Nord Nord Mord: Sievers und die stillen Austern

Eigentlich wollten Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) und Tabea Krawinkel (Victoria Trauttmansdorff) nur gemütlich am Strand spazieren gehen, als sie sehen, wie eine Hand aus dem Sand herausragt. Dabei stellt sich heraus, dass diese zur Leiche von Wolf Voss (Christian Nickel) gehört, Besitzer des besten Austernrestaurants auf Sylt. Gemeinsam mit Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) muss Sievers nun herausfinden, wer den Mann umgebracht hat – und aus welchem Grund. Dabei rücken zum einen Wolfs Exfrau Dörte (Brigitte Zeh) und dessen Sohn Thorben (Tim Kalkhof) in den Fokus der Ermittlungen. Vielleicht hat aber auch Austernzüchterin Tomke Bundis (Josefine Israel) etwas damit zu tun, wurde die Leiche doch in ihrem Revier gefunden …

Ernster und beliebiger

Unter den vielen Krimireihen, welche das ZDF jahrein jahraus produziert, gehört Nord Nord Mord sicherlich zu den beliebtesten. Regelmäßig wird mit den Filmen die 8-Millionen-Marke überschritten, da kommt kaum ein Konkurrent heran. Und so gibt es dann auch wenig überraschend regelmäßig Nachschub, damit das Publikum weiterhin treu bleibt. Zweimal schon durfte dieses Jahr das Team um den Brummbären ermitteln. Los ging es mit Sievers und der verlorene Hund, bei dem das Rätsel um einen ermordeten Autor und verschwundene Hunde gelöst werden musste. Anschließend ging es in Sievers und der tiefe Schlaf um eine Hypnosetherapie mit tödlichen Folgen. Mit Sievers und die stillen Austern kommt nun der dritte neue Titel von 2025, es ist der bislang 27. Teil der 2011 gestarteten Reihe.

Das Szenario ist dabei weniger kurios als bei den direkten Vorgängern. Damit setzt die Reihe einen Trend fort, der sich schon seit Längerem beobachten lässt: Die Filme sind nicht mehr so komisch wie früher. Mag sein, dass dies eine bewusste Entscheidung ist, weil es gerade im ZDF nicht an humorvollen Krimis mangelt. Ob Wilsberg, Friesland, München Mord oder Marie Brand, da wird oft mit Komik oder zumindest einem Augenzwinkern gearbeitet. Das soll nicht heißen, dass es bei Nord Nord Mord: Sievers und die stillen Austern jetzt nur ernst zugeht. Dann und wann wird zur Auflockerung schon noch etwas eingebaut, beispielsweise die Nebenhandlung um Tabea, die bei Sievers einziehen möchte, was ihm erwartungsgemäß nicht passt. Dennoch, im Vergleich zu früher ist das alles spürbar weniger locker, was den Film etwas beliebiger macht.

Willkürliche Auflösung

Gleichgeblieben ist dafür die Optik. Zwar ist auch in der Hinsicht eine Verschiebung hin zu Düsterkeit und Dreck zu sehen. Der starke Kontrast aus Urlaubsidylle und Mord ist geringer geworden. Aber es sind doch noch genügend Bilder übrig, die den Film sehenswert machen. Schauspielerisch kann man nicht wirklich meckern, selbst wenn Nord Nord Mord: Sievers und die stillen Austern wenig Szenen auf Lager hat, in denen wirklich darstellerisches Talent gefordert ist. An manchen Stellen wird es etwas erzwungen konfrontativ. Aber die Szenen sind so kurz, dass sie nicht weiter stören. Der Film sticht bei diesem Aspekt ebenfalls wenig hervor, bleibt weder positiv noch negativ in Erinnerung.

Beim eigentlichen Kriminalfall sieht es nicht anders aus. Ganz klassisch soll das Publikum an der Seite des Ermittlertrios grübeln, wer den Mord denn begangen haben könnte. Verdächtige gibt es dabei schon, wirklich überzeugende Motive aber nicht. Das hat auch seinen Grund: Bei der Auflösung wird es schon arg willkürlich, da machte man es sich bei dem Drehbuch wieder besonders einfach, zum Ärger der Zuschauer und Zuschauerinnen. Mehr als Durchschnitt ist Nord Nord Mord: Sievers und die stillen Austern damit nicht, da waren frühere Filme schon weiter gewesen. Angesichts der konstant hohen Einschaltquoten scheint die Zielgruppe das aber anders zu sehen und darf auch weiterhin fleißig einschalten, wenn im Norden Verbrechen geklärt werden müssen.