
Matthew Morning (Théodore Pellerin) arbeitet in einem Klamottenladen in Los Angeles, als eines Tages der aufstrebende Popsänger Oliver (Archie Madekwe) vorbeikommt. Während andere den Musiker gleich umschwärmen, legt Matthew ein Lied auf, welches Oliver liebt. Die beiden kommen ins Gespräch, kurze Zeit später hat der Angestellte bereits einen Backstagepass für das nächste Konzert. Dort freunden sich die beiden jungen Männer weiter an und es kommt die Idee auf, dass Matthew doch die Crew begleiten könnte, um einen Dokumentarfilm zu drehen. Die anderen sind davon eher weniger begeistert. Mit der Zeit wird der Neue aber wirklich ein Teammitglied – bis er sich immer weiter hineinsteigert und anfängt, andere gegen sich aufzubringen …
Sehnsucht nach Aufmerksamkeit
Dass man irgendwelche Prominente toll findet, ist nicht ungewöhnlich. Die meisten von uns sind Fan von jemanden, ob es nun aus dem Bereich der Unterhaltungsindustrie oder Sport ist. Doch Fan ist nicht gleich Fan, der Grat zwischen Bewunderung und Besessenheit ist schmaler, als man denken könnte. Immer wieder gibt es Filme, die eine solche Grenzüberschreitung thematisieren, ob nun Der Fan (1982), Misery (1990) oder zuletzt Sweetness (2025). Der Thriller Lurker geht in eine ähnliche Richtung, wenn hier wie bei den genannten Titeln die Hauptfigur einem Star nachstellt und dabei zunehmend unheimliche Seiten an sich enthüllt. Und doch ist er nicht ganz mit den anderen Beispielen zu vergleichen.
Ein großer Unterschied ist, dass man hier gar nicht so genau sagen kann, ob Matthew ein Fan ist oder nicht. Tatsächlich sagt er an einer Stelle sogar zu seinem ehemaligen Kollegen Jamie (Sunny Suljic), dass er keiner ist. Zwar macht er dem Sänger immer wieder Komplimente. Aber dabei geht es wohl eher darum, dass er sich einschmeicheln möchte, um die Anerkennung des Stars zu bekommen. Lurker erzählt von einem Mann, der selbst bewundert sein möchte. Der jemand sein möchte. Und das funktioniert am besten, indem er sich an eine Berühmtheit ranschmeißt, in der Hoffnung, so auch selbst gesehen zu werden. Das klingt traurig. Ist es auch, zumindest anfangs kann einem der Protagonist leidtun, wenn er sich selbst erniedrigt, nur für ein kleines bisschen Aufmerksamkeit, während er sich selbst nichts anmerken lassen will.
Tragisch und spannend
Daraus hätte man ein reines Drama machen können. Doch mit der Zeit wandelt sich das, Lurker wird zunehmend zu einem Thriller, wenn die Situation eskaliert. Damit verbunden ist auch ein Wandel des Protagonisten. Denn je mehr Aufmerksamkeit er bekommt, umso mehr will er diese auch für sich haben und beginnt deshalb, eifersüchtig über andere zu wachen und diese verdrängen zu wollen. Der Film, der 2025 in Sundance Weltpremiere hatte, erzeugt daraus viel Spannung, wenn man sich fragen darf, wie weit der zunehmend skrupellose Matthew noch gehen wird. Aber auch: Wie reagieren die anderen? Nach außen hin ist das eine gute gelaunte Entourage. Innerlich brodelt es aber, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem großen Knall kommt. Dabei sollte man aber nicht erwarten, dass es hier ähnlich brutal wird wie bei den obigen Filmen. Denn darum geht es gar nicht.
Stattdessen hat Regisseur und Drehbuchautor Alex Russell eine Art Psychogramm gedreht, verbunden mit einer allgemeinen Auseinandersetzung mit dem Thema Ruhm. Ist Matthew ein Parasit oder braucht Oliver seinen Verfolger? Denn auch das ist klar: Matthew hat durchaus kreative Ideen, sieht selbst auch als Künstler. Wenn er sichtlich angesäuert sagt, kein Fan zu sein, dann hat das eben auch mit seinem Selbstbild zu tun. Lurker lebt dabei von den Leistungen seines Ensembles. Vor allem Théodore Pellerin (Jemand ist in deinem Haus) überzeugt als gleichermaßen bemitleidenswerte, tragische und abscheuliche Gestalt, die unbedingt nach oben will und dafür bereit ist, andere mit sich in den Abgrund zu reißen.
OT: „Lurker“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Alex Russell
Drehbuch: Alex Russell
Musik: Kenneth Blume
Kamera: Pat Scola
Besetzung: Théodore Pellerin, Archie Madekwe, Zack Fox Havana Rose Liu, Wale Onayemi, Daniel Zolghadri, Sunny Suljic
Sundance 2025
Berlinale 2025
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