
Es läuft gerade nicht wirklich bei der Familie Mozart. So reagiert Amadeus (Eren M. Güvercin) ziemlich ungehalten, als der Salzburger Erzbischof während einer Aufführung einschläft. Dabei vergreift er sich so sehr im Ton, dass er zur Persona non grata erklärt wird und seine Koffer packen muss, seinen Job ist er los. Dessen Vater Leopold (Peter Kurth) beschließt daraufhin, dass Tochter Maria Anna (Havana Joy) an den Freiherrn zu Oberhausen verheiratete werden soll, um so die Familie zu unterstützen. Doch diese ist nicht nur sehr eigensinnig. Sie verfügt zudem selbst über ein großes musikalisches Talent, weshalb die beiden Geschwister nach Wien fliehen, wo sie sich für Amadeus eine Anstellung beim Hof von Kaiser Joseph II. (Philipp Hochmair) erhoffen. Tatsächlich bekommt der Komponist und Musiker auf Vermittlung von Josephs Schwester Marie Antoinette (Verena Altenberger) die Einladung, zu dessen Geburtstag zu spielen. Doch dann kommt alles ganz anders …
Die vergessene Schwester
Wolfgang Amadeus Mozart gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Komponisten, welche die Musikgeschichte hervorgebracht hat. Selbst wer nichts mit klassischer Musik anfangen kann, wird auf die eine oder andere Weise mit ihm in Berührung gekommen sein und dürfte manche Melodie wiedererkennen. Kein Wunder also, dass das künstlerische Genie immer mal wieder in Filmen und Serien porträtiert wird. Das bekannteste Beispiel ist sicher das mit mehreren Oscars ausgezeichnete Drama Amadeus. Dieses Jahr kommen sogar zwei Serien heraus, die sich mit dem Künstler auseinandersetzen – und das innerhalb von einer Woche. Während die britische Sky-Serie mit Will Sharpe in der Hauptrolle erneut von der Rivalität von Mozart und Antonio Salieri erzählen wird, befasst sich Mozart/Mozart besonders mit der Schwester des Komponisten.
Da werden manche vielleicht mit den Augen rollen. Und doch ist es prinzipiell keine schlechte Idee, auch ihr einmal ein wenig Rampenlicht zukommen zu lassen. Schließlich galt sie seinerzeit ebenfalls als Wunderkind, das herumgereicht wurde. Doch die Bekanntheit ihres jüngeren Bruders erhielt sie nie. Inzwischen ist sie auch mehr oder weniger in Vergessenheit geraten, die meisten Adaptionen erwähnen sie nicht einmal. Mozart/Mozart versucht nun, diese Geschichte auf den Kopf zu stellen und beschreibt die Frau als ebenbürtig. Sie wurde nur nicht erkannt – in mehr als einer Hinsicht. Das hat dann mit der realen Vorlage nicht mehr ganz so viel zu tun. Die Serie ist keine akkurate Biografie, sondern eher eine völlig spekulative Was-wäre-wenn-Fiktion. Wer mit solchen Produktionen ein Problem hat, braucht es hiermit erst gar nicht zu versuchen.
Gewollt moderne Seifenoper
Hinzu kommt, dass man hier versucht hat, möglichst modern zu sein. Das betrifft den Inhalt, wenn die Serie eine betont feministische Richtung einschlägt. Aber auch die Sprache und selbst die Musik richten sich an ein Publikum von heute, man will sich hier losmachen von der damaligen Zeit. Das ist natürlich gestattet. Nur ist die ARD-Produktion dabei nicht annähernd so mutig und frisch, wie sie wohl angedacht war. Vielmehr ist Mozart/Mozart letztendlich eher holprig als schwungvoll, wenn die Serie über Dialoge stolpere. Auch die Figuren überzeugen nicht wirklich, da hat man es verpasst, interessante Charaktere zu entwerfen, die es wirklich rechtfertigen, dass man sich das hier anschaut.
Stattdessen gibt es die üblichen Intrigen am Hof, wenn Egos aufeinander knallen, man sich in die Falschen verliebt. Hinzu kommt die alberne Scharade, wenn sich die Schwester als Bruder ausgibt. Subversiv ist das dann weniger, eher eine aufgemotzte Seifenoper, die sich mit großen Namen schmückt. Wer eben solche mag, kann es natürlich schon einmal mit Mozart/Mozart versuchen. Ansonsten ist es etwas schleierhaft, wen die Serie eigentlich ansprechen soll. Für Fans historischer Stoffe ist das hier zu weit weg von der Vorlage. Es ist aber auch nicht so, als würde man mit der Geschichte etwas aussagen, das über Gemeinplätze hinausgeht. Ein Event ist das Ergebnis dadurch weniger, vielmehr ein Grund, warum man den Fernseher zur Hauptsendezeit getrost ausgeschaltet lassen bleiben kann. Zumal nie klar wird, warum es für den mauen Stoff ganze sechs Folgen brauchte.
OT: „Mozart/Mozart“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Clara Zoe My-Linh von Arnim
Drehbuch: Andreas Gutzeit, Swantje Oppermann
Musik: Jessica de Rooij feat. ÄTNA
Kamera: Simon Dat Vu
Besetzung: Havana Joy, Eren M. Güvercin, Peter Kurth, Sonja Weißer, Eidin Jalali, Philipp Hochmair, Verena Altenberger, Lisa Vicari, Annabelle Mandeng, Jan Krauter
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