
Als kleiner Junge wird Billy Chapman (Rohan Campbell) Zeuge des grausamen Mords an seinen Eltern, durch einen Serienmörder im Weihnachtsmannkostüm. Jahre später ist es ihm immer noch unmöglich, dieses traumatische Ereignis hinter sich zu lassen. Durch eine innere Stimme geleitet, greift er jedes Jahr im Dezember selbst zu Santa-Kostüm und Axt und ergibt sich dem vorweihnachtlichen Morden.
Ho-Ho-Horrorfranchise
Die Neuauflage von Silent Night, Deadly Night ist bereits das zweite Remake des Klassikers von 1984. Als einer der ersten Filme, der weihnachtlichen Horror erzählt, inspirierte das Original nicht nur unzählige Genrefilme, sondern auch fünf direkte Fortsetzungen. Das qualitativ sehr fluktuierende Franchise schloss jedoch nie an den Erfolg des ursprünglichen Films an. Regisseur Mike P. Nelson (The Domestics, Wrong Turn: The Foundation) stellt eine modernisierte und abstraktere Version des Originals dar, während er gleichzeitig versucht, den Esprit der weihnachtlichen Gräueltaten beizubehalten.
Innovation über Hommage
Nelsons Neuauflage ist mehr Reimagination als klassisches Remake. Der Handlungsrahmen von Stille Nacht – Horror Nacht bleibt erhalten, genau wie die Eröffnungsszene des Elternmords, welcher den Protagonisten nachhaltig traumatisiert. Die folgende Belastungsstörung äußert sich jedoch nicht nur gänzlich anders, sondern ist auch um eine spirituelle Komponente erweitert. Billy Chapmans entrückter mentaler Zustand schürt nicht nur seine weihnachtliche Mordlust, er ermöglicht es ihm auch, in die Seele seiner zukünftigen Opfer zu blicken. Dieser neue Aspekt bricht mit der Narrative des Originals und erhebt Billy durch das Leitmotiv von Absolution zu einem Antihelden. Statt mehrschichtiger Charaktergestaltung bringt der zusätzliche Mystizismus Silent Night, Deadly Night mehr in Erklärungsnot, als die Handlung sinnstiftend zu bereichern. Abseits dieser fragwürdigen kreativen Entscheidung ist Mike P. Nelsons Neufassung immerhin deutlich moderner als die merklich aus der Zeit gefallene Vorlage.
Abseits von Brutalität beschert das Original seinem Publikum vor allem ein Paradebeispiel des Male Gaze in Form von deplatzierter Nacktheit und Obszönität. Ungeschickt in die Handlung eingebunden ist die Darstellung der weiblichen Charaktere und Opfer provokativ plump. Stille Nacht – Horror Nacht von 1984 erfüllt damit zwar alle zeitgemäßen Klischees eines Exploitation-Genre-Films, macht eine treue Adaption der Vorlage heutzutage aber fast unmöglich. Abseits der angepassten übersexualisierten Darstellung der weiblichen Charaktere nimmt sich Silent Night, Deadly Night kaum zurück.
Im Vordergrund steht erneut das besinnliche Blutvergießen eines schlachtenden Santas. Trotz einzelner horrortypischer Highlights hätte Regisseur Mike P. Nelson noch konsequenter in seiner Gewaltinszenierung sein dürfen, um dem Genre-Chic eines B-Slashers gerecht zu werden. Dennoch findet Silent Night, Deadly Night eine gelungene Balance zwischen neuen Actionsequenzen und gut platzierten Referenzen an das Original von 1984. In seinen temporeichsten Momenten funktioniert Nelsons moderne Adaption besser als Stille Nacht – Horror Nacht, in Rückblicken und vermeintlich charakterbildenden Momenten verliert er jedoch immer wieder sein Momentum. Die Inklusion einer romantischen Liaison zwischen Billy und Pam (Ruby Modine) wirkt deplatziert. Zwar verzichtet Silent Night, Deadly Night auf den geschlechterspezifischen Aspekt von Billys Trauma aus dem Original, dennoch wirkt seine Beziehung artifiziell und funktioniert selbst als ungelenke Rechtfertigung einer möglichen Fortsetzung kaum.
Spielerisch, brutal, stilbewusst
Für einen Film des Prädikats B-Movie-Festtagshorror beweist Regisseur Mike P. Nelson sein Händchen für genretypische Inszenierung. Silent Night, Deadly Night sieht trotz vergleichsweise geringem Budget nicht nur gut aus, sondern besticht durch handwerklich hochwertige Kills. Die Kameraarbeit schwankt zwischen shaky und steady und fängt damit das Chaos der temporeichen Sequenzen authentisch ein. Rohan Campbell als erwachsener Billy Campbell und gleichzeitig labiler Weihnachtsmann funktioniert immer dann gut, wenn er sich der Absurdität des Films voll hingeben kann. In den leiseren Momenten bleibt er jedoch auch abseits der fehlenden Chemie mit Ruby Modines Pam oft blass.
OT: „Silent Night, Deadly Night“
Land: USA, Kanada
Jahr: 2025
Regie: Mike P. Nelson
Drehbuch: Mike P. Nelson
Musik: Blitz/Berlin
Kamera: Nick Junkersfeld
Besetzung: Rohan Campbell, Ruby Modine, David Lawrence Brown, David Tomlinson, Mark Acheson
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