
Noch immer träumt François Perrin (Patrick Dewaere) von der großen Fußballkarriere. Doch damit sieht es nicht gut aus, er ist bislang nicht über den Status eines Reservespielers hinausgekommen. Und selbst dieser wankt, als er bei einem Trainingsspiel Berthier (Patrick Floersheim) fault, den Star der lokalen Mannschaft. Damit kickt er sich nicht nur aus dem Team. Er verliert außerdem seine Stelle in der Fabrik, da dessen Besitzer auch Präsident des Fußballclubs ist. Wohl oder übel hält er sich anschließend mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, während er nach einem Ausweg sucht. Doch es kommt noch schlimmer, als er wegen Vergewaltigung angeklagt wird. Dabei wird er nicht nur von der Frau beschuldigt. Auch zwei Fußballfunktionäre identifizieren ihn als Täter …
Frühe Komödie um ein Tabuthema
In Folge der #MeToo-Bewegung und des Skandals um Medienmogul Harvey Weinstein hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die sich mit dem Thema Vergewaltigung und Machtmissbrauch beschäftigt haben. Zuletzt sorgte etwa After the Hunt für Irritationen, dort ging es um einen mutmaßlichen Fall an einer Elite-Universität. Aber auch The Assistant und Bombshell – Das Ende des Schweigens sprachen das Tabu an. Natürlich wurde das Thema aber nicht erst durch die bekannt gewordenen Geschichten aktuell, vielmehr handelt es sich um ein lang verschwiegenes Problem, dass Menschen in Machtpositionen diese ausnutzen, um Frauen sexuell zu nötigen oder solche Vorfälle vertuschen. Ein Film, der sich früh mit diesem Phänomen befasste, ist Damit ist die Sache für mich erledigt aus dem Jahr 1979.
Dabei geht der Film in eine andere Richtung als die meisten Titel in diesem Themenbereich. Üblicherweise wird dieser in Form eines Dramas behandelt, dann und wann findet man auch Thriller. Hier haben wir es hingegen mit einer Komödie zu tun. Da dürften manche zusammenzucken. Kann man über Vergewaltigungen wirklich Witze machen? Kann man. Wobei Damit ist die Sache für mich erledigt nicht die Tat an sich für lustig verkauft. Vielmehr nimmt man in dem Film die Reichen und Mächtigen ins Visier, die sich alles erlauben können, weil sie keine Folgen zu befürchten haben. Wobei auch Popularität ein wirkungsvolles Abwehrmittel ist, wie sich herausstellt. Wer von Nutzen ist, wird geschützt. Umgekehrt kann ein Niemand wie der Protagonist keine Hilfe erwarten.
Erstaunlich aktuell
Das ist dann alles überzogen. Damit ist die Sache für mich erledigt ist als bewusst derbe Satire angelegt, bei der das Publikum nicht lang überlegen muss, was Sache ist. Die Kritik an der Verknüpfung von beruflichen und privaten Interessen wird ebenso deutlich angeprangert wie die Doppelmoral. Man hält sich auch nicht lange mit einer Figurenzeichnung auf. Der Protagonist geht noch am ehesten als wirklicher Charakter durch, was auch Hauptdarsteller Patrick Dewaere (Frau zu verschenken) zu verdanken ist, der als unbekümmerter Hitzkopf und Lebemann die Szenen dominiert. Die anderen Figuren sind überwiegend nichtssagend, erfüllen allenfalls eine Funktion. In Erinnerung bleibt davon niemand, es geht um Systemkritik, keine Individuen.
Das mag manchen nicht tiefgründig genug sein. Spaß macht die Komödie aber auch Jahrzehnte später noch immer, sofern man mit dieser Mischung aus derbem und garstigem Humor etwas anfangen kann. Und auch wenn François sicher keine Vorbildfunktion hat, er allenfalls das kleinere Übel ist: Regisseur Jean-Jacques Annaud (Der Name der Rose) hat auf gewisse Weise einen Crowdpleaser gedreht, bei dem man sich freut, wenn der als Sündenbock missbrauchte Fußballer später den Spieß umdreht und den Männern im Anzug an den Kragen geht. Damit ist die Sache für mich erledigt ist dabei ein Film, der in mancher Hinsicht sein Alter nicht verbergen kann, mit der Analyse aber nach wie vor richtig liegt – was die Satire einerseits unterhaltsam, gleichzeitig aber auch mitunter schwer erträglich macht.
OT: „Coup de tête“
Land: Frankreich
Jahr: 1979
Regie: Jean-Jacques Annaud
Drehbuch: Francis Veber
Musik: Pierre Bachelet
Kamera: Claude Agostini
Besetzung: Patrick Dewaere, France Dougnac, Jean Bouise, Michel Aumont, Paul Le Person, Corinne Marchand, Dorothée Jemma, Maurice Barrier
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