The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill
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The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill

„The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill“ // Deutschland-Start: 6. November 2025 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die Pocken haben in der Heimatstadt der Geschwister Jack und Lula Parker (Levon Hawke und Esme Creed-Miles) eine Spur der Verwüstung und des Todes hinterlassen. Binnen weniger Tage sind zuerst ihre Mutter und schließlich auch ihr Vater verstorben, sodass sie nun Waisen sind. Als ihr Großvater sie nach Kansas zu einer entfernten Tante bringen will, begegnen sie der Bande der berüchtigten Räuberin und Mörderin Cut Throat Bill (Juliette Lewis), die sogleich ein Auge auf Lula geworfen hat. Es kommt zum Duell, in dessen Verlauf die Bande Lula entführt und ihr Großvater kaltblütig ermordet wird. Jack wird bewusstlos geschlagen und wacht erst Stunden später wieder auf.

In einer nahen Gemeinde will er sich Hilfe beim Sheriff holen, doch auch dieser ist Bills Handlangern zum Opfer gefallen. Verzweifelt verpflichtet er den Kopfgeldjäger Reginald Jones (Peter Dinklage) und dessen Gehilfen Eustace (Gbenga Akinnagbe), einen ehemaligen Sklaven, ihn bei der Suche nach Lula zu unterstützen. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, denn sobald Bills Bande ihr Lager in einem Sumpfgebiet namens The Thicket erreicht hat, wäre Lula wohl verloren.

Ein Versprechen

Dekonstruktion ist das Prinzip der Filme des Briten Elliott Lester. In Actionfilmen wie Blitz agiert der von Jason Statham gespielte Cop nicht weniger brutal als sein Gegenspieler, und in Vendetta – Alles, was ihm blieb, war Rache sehen wir Arnold Schwarzenegger fernab des Actiongenres als Vater, der versucht, den Verlust seiner Familie zu verarbeiten. Mit der Verfilmung von Joe R. Lansdales Roman Das Dickicht wagt sich Lester an das Westerngenre und bleibt dabei seinem Prinzip treu. Im Gegensatz zu anderen Geschichten des Genres ist der Westen in The Thicket ein raues, brutales Land, in dem es keinerlei Helden gibt – dafür aber umso mehr Verbrecher und Mörder. Damit bleibt Lester der Romanvorlage treu, denn auch Lansdale versteht den „Wilden Westen“ als ein Land, definiert von Gewalt und Blut, in dem die Schwachen kaum eine Chance haben. Dementsprechend brutal ist die Verfilmung geraten, die besonders für Fans von Filmen wie Sergio Corbuccis Leichen pflastern seinen Weg oder Sydney Pollacks Jeremiah Johnson interessant sein dürfte.

The Thicket ist Lesters erster Western, doch die Liebe und Passion für das Genre spürt man in jeder Einstellung des Films. Besonders sein Vater, so erklärt Lester in Interviews, war ein großer Fan von Western und begeistert von der Romanvorlage Lansdales. Dass The Thicket ein Herzensprojekt des Regisseurs ist, wird schnell deutlich – und man merkt es auch an der Darstellung der Figuren, den Themen des Films und den Bildern. Interessanterweise ist von Wärme lange Zeit wenig zu spüren – nicht nur wegen der allgegenwärtigen Kälte und des Schnees, sondern auch wegen der brutalen Exposition. Zwei Teenager sind von einem Moment auf den anderen auf sich allein gestellt, wobei ihre letzte Bezugsperson durch einen Pistolenschuss ums Leben kommt.

Krankheit, Tod und Gewalt regieren in der Welt von The Thicket, und unsere beiden Helden können dem nicht viel entgegensetzen. Lediglich das Versprechen auf eine Belohnung, wenn sie Cut Throat Bill ergreifen, sowie das Schriftstück, das sie als Eigentümer eines Grundstücks ausweist, bewegt Menschen, ihnen zu helfen. Die schnee- und eisbedeckte Landschaft wird zum Sinnbild einer Gesellschaft, in der nur das Recht des Stärkeren gilt. Die Szene, in der Jack einen wütenden Mob davon abhalten will, ein Mitglied von Bills Bande zu hängen, damit er ihn nach seiner Schwester befragen kann, endet damit, dass er zuerst niedergebrüllt und dann niedergeschlagen wird. Kameramann Guillermo Garza und Lesters Inszenierung haben ein Gespür dafür, die Kälte der Herzen einzufangen, wobei Eis und Schnee wie eine Art Vorhölle wirken, in der Moral und Mitgefühl nicht mehr als leere Worte sind.

Chaos und Sinnsuche

The Thicket erzählt zugleich von einer Initiation. Wie William Shakespeares Hamlet, auf den an einer Stelle Bezug genommen wird, sind Jack und Lula irritiert und erschrocken über die Welt jenseits des behüteten Elternhauses. Insbesondere Jack, der an moralische Prinzipien wie Nächstenliebe und Mitgefühl glaubt, scheint hoffnungslos verloren zu sein, wenn er ausgerechnet einen Kopfgeldjäger um Empathie und Verständnis bittet. Levon Hawkes und Esme Creed-Miles’ Charaktere machen eine interessante Entwicklung innerhalb des Films durch, die auch dramaturgisch spannend erzählt ist. Es geht mitnichten nur darum, ob sie sich gegen ihre Angreifer wehren können, ob sie zurückschießen oder -schlagen, sondern vielmehr darum, ob sie ihre Prinzipien vollends aufgeben oder sich noch etwas von ihnen bewahren können.

Diese Feuerprobe fällt ihnen aber nicht leicht – vor allem nicht bei solchen Gegenspielern wie Cut Throat Bill und Reginald Jones. Zwar ist Peter Dinklages Figur auf ihrer Seite, aber dies auch nur des Geldes wegen. Es ist nur ein kleiner Schritt zwischen ihm und einem Verbrecher wie Cut Throat Bill, den Juliette Lewis als das personifizierte Böse spielt. Manche Aspekte ihrer Figur mögen etwas überzeichnet sein, doch die Hintergrundgeschichte und die charismatische Darstellung, insbesondere in den Szenen mit Creed-Miles, sind unterhaltsam und vielschichtig.

Credits

OT: „The Thicket“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Elliott Lester
Drehbuch: Elliott Lester
Vorlage: Joe R. Lansdale
Musik: Ray Suen
Kamera: Guillermo Garza
Besetzung: Peter Dinklage, Juliette Lewis, Levon Hawke, Esme Creed-Miles

Bilder

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The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill
fazit
„The Thicket“ ist ein unterhaltsamer, sehr düsterer Western. Elliott Lester erzählt von der Suche nach Sinn und Gnade in einer unmoralischen, brutalen Welt. Interessante Figuren und vielschichtige Bilder machen seinen Film zu einem echten Geheimtipp für Westernfans.
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