausstellt. So haben beide Hauptfiguren mit Liebeskummer zu kämpfen, nachdem sie jeweils enttäuscht wurden. Das, was bei Irene zunächst so wirkt, als sei es Ausdruck eines unbekümmerten Freigeists, ist dann doch auch eine Schutzvorrichtung. Der Titel Verlieb dich nicht in mich geht auch auf sie zurück und steht dafür, wie da ein gebranntes Kind das Feuer scheut. Das ist eigentlich ziemlich traurig, wird hier aber nicht so verkauft. Erst mit der Zeit kristallisiert sich das heraus, wie viel da hinter der heiteren Fassade kaputt ist.

Tatsächlich bewegend wird es dabei aber nicht, dafür hätte sich der Film doch mehr trauen müssen. Leider wird es mit der Zeit auch konventioneller. Was zunächst noch eine Art Anti-Liebeskomödie ist, die sich über die ewig gleichen Schritte lustig macht, wird dann doch selbst zu einer. Größere Überraschungen bleiben dann aus. Dennoch, insgesamt ist Verlieb dich nicht in mich eine sympathische, streckenweise auch unterhaltsame Variante des Genres. Das Zusammenspiel von Eduardo Noriega (Paris Paradies) und Michelle Jenner (Bird Box: Barcelona) funktioniert sehr gut, die beiden geben zusammen ein unverschämt charismatisches (Nicht-)Paar ab und bilden somit das Herz dieser leicht schrulligen Komödie.