Friesland: Geisterstunde

Der Schock ist groß, als der beliebte Arzt Dr. Hauke Momsen (Klaus Peeck) bei einem Segelausflug ums Leben kommt – umso mehr, da jemand sein Boot vorher manipuliert hat. Doch warum sollte ihn jemand umbringen wollen? Kriminalhauptkommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) und Henk Cassens (Maxim Mehmet) versuchen das herauszufinden und gehen dafür mehreren Spuren nach. Da ist Alrike Momsen (Christina Hecke), Tochter des Verstorbenen und ebenfalls Ärztin. Aber auch Strandsegler-Verkäuferin Reela Linnewever (Katharina Heyer) und der ehemalige Strandsegler Fedder Offermann (André Hennicke) sind verdächtig. Und dann taucht auch noch Tom Nitschke (Adrian Julius Tillmann) auf, der vorbestrafte Ehemann von IT-Expertin Kim Erveling (Veronique Coubard) …

Fast wie immer

Seit 2014 wird Friesland inzwischen ausgestrahlt und gehört noch immer zu den erfolgreicheren Krimireihen im ZDF. Mehr als sechs Millionen schalten zuverlässig ein, wenn die nördliche Provinzpolizei auf Verbrecherjagd geht und dabei immer wieder in komische Situationen gerät. Und so werden dann auch nach wie vor ständig neue Titel produziert. Zwei neue waren es bislang dieses Jahr. So musste in Abdrift aufgeklärt werden, wer einen Hochschulprofessor erschlagen hat. Zuletzt sorgte in Tief im Dreck der Fund einer antiken Bronzescheibe für jede Menge Ärger – und eine weitere Leiche. Mit Geisterstunde folgt jetzt der dritte Film 2025, es ist der 24. der Reihe. Und danach sollte es nicht lange dauern bis zum nächsten Wiedersehen. Schließlich sind vier weitere Filme bereits angekündigt.

Das mag man als etwas übertreiben empfinden. Ob es wirklich so viele Teile dieser Krimireihe braucht, darüber lässt sich streiten. Umso mehr, da die Folgen schon immer sehr ähnlich sind, man nicht wirklich versucht, an dem Konzept zu arbeiten. Wobei aktuell bei der Besetzung einiges anders nicht. Nachdem sie schon länger nur noch theoretisch anwesend war, wurde Apothekerin Insa Scherzinger jetzt auch offiziell aus der Reihe geschrieben. Polizistin Süher Özlügül, seit Anfang an dabei, fehlt derzeit ebenfalls, weil Darstellerin Sophie Dal in der Babypause ist. Aber so richtig fehlen tun sie nicht, da es in Friesland: Geisterstunde auch so mehr als genügend Figuren gibt, die herumschwirren und auf die eine oder andere Weise an dem Fall beteiligt sind. Wie immer eigentlich, neben Wilsberg ist Friesland die personalintensivste Krimireihe.

Ernster als sonst

Die Integration der Charaktere funktioniert hier besser, als es oft der Fall ist. Ein bisschen überfrachtet ist Friesland: Geisterstunde aber schon. Denn auch wenn es beim Krimi primär um die Frage geht, wer denn den Arzt in den Tod geschickt hat, wird parallel noch von IT-Verbrechen erzählt – Hackerangriff und Betrug inklusive. Dabei gibt es ebenfalls Berührungspunkte, weshalb nicht immer ganz klar ist, welche Person jetzt eigentlich wohin gehört. Und weil das noch nicht genug Stoff ist, werden noch persönliche Themen eingebaut. So bezieht sich der Titel der Folge auf spiritistische Sitzungen, bei denen der Kontakt zu Toten hergestellt werden soll. Auf diese Weise erhält der Film auch noch eine tragische Komponente.

Dieser etwas wilde Mix aus Themen, Figuren und Tonalität mag etwas irritierend sein, klappt insgesamt aber ganz gut. Bei den vielen Verwicklungen und Verbrechen darf man neugierig sein, was nun dahinter steckt bzw. worauf das alles hinausläuft. Das Ensemble macht zudem wieder Spaß, dazu gibt es wie immer idyllische Bilder. Der Krimi an sich ist auch in Ordnung. Die Auflösung ist überraschend, emotional, wenn auch nicht so wirklich nachvollziehbar. Lediglich der im Vergleich zu sonstigen Teilen reduzierte Humor könnte enttäuschen, da waren andere Teile doch witziger, Friesland: Geisterstunde ist überraschend ernst und traurig.