
Ex-Soldat Christian (Nikolaj Lie Kaas) hat bei seinen Einsätzen viel erlebt. So leicht bringt ihn daher nichts mehr aus der Ruhe. Doch als sein Sohn Adam (Albert Rudbeck Lindhardt) nach Syrien reist und sich dort einer islamistischen Terrorgruppe anschließt, ist das sogar für ihn ein Schock. Dabei ist er fest entschlossen, sich nicht einfach seinem Schicksal zu fügen. Schließlich ist das sein Kind und er würde alles dafür tun, um es wieder nach Hause zu holen. Also reist er dem jungen Mann hinterher, will sich seinerseits der Gruppe anschließen, um auf diese Weise Adam zu finden. Natürlich darf niemand wissen, was ihn wirklich dorthin geführt hat, um sich und seinen Sohn nicht zu gefährden. Das bedeutet aber auch, dass er bis an seine Grenzen gehen muss – und manchmal darüber hinaus …
Dein Kind, der Terrorist
Wer an islamistische Terroristen denkt, hat normalerweise Menschen aus den üblichen afrikanischen oder asiatischen Ländern vor Augen. Doch immer wieder kommt es vor, dass sich besonders junge Männer und Frauen aus dem Westen dazu verleiten lassen, sich solchen Gruppierungen anzuschließen und in einen heiligen Krieg zu ziehen. Mehrere Filme haben dieses Phänomen aufgegriffen. Der Himmel wird warten etwa erzählte von zwei französischen Teenagerinnen aus gutem Haus, die sich unbemerkt von den Eltern radikalisiert haben. Auch Abschied von der Nacht und Für meinen Glauben erzählen von solchen Radikalisierungen junger Europäer und Europäerinnen. Mit Kein Weg zurück schafft es ein weiterer Weg in unsere Kinos, der mit einem solchen Szenario arbeitet.
Erneut wird die Geschichte aus Sicht der Eltern erzählt, die an dieser Entwicklung verzweifeln und versuchen, die Kinder zurückzuholen. Der Unterschied: Bei der skandinavischen Variante ist das Elternteil ein früherer Soldat. Das ändert zwar zunächst nichts am Problem, könnte jedoch auch eine Lösung darstellen. Wo es bei den obigen Filmen Eltern erwischt, die ein bürgerliches Leben führen, das ganz weit weg ist von Krieg und Kampf, da kann Christian sich in die gefährliche Situation begeben, in die Höhle des Löwen. Kein Weg zurück nimmt das übliche Drama, reichert es aber mit Thrillerelementen an, wenn der Protagonist so tun muss, als wolle er selbst Terrorist werden, und dabei ständig riskiert, dass seine Tarnung aufliegt – ein bisschen wie in einem Agentenfilm.
Intensiv, aber irgendwie leer
Regisseurin Charlotte Sieling (Die Königin des Nordens) verzichtet jedoch auf reißerische Actionszenen. Brisante Momente gibt es zwar schon, vor allem im späteren Verlauf, wenn Christian seinem Ziel immer näher kommt. Es wird auch im Laufe der anderthalb Stunden der eine oder andere Mensch sterben, damit das Publikum nicht vergisst, was hier auf dem Spiel steht. Wer aber wegen des früheren Berufs des Protagonisten erwartet, dass es in Kein Weg zurück wirkliche Kämpfe oder Schusswechsel gibt, wird enttäuscht. Das ist hier kein Thema, auch weil die Undercover-Mission dann schnell vorbei wäre. Gegen diese Übermacht ist auch ein Soldat machtlos. Seine Kriegserfahrungen werden nur selten wirklich gebraucht, dienen wohl vor allem dazu, seine Wahnsinnstat weniger wahnsinnig erscheinen zu lassen.
Ansonsten ist das mit der Motivation so eine Sache. Der Film versucht nicht einmal zu erklären, warum Adam sich den Islamisten angeschlossen hat. Und auch wenn wir im Laufe der Zeit ein bisschen mehr über die zerrissene Familie erfahren und die Figuren dadurch einen Rahmen erfahren, als Individuen bleiben sie doch eher blass. Daran kann auch Nikolaj Lie Kaas (Therapie für Wikinger) nichts ändern. Zwar vermittelt Kein Weg zurück das Gefühl der Verzweiflung, wenn Christian seinen Sohn zu retten versucht. Ansonsten bleibt das aber zu sehr auf Distanz, die Charaktere zu schematisch, man erfährt wenig über das Land oder die Art und Weise, wie der Terrorismus seine Jünger rekrutiert. Dennoch, das Thrillerdrama hat immer wieder intensive Momente. Und auch die Settings haben ihren Anteil daran, dass sich ein Blick lohnt.
OT: „Vejen hjem“
IT: „Way Home“
Land: Dänemark, Norwegen
Jahr: 2024
Regie: Charlotte Sieling
Drehbuch: Jesper Fink, Nagieb Khaja
Musik: BaGoran Obad, Alex Vargas
Kamera: Camilla Hjelm
Besetzung: Nikolaj Lie Kaas, Albert Rudbeck Lindhardt, Arian Kashef, Besir Zeciri, Harki Bhambra
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