
Eigentlich ist Eva (Nora Navas) ja glücklich mit Victor (Juan Diego Botto) verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Kinder. Als sie bei einer Geschäftsreise Álex (Rodrigo de la Serna) kennenlernt, ist daher für sie auch klar, dass da nichts laufen wird. Zurück im familiären Trott lässt sie die Begegnung dennoch nicht los, hat diese doch etwas in ihr wachgerufen. Ihr ist klargeworden, dass aus der Ehe die Luft raus ist. Dabei würde sie so gern wieder einmal richtig etwas fühlen. Und so beginnt sie, sich innerlich auf die Trennung vorzubereiten und sich auf die Suche nach anderen Männern zu machen – womit sie in ihrem Umfeld auf wenig Verständnis stößt …
Hauptsache anders
In den letzten Jahren hat es reihenweise von Filmen gegeben, in denen Frauen in einem fortgeschrittenen Alter sich noch einmal umorientieren und einen neuen Lebensabschnitt wagen. Bei Bella Roma – Liebe auf Italienisch geschieht dies, indem die Protagonistin mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. In Britt-Marie war hier und Tanz ins Leben war die Initialzündung, dass die Hauptfigur vom Mann betrogen wurde. Bei Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos ist die Frau deutlich jünger als die obigen Leidensgenossinnen. Sie ist gerade mal Ende 40, als die Geschichte losgeht. Und während die anderen durch einen äußeren Faktor dazu angetrieben werden, etwas zu verändern, ist Eva von einem inneren Drang getrieben. Sie fühlt, dass es anders sein muss. Sie weiß nur nicht wie.
Im Grunde haben wir es mit einem Midlife-Crisis-Film zu tun. Üblicherweise handeln solche von Männern, hier ist es eben eine Frau, die sich die Frage stellt: Ist das schon alles? Verkauft wird das als romantische Komödie. Das ist nicht ganz falsch. Neben dem Lügenkonstrukt, das die Protagonistin aufbaut und immer schwieriger wird, ist da die Suche an sich, die zum Schmunzeln anregt. So kommt es zu den erwartbaren peinlichen Situationen, wenn sich Eva noch einmal ins Liebesleben stürzt und nach Abwechslung sucht. Daten kann aufregend sein. Oft klappt es aber nicht so wie erhofft, wie zahlreiche Filme und Serien vorgemacht haben. Der spanische Film erinnert beispielsweise ein wenig an den französischen Beitrag It’s Raining Men. Doch während es dort um erotische Experimente ging, da will Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos romantisch sein. Aber auch dieses Kribbeln ist schwierig.
Verloren im Alltagstrott
Regisseur und Co-Autor Cesc Gay (Freunde fürs Leben, Ein Freitag in Barcelona) verbindet diese Suche nach einer neuen Liebe mit einer Art Selbstsuche. Eva weiß letztendlich selbst nicht so wirklich, wer sie ist und was sie vom Leben will. Das ist deutlich näher am Alltag, als es einige der anderen Filme über eine späte Neuorientierung ist. Bei Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos muss nicht erst etwas Schlimmes oder Außergewöhnliches geschehen, damit die Protagonistin ins Straucheln kommt. Es reicht hier, einfach älter zu werden und sich in dem alltäglichen Trott selbst nicht mehr zu finden. Das ist eine Erfahrung, die viele irgendwann einmal in ihrem Leben machen werden. Ob es nun die Arbeit ist, die keine Herausforderungen mehr bietet, eine festgefahrene Beziehung, bei der sich nichts mehr tut, oder auch anderweitige soziale Verpflichtungen – da ist irgendwann kein neuer Tag mehr wirklich neu.
Doch was ist die Antwort darauf? Das ist nicht so wirklich eindeutig. Wo die anderen Filme die Protagonistinnen bestärkten, da ist Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos zurückhaltender. Gay zeigt die Schwierigkeiten auf, tut nicht so, als könne man einfach so alles neu machen und haben. Zwar ist er sicherlich gnädiger, als die Realität ist. Von den verkitschten Heile-Welt-Fantasien des Herzkinos, wo Liebe in jedem Alter problemlos möglich ist, ist man jedoch weit entfernt. Und so kann man dann auch das Ende interpretieren, wie man möchte, wenn Eva einen Weg findet und sich dennoch nicht sicher ist, ob sie diesen auch beschreiten möchte. Ob dieser wohin führt, das lässt der Film offen, ebenso, ob die Entscheidung richtig ist. Zumindest aber ermuntert er, wieder auf sich selbst zu hören und diese Fragen überhaupt zu stellen.
OT: „Mi amiga Eva“
Land: Spanien
Jahr: 2025
Regie: Cesc Gay
Drehbuch: Cesc Gay, Eduard Sola
Kamera: Andreu Rebés
Besetzung: Nora Navas, Rodrigo de la Serna, Juan Diego Botto, Fernanda Orazi, Àgata Roca, Francesco Carril, Marian Álvarez, Miki Esparbé, Lluís Villanueva
San Sebastian 2025
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