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© NDR/Márton Kállai

Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen

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„Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen“ // Deutschland-Start: 9. November 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Ernst Michel (Jonathan Berlin) hatte Glück. Im Gegensatz zu vielen anderen jüdischen Männern, Frauen und Kindern, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden, überlebte er diesen Alptraum. 22 Jahre ist er inzwischen und hat seine Berufung als Reporter gefunden. Doch die Arbeit führt ihn auch an seine Grenzen, als er von den Nürnberger Prozessen berichtet und damit seinen früheren Peinigern sehr nahekommt. Als ausgerechnet Hermann Göring (Francis Fulton Smith) ihn kennenlernen will, ist er hin und her gerissen, was er tun soll. Auch für die junge Polin Seweryna Smaglewska (Katharina Stark) sind die Prozesse eine schwierige Erfahrung, soll sie dort doch als Zeugin aussagen und von ihren Erlebnissen berichten …

Erinnerung an die Nürnberger Prozesse

Die Nürnberger Prozesse gehören ohne Zweifel zu den bekanntesten Gerichtsverhandlungen aller Zeiten. Das liegt nicht nur an den fürchterlichen Verbrechen, die in diesen thematisiert wurden. Sie waren auch maßgebliche Meilensteine in der Entwicklung des Völkerrechts. Im November 2025 jährt sich der Beginn zum 80. Mal, weshalb es verständlich ist, dass die ARD an dieses Ereignis erinnern möchte. Man hätte mit der Ausstrahlung von Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen bis zum 20. November warten können, dem offiziellen Beginn der Prozesse. Stattdessen wählte man den 9. November, womöglich, um so auch gleich zur Reichspogromnacht Bezug nehmen zu können. So oder so: An Symbolik mangelt es nicht, wenn uns der Sender auf eine Zeitreise mitnimmt.

Diese kommt in Form einer Mischung aus Drama und Dokumentation daher. Den überwiegenden Teil machen dabei Spielfilmszenen aus, in denen Jonathan Berlin und Katharina Stark die beiden realen Persönlichkeiten Ernst Michel und Seweryna Smaglewska verkörpern. Verbunden wird dies mit Interviewszenen, in denen die Kinder ebendieser beiden Menschen zu Wort kommen. Auf der einen Seite ist es naheliegend, wenn auf diese Weise eine Brücke geschlagen werden soll. Nur, so richtig geht das Ganze nicht auf. Dafür sind diese Interviews nicht wirklich gehaltvoll genug. Besser sind die Passagen, wenn Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen auf Archivaufnahmen zurückgreift, darunter ein Interview mit Michel selbst, das dieser in den 2000er Jahren gegeben hat.

Unausgegorener Mix

Der Mix führt außerdem dazu, dass die Spielfilmszenen nie ganz ihre Wirkung entfalten können, die ein reiner Spielfilm womöglich gehabt hätte. Man kommt gar nicht dazu, sich wirklich in diese Menschen hineinzufühlen, weil man immer wieder aus dem Geschehen gerissen wird. Der Film nimmt sich auch gar nicht die Zeit, die beiden historischen Persönlichkeiten als Individuen herauszuarbeiten, sie werden überwiegend durch den Holocaust definiert. Interessanter wird es, wenn Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen tatsächlich die Gedanken von Michel teilt und dabei ganz grundsätzliche Fragen stellt. Kann jemand, der im Konzentrationslager war, über die Nürnberger Prozesse berichten? Sollte er das? Der Protagonist ist da durchaus hin und her gerissen.

Ein paar prägnantere Momente sind auf diese Weise schon dabei, zumal man auch einige prominente Schauspieler und Schauspielerinnen engagiert hat. Und natürlich ist das Thema so wichtig, dass man es immer wieder bringen kann – unabhängig von Jubiläen. Dennoch, das Dokudrama, welches auf dem Filmfest Hamburg 2025 Premiere hatte, hinterlässt leider nicht den starken Eindruck, den man sich davon erhofft hatte. Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen ist letztendlich nichts Halbes und nichts Ganzes. Etwas, das man aus gutem Grund zeigt, dann aber wieder in den Katakomben des Senders verschwindet. Das ist schade, weil da einiges drin ist, worüber man gern mehr erfahren hatte. Die 90 Minuten reichen hierfür aber vorne und hinten nicht aus.

Credits

OT: „Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Carsten Gutschmidt
Drehbuch: Dirk Eisfeld
Musik: Jens Südkamp
Kamera: Jens Boeck
Besetzung: Jonathan Berlin, Katharina Stark, Francis Fulton Smith, Wotan Wilke Möhring, Rony Herman, Max Schimmelpfennig, Franz Dinda, Hendrik Heutmann

Bilder

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Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen
fazit
„Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen“ erinnert an die Nürnberger Prozesse und erzählt von diesen aus der Sicht zweier junger Opfer. Die Mischung aus Spielfilmszenen und Dokumentationen geht nicht wirklich auf: Man erfährt zu wenig, das Menschliche bleibt etwas auf der Strecke. So wichtig das Thema ist, das hier ist allenfalls solide.
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