Miss Sophie - Same Procedure as Every Year Amazon Prime Video Streamen online Video on Demand
Alicia von Rittberg als Titelfigur in der Serie "Miss Sophie – Same Procedure as Every Year" (© Amazon Prime Video)

Alicia von Rittberg [Interview]

Den Sketch Dinner for One dürften hierzulande die meisten kennen, schließlich gehört er für viele fest zu dem jährlichen Silvesterprogramm dazu. Aber wer sind eigentlich diese Figuren, die wir Jahr für Jahr sehen bzw. nur vom Hörensagen her kennen? Eine Antwort darauf liefert die Serie Miss Sophie – Same Procedure as Every Year, die seit dem 22. Dezember 2025 exklusiv auf Amazon Prime Video verfügbar ist. Diese erzählt die Geschichte von Miss Sophie (Alicia von Rittberg), die nach dem Tod ihrer Eltern dringend Geld braucht, um das Familienanwesen zu retten. Und so beschließt sie, einen reichen Mann zu heiraten, der sie entsprechend versorgen kann. Nach einigem hin und her bleiben vier Kandidaten übrig: Mr. Pommeroy (Moritz Bleibtreu), Mr. Winterbottom (Frederick Lau), Sir Toby (Jacob Matschenz) und Admiral von Schneider (Christoph Schechinger). Die Wahl ist nicht einfach, da ihr Herz eigentlich ihrem Butler James (Kostja Ullmann) gehört. Wir haben Hauptdarstellerin von Rittberg bei der Premiere der Serie beim Filmfest München 2025 getroffen. Im Interview spricht sie über ihr Verhältnis zur Vorlage, Liebe und Klassendenken.

Warum hast du Miss Sophie gedreht? Was hat dich an der Serie gereizt?

Als ich das erste Mal gehört habe, dass ich eine Frau spielen soll, die für Geld heiratete, dachte ich mir: „No way!“ Als ich dann aber das Drehbuch gelesen und mich weiter mit der Figur auseinandergesetzt habe, habe ich erst verstanden, worum es wirklich geht. Sie ist bereit, alles aufzugeben, auch ihr eigenes Liebesglück, um ihr Zuhause zu retten und all die Menschen, die darin wohnen. Sie würde auch gern reisen und die Verantwortung abgeben. Aber sie entscheidet sich dagegen und opfert ihre Freiheit, weil das für sie in dieser Zeit die einzige Lösung ist. Dieser Perspektivwechsel hat mich sehr gereizt, weil sie dadurch für mich zu einer sehr starken Frau wird, die das mit einer gewissen Leichtigkeit macht.

Miss Sophie erzählt die Vorgeschichte von Dinner For One, das hierzulande Kult ist. Welche Bedeutung hat der Sketch für dich?

Für mich ist er tatsächlich auch Kult. Als ich noch mit meinen Eltern und meinen Großeltern zu Hause Silvester gefeiert habe, haben wir jedes Jahr Dinner For One geschaut. Ich hab das damals noch gar nicht alles verstanden, was da passiert, wenn sie zusammen die Treppe hochgehen. Same procedure as every year. Aber es gab trotzdem für mich nichts Besseres am Abend als das. Wir haben immer unfassbar gelacht und das war für mich immer eine richtige Kindheitserinnerung.

Was macht den Sketch deiner Meinung nach zu einem Phänomen, dass er eben so beliebt ist?

Der Sketch hat eine super Idee. Es ist einfach sehr charmant und witzig, wie ein Butler fünf verschiedene Rollen spielt und immer betrunkener wird und über diesen Tigerkopf stolpert. Er ist hervorragend gespielt und es macht Spaß dabei zuzusehen.

Wenn du dir jetzt den Sketch ansiehst, wie sehr bist du dann davon geprägt, was du gespielt hast?

Ich glaube, dass ich das immer noch gut trennen kann. Wir sind ganz bunt, nicht schwarzweiß. Unsere Geschichte spielt 70 Jahre früher. Wir erlauben uns auch, ein bisschen lauter und spaßiger zu sein als der Sketch. Deswegen kann man das nicht ganz miteinander vergleichen.

