
Eigentlich sollte es nur ein netter kleiner Job für Jana Haumann (Lilly Charlotte Dreesen) sein, um sich ihr Studium finanzieren zu können, als sie bei einem Münsteraner Technikunternehmen anfängt, das einen Sprachassistenten mit KI entwickelt hat. Weniger nett ist aber die Mordankündigung, die sie auf einer Sprachaufnahme gehört haben will. Als jedoch ihr Laptop gestohlen wird, fehlen ihr die notwendigen Beweise für ihre Behauptung. Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) glaubt der jungen Frau jedoch und setzt alles daran, den Mord zu verhindern, ohne dabei genau zu wissen, wer denn das Opfer sein wird. Zur gleichen Zeit hat Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky) den Auftrag bekommen, sich um die künstliche Intelligenz zu kümmern, die der Polizei in Zukunft zur Seite stehen soll …
Wo ist die Leiche?
Wilsberg und kein Ende. Dieses Jahr feierte die ZDF-Krimireihe ihr 30-jähriges Bestehen. Und noch immer werden fleißig neue Teile produziert, die meistens von fünf bis sechs Millionen Menschen angeschaut wird. Drei Filme gab es 2025 bereits rund um den Buchhändler und Privatdetektiv. In Über dem Gesetz ging es um einen verfolgten Jura-Professor und einen toten Studenten. Anschließend führte Achtsam bis tödlich in ein Selbstfindungsretreat, wo es mörderisch zugeht. Zuletzt stand in Mit allen Wassern gewaschen ein betrügerisches Wasserunternehmen im Fokus. Seither war es ruhig geworden um den Dauerbrenner, ein rundes halbes Jahr mussten sich Fans mit Wiederholungen zufriedengeben. Die Wartezeit ist jetzt vorbei, mit Phantomtod erscheint der vierte Teil dieses Kalenderjahr, es ist der 87. bislang.
Am Konzept hat sich wenig überraschend nicht viel getan. So werden wieder ganz umständlich die diversen Figuren mit dem Fall verbunden, komme es, was es wolle. Die Figuren selbst haben sich auch nicht entwickelt. Dass der überhebliche Overbeck, der sich immer für sehr fortschrittlich hält, die Sache mit der KI-Polizistin dankbar annimmt, verwundert niemanden. Die Grenzüberschreitungen des Protagonisten sind ebenso Standard. Die größte Überraschung bei Wilsberg: Phantomtod ist noch, dass es da nicht am Anfang einen Mord gibt, der aufgeklärt werden muss. Vielmehr wird hier darum gekämpft, dass ein Mord gar nicht erst geschieht, was mal eine nette Abwechslung ist. Zumindest am Anfang, später wird es dann doch konventionell.
Aktuelle Themen, maue Witzen
Auch beim Thema künstliche Intelligenz hat der Film nicht so wahnsinnig viel zu sagen. Auf der einen Seite ist es zwar schon löblich, wie diese Reihe immer wieder aktuelle Themen aufgreift, seien es nun gesellschaftliche oder auch technologische. Man versucht also schon, diese Krimis relevant zu machen, ohne deshalb mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend zu laufen. Stattdessen setzt man auf Humor. Wilsberg: Phantomtod greift neben der allgegenwärtigen künstlichen Intelligenz auch Faktoren wie die Bespitzelung im Alltag auf, wenn Nutzerdaten zur Ware geworden sind. Doch so absurd es ist, wie Overbeck mit seiner Laptop-Kollegin umherläuft, tatsächlich lustig ist das nicht. Es nervt sogar nach einiger Zeit, da sich die Witze wiederholen. Diskussionsstoff gibt es dabei keinen.
Einen solchen gibt es dafür bei der wiederkehrenden Frage, wie weit man bei der Verbrechensbekämpfung gehen darf. Dass Wilsberg selbst immer mal wieder Grenzen überschreitet mit seinen kuriosen Ermittlungen, gehört sicher zur Reihe dazu. Dass aber auch die Polizei sich nicht wirklich Pflichten und Regeln gegenüber verpflichtet sieht, ist schon bedenklich. Wilsberg: Phantomtod spricht die Problematik zwar an, lässt im Zweifelsfall aber fünfe gerade sein. Ist ja für einen guten Zweck. Das muss einen nicht stören, der Krimi will ja in erster Linie unterhalten. Wenn der Spaßfaktor aber auch nicht so wahnsinnig groß ist, hätte es solche Irritationen nicht zusätzlich gebraucht.
OT: „Wilsberg: Phantomtod“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Stefan Scheich
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Patricia Meeden, Rita Russek, Roland Jankowsky, Ruth Reinecke, Gerd Silberbauer, Kathrin von Steinburg, Matthias Weidenhöfer, Lilly Charlotte Dreesen, Seán McDonagh
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