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© NDR/Julia Terjung

Polizei

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„Polizei“ // Deutschland-Start: 26. November 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich sieht es gerade gut aus für Anton Stern (Levy Rico Arcos). Der junge Mann macht eine Ausbildung zum Koch, hat eine eigene Wohnung und ist glücklich liiert.  Doch dann kommt ein Brief, der alles auf den Kopf stellt: Er wird angeklagt wegen „Schwerem Landfriedensbruch“ und „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“. Zwei Jahre liegt der Vorfall inzwischen zurück, damals hatte er an einer Demonstration zum 1. Mai teilgenommen. Er kann sich auch kaum daran erinnern, was seinerzeit vorgefallen ist. Hat er wirklich Polizisten angegriffen? Er weiß es nicht mehr. Also braucht er Hilfe, sucht eine Anwältin, befragt auch Leute, die bei der Demonstration dabei waren. Aber wird das reichen, um seine Unschuld zu beweisen?

Wenn die Polizei Böses tut

In Filmen steht die Polizei traditionell auf der Seite der Guten. Gerade im Krimi- und Thrillerbereich gibt es unzählige Beispiele dafür, wie sie gegen das Böse kämpft, Verbrechen aufklärt oder für Gerechtigkeit sorgt. Natürlich gab es auch immer wieder Fälle, wo Polizisten korrupt sind. Aber selbst dann war da meistens ein Held in Uniform, der die fehlgeleiteten Exemplare ihrer gerechten Strafe zuführt. In den letzten Jahren wurde aber zunehmend an der strahlenden Fassade gekratzt. Das gilt insbesondere für die US, wo brutale Übergriffe immer wieder in den Nachrichten stehen, besonders die rassistisch motivierten. Aber auch europäische Beiträge haben von Polizeigewalt berichtet. Dossier 137 etwa erzählt von einem jungen Mann, der bei einer Demonstration ins Krankenhaus geprügelt wurde. Die Täter mussten sich aber nicht vor Konsequenzen fürchten, da die Kollegen und Kolleginnen selbst bei größtem Fehlverhalten decken.

Der deutsche Fernsehbeitrag Polizei geht in eine ähnliche Richtung. Auch hier wird ein junger Mann im Kontext einer Demonstration zum Ziel von Polizeigewalt, während er selbst aber als Schuldiger dargestellt wird. Allerdings ist das auf einer wahren Geschichte basierende Drama deutlich zahmer als die obige Variante. So hat Anton keine bleibenden Schäden davongetragen. Für ihn war das alles tatsächlich erledigt, wäre da nicht die Anklage, er sei selbst gewalttätig geworden. Ein weiterer Unterschied: Bei Dossier 137 war mehr oder weniger klar, was geschehen ist, auch wenn es an Beweisen mangelte. Hier hingen kann sich der Protagonist nicht erinnern, hat das alles vielleicht auch verdrängt. Die Rekonstruktion der Vergangenheit findet also auf mehreren Ebenen statt.

Sehenswertes Opferporträt

Das hat Vor- und Nachteile. Wo der französische Film früh einen anklagenden Ton annahm und dabei schon auch plakativ wurde, da ist man hierzulande zurückhaltend. Die Polizisten werden nicht von Anfang an als brutale Schläger gebrandmarkt. Tatsächlich lernt man die Schuldigen nie kennen, selbst bei der finalen Konfrontation bleiben sie unsichtbar. Polizei konzentriert sich stärker auf das Opfer, zeigt ihn in seinem Alltag und wie er versucht, irgendwie mit der Situation klarzukommen. Das heißt aber nicht, dass die ARD-Produktion nicht auch ihre manipulative Tendenz hätte. Wenn zum Ausklang gefragt wird, was mit unseren Kindern geschieht, ist das schon unwürdiges Holzhammergekloppe. Zumal es auch dem Anspruch ad absurdum führt, dass Polizeigewalt grundsätzlich falsch ist – denn dann darf es keinen Unterschied machen, wer das Opfer ist.

Schade ist zudem, dass die Gegenseite wirklich gar nicht zu Wort kommt und damit eben doch darauf reduziert wird, zu brutal vorgegangen zu sein. Eine wirkliche Auseinandersetzung damit, wie in solchen Ausnahmesituationen vorgegangen werden sollte und kann, findet so nicht statt. Der Komplexität des Themas wird man so nicht gerecht. Dennoch ist Polizei durchaus sehenswert, da der Film anschaulich zeigt, wie ohnmächtig man sich gegenüber Institutionen fühlen kann, auch weil die Kontrollinstanzen eventuell nicht greifen. Das Drama, das auf dem Filmfest Hamburg 2025 Premiere hatte, zeigt zugleich, wie schnell einem die Kontrolle über das eigene Leben entgleiten kann – und wie wichtig es ist, wenn einem andere in einer solchen Situation beistehen.

Credits

OT: „Polizei“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Buket Alakus
Drehbuch: Laila Stieler
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Falko Lachmund
Besetzung: Levy Rico Arcos, Petra Schmidt-Schaller, Alexander Hörbe, Luise Helm, Antonia Breidenbach, Jamilah Bagdach, Katharina Hirschberg, Florian Geißelmann

Bilder

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fazit
In „Polizei“ wird ein junger Mann beschuldigt, bei einer Demonstration Polizisten angegriffen zu haben, er kann sich aber an nichts erinnern. Das Fernsehdrama prangert Polizeigewalt an, konzentriert sich aber primär darauf, wie das Opfer sein Leben unter Kontrolle zu bringen versucht. Das ist durchaus sehenswert, auch wenn eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema nicht stattfindet.
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