Ihr habt ja auch sechs Folgen zur Verfügung und könnt entsprechend viel mehr machen als in dem Sketch. Wir würdest du deine Sophie beschreiben?

Sophie ist eine sehr starke, junge Frau, die genau weiß, was sie will. Sie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen, und hat doch das Herz am rechten Fleck.

Du hast bereits gemeint, dass sie ihre Freiheit aufgeben will, um ihr Zuhause zu retten, indem sie einen Mann heiratet. Ist das dann noch ein selbstbestimmtes Handeln, wenn sie sich in eine Abhängigkeit begibt?

Ich denke schon. Denn es ist ja sie selbst, die diese Entscheidung trifft. Niemand zwingt sie dazu. Wenn sie dann auch dazu steht und das mit Würde trägt, dann ist das für mich auf jeden Fall selbstbestimmt.

Zu diesem Zweck muss sie sich zwischen mehreren Männern entscheiden, die alle sehr unterschiedliche Eigenschaften haben. Gibt es in einer solchen Situation eine richtige Wahl?

Da helfen die Männer schon mit, dass Sophie die Entscheidung ein bisschen leichter fällt. (lacht) Die hebeln sich gegenseitig ein bisschen raus.

Welche Eigenschaften bei einem anderen Menschen sind dir persönlich wichtig?

Humor. Respekt. Man muss sich aufeinander verlassen können. Vertrauen ist auch wichtig. Ich würde auch einen gewissen Tiefgang suchen. Jemanden, der sich wirklich mit etwas auseinandersetzt.

In eurer Serie spielt das Thema Liebe natürlich eine große Rolle. Aber wie würdest du Liebe definieren? Was macht für dich Liebe aus?

Das ist jetzt mal eine richtig große Frage. Aber ich würde sagen: Liebe ist, jemandem etwas zu geben, ohne dafür etwas zurück haben zu wollen.

Ein anderes Thema von Miss Sophie sind Klassenunterschiede, wenn es unmöglich ist, dass die Reichen mit den Armen zusammen sind. Spielt diese heutzutage noch eine Rolle?

Ja, sie spielen auf jeden Fall noch eine Rolle. Ich habe heute das Gefühl, dass sich die Gesellschaft in zwei Schichten geteilt hat. Dieses Klassendenken wird glaube ich auch nie ganz weggehen, weil es zu viele Menschen gibt, die sich besserstellen wollen oder sich besser fühlen wollen als andere. Solange es Leute gibt, die eine solche Macht suchen, wird es immer Unterschiede geben. Das kriegt man aus den Menschen nicht heraus, leider.

Die Figuren sind auch stark von dem geprägt, woher sie kommen. Wie ist das bei dir? Wie sehr bist du durch die Weise geprägt, in der du aufgewachsen bist?

Schon stark. Durch das frühe Zeitverbringen an Sets durfte ich aber auch jung meine eigene Perspektive „prägen“. Heute setze ich mich auch wirklich gerne damit auseinandersetzt, und denke darüber nach, was ich mitbekommen habe. Ich habe da einen sehr eigenen Kopf. Ich finde es wichtig, wenn man als Erwachsener irgendwann etwas unemotionaler, besser entscheiden kann, was man von welcher Prägung weitertragen möchte.

Als Schauspielerin bist du es gewohnt, ständig neue Lebenssituationen und Welten kennenzulernen. Hilft dir das, wenn du im wahren Leben jemandem aus einer ganz anderen Lebenssituation kennenlernst?

Auf jeden Fall! Du fängst dann an, vieles besser zu verstehen, wenn du den Platz getauscht hast. Als Schauspielerin kann es ja sogar deine Aufgabe sein, einen Serienkiller zu verstehen, nicht zu bewerten. Das finde ich sehr spannend. Da wir eben alle auf die eine oder andere Weise geprägt sind, gibt es für jede Handlung eine Erklärung, warum diese Sinn macht, selbst wenn wir es zuerst nicht sehen, weil wir dazu neigen, von uns auf andere zu schließen. Es macht mir immer viel Spaß, mich von der Projektion loszumachen, mich da reinzudenken und zu überlegen, wie eine Figur funktioniert und warum sie etwas tut. Deswegen liebe ich die Schauspielerei so sehr.

Vielen Dank für das Interview!



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