
Seit dem Tod seines Stiefvaters führt Issac (RJ Mitte) allein dessen Bestattungsinstitut weiter. Das kann er, er weiß, wie er mit den Toten umzugehen hat. Mit den Lebenden tut sich der verschlossene junge Mann hingegen schwer, er weiß da nicht so recht, wie er sich verhalten soll. Nur bei Cassi (Dove Cameron) ist das anders. Immer wieder ist er in dem Diner, wo sie als Kellnerin arbeitet. Sie ist es auch, die das Gespräch mit ihm sucht und es tatsächlich schafft, ihm so mit der Zeit näherzukommen. Dabei ahnt Issac noch nicht, dass sie eine sehr zerstörerische Ader hat und ihn auf einen Trip mitnimmt, nach dem alles anders sein wird – und der eine oder andere tot …
Ein morbides Setting
Dass Bestattungsinstitute, Leichenhäuser und Rechtsmedizin dankbare Settings sind für Horrorfilme oder auch Thriller, ist kein Geheimnis. Beispiele hierfür gibt es mehr als genug. Ob in The Autopsy of Jane Doe zwei Gerichtsmediziner an einer Frauenleiche verzweifeln, in The Body – Die Leiche eine Tote spurlos verschwindet oder in The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte ein Leichenbestatter unheimliche Geschichten erzählt, es finden sich allerlei Titel, die solche Schauplätze zu nutzen wissen. Mit Love Me Dead kommt nun ein weiterer Film bei uns heraus, bei dem ein solcher Ort eine maßgebliche Rolle spielt. Das Ergebnis mag dabei nicht auf dem Niveau der drei obigen Kollegen sein. Zumindest nimmt er aber eine unerwartete Wendung.
So meint man anfangs noch, dass sich die Geschichte irgendwie um die Toten drehen wird, wenn Issac regelmäßig Gespräche mit den Toten führt. Anders aber als bei der deutschen Krimireihe Theresa Wolff, wo diese Unterhaltungen dem Ziel dienen, die begangenen Verbrechen aufzuklären, da sind die Visionen des jungen Mannes, bei denen die toten Frauen wieder zu Leben erwachen, eher ein Anzeichen dafür, dass der Protagonist nicht Teil der realen Welt ist. Einsamkeit könnte eine Rolle spielen, auch wenn das nicht so wirklich thematisiert wird. Das offensichtliche Thema Neurodiversität wird in Love Me Dead auch nicht weiter ausgebaut. Issac steht zwar im Mittelpunkt, bleibt aber ein Fremdkörper, aus dem auch das Publikum nicht wirklich schlau wird, weil es zu wenig Zugangspunkte zu ihm gibt.
Irritierend, aber nicht wirklich spannend
Durch Cassi ändert sich das zwar ein wenig. Durch Gespräche erfahren wir mehr. Daraus hätte dann ein schönes Liebesdrama werden können, bei dem ein Außenseiter endlich einen Weg ins Leben findet und Teil von etwas werden darf. Stattdessen eskaliert die Situation auf unerwartete Weise, das Zusammenkommen der beiden hat böse Folgen. Zu viel sollte man im Vorfeld da vielleicht nicht wissen, weil Love Me Dead eben schon auch davon lebt, dass man zunächst keine Ahnung hat, worauf das alles hinauslaufen wird. Nur so viel: Anstatt dem Bestatter dabei zu helfen, den Lebenden näherzukommen und aus seinem morbiden Schneckenhaus zu kommen, geben sie lieber Vollgas und rasen beeindruckend schnell in den Abgrund.
Hochspannung entsteht dabei jedoch nicht, dafür ist das Ganze dann doch irgendwie zu seltsam. Ein Problem sind dabei eben diese wiederkehrenden Visionen. Die verleihen dem Film zwar schon eine an und für sich nicht uninteressante surreale Note. Es führt aber auch dazu, dass das ein wenig beliebig wird. Man merkt dem Horrorthriller zudem an, dass er nicht unbedingt ein hohes Budget hatte. Zwar ist Regisseur und Co-Autor Josh Webber schon bemüht, aus dem Stoff mit visuellen Spielereien etwas herauszuholen. Richtig viel Eindruck hinterlässt das aber nicht. Love Me Dead sticht zwar schon etwas aus der Masse hervor, eben weil das eine andere Richtung einschlägt als erwartet und zuweilen irritierend ist. Tatsächlich gut ist der Film aber nicht, trotz eines engagiert auftretenden Ensembles.
OT: „Love Me Dead“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Josh Webber
Drehbuch: Josh Webber, Christopher Neil
Musik: Randy Edelman
Kamera: Justin Jones
Besetzung: Dove Cameron, RJ Mitte, Robert LaSardo, Gigi Gustin
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