
Auch wenn die Zeit, in denen Tierdokumentationen die Menschen im großen Stil in die Kinos locken konnte, schon eine Weile zurückliegt, zumindest im Streamingbereich sind sie nach wie vor gut vertreten. Netflix ist da besonders eifrig und nimmt die unterschiedlichsten Produktionen ins Programm auf, darunter etwa Nightmares of Nature: Wilde Horrorgeschichten, wo der Überlebenskampf von Tieren als eine Art Horrorshow inszeniert wurde. Disney+ führte uns ein in Die geheimnisvolle Welt der Pinguine. Aber auch bei Apple TV+ gibt es regelmäßig neue Titel zu entdecken. Jetzt bekommt die Sparte wieder Nachwuchs, und das gleich in mehrfacher Hinsicht, denn die neue Serie Für die Wildnis ist ausschließlich Tierbabys gewidmet.
Einsatz für den Artenschutz
Das klingt erst einmal vielleicht nach YouTube-Video oder den anderen sozialen Medien, wo gern mit niedlichen Tierchen knallhart Kasse gemacht wird. Da wird vor keiner Manipulation des Publikums zurückgeschreckt. Doch mit diesem Vorwurf würde man der Serie dann doch nicht gerecht werden. Man hat bei Für die Wildnis schon höhere Ansprüche, wenn diese Aufnahmen mit einer ökologischen Botschaft verbunden werden. Genauer handeln die sechs Folgen davon, wie die Nachkommen bedrohter Tierarten von Menschen aufgezogen werden. Das Ziel: Sie sollen wieder für ein selbständiges Leben in der Wildnis vorbereitet werden, um so die dezimierten Populationen wieder aufzustocken und die Tierarten vielleicht doch noch retten zu können. Ein bisschen wie in Pangolin: Kulus Weg.
Jede dieser Folgen ist dabei einer eigenen Tierart gewidmet. Los geht es mit einem Kragenbären. Danach folgt ein Elefant. Im weiteren Verlauf stehen ein Katta, Iberische Luchse, Geparde und Afrikanische Pinguine auf dem Programm. Repräsentativ für die gesamte Fauna ist das natürlich nicht. Insekten fehlen ebenso wie Fische oder Reptilien. Aber Für die Wildnis will ja gar nicht die Tierwelt als solche abbilden, sondern sucht sich schon Arten aus, mit denen man das Publikum emotional packen kann. Und das ist bei einem süßen Kätzchen oder einem flauschigen Bären dann doch einfacher als mit einer Spinne oder einer Schlange. Ist das manipulativ? Sicher. Man wusste hier schon sehr genau, wie man die Zuschauer und Zuschauerinnen ansprechen will. Das wichtige Thema des Artenschutzes ist nun einmal bekömmlicher, wenn man sich von dem Tier angesprochen fühlt.
Schöne Tierdoku
Wobei es durchaus auch andere Kriterien bei der Auswahl gab. So werden in Für die Wildnis tatsächliche Aufzuchtstationen gezeigt, das geschieht alles professionell. Gleichzeitig war der Faktor Mensch wichtig. Die Serie zeigt nicht allein die Tiere, sondern wie eine Verbundenheit zwischen ihnen und den sie betreuenden Menschen. Auch das geht zu Herzen, besonders wenn es darum geht, sich irgendwann doch zu verabschieden. Denn das ist ja das Ziel, die Rückführung in die Natur. Auf dem Weg dorthin muss aber einiges getan werden, wenn Mutter und Vater ersetzt werden müssen. Da gilt es dann, Tieren beizubringen, wie man sich als Tier verhält, obwohl man selbst gar keins ist. Das klappt mal besser, mal schlechter. Die besagte Episode über den Kragenbären etwa kann schon auch witzig sein, wenn das Tier Eigensinn entwickelt und nicht immer das tut, was man von ihm will.
Insgesamt ist das sehenswert. Die Mischung aus putzigen Szenen, herzerwärmenden, aber auch informativen, wenn wir mehr über die Arten und die jeweiligen Programme erfahren, funktioniert gut. Zu sehen gibt es natürlich auch einiges. Die unterschiedlichen Settings, die naturgemäß nicht gerade vor unserer Haustür liegen, bringen noch ein wenig Exotik in die heimischen Wohnzimmer. Manchmal würde man sich das vielleicht ein bisschen weniger idealisierend wünschen. So gut es natürlich ist, anderen Hoffnung zu machen und zu zeigen, dass sich der Kampf lohnt: Für die Wildnis vermittelt zuweilen das Gefühl, dass alles toll läuft und man sich gespannt zurücklehnen kann, was dann etwas kontraproduktiv ist. Wen das nicht stört, findet hier eine weitere schöne Tierdokumentation.
OT: „Born to Be Wild“
Land: USA
Jahr: 2025
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