Jared Bush (links) und Disney-Legende Ron Clemens bei der ersten Präsentation von "Zoomania 2" beim Annecy Festival 2025 (©ANNECY FESTIVAL/E. Perdu)

Jared Bush [Interview]

Lange haben Fans darauf warten müssen, bis es eine Fortsetzung von Zoomania gab. Jetzt ist es endlich so weit, am 26. November 2025 startet die lang erwartete Animationskomödie Zoomania 2 im Kino. Dieses Mal sind Häsin Judy und Fuchs Nick ein festes Team bei der Polizei, wo sie sich aber erst noch beweisen müssen. Das ist schwieriger als gedacht. Erst vermasseln sie einen Einsatz, den sie ohne Abstimmung mit den anderen starten. Und dann stehen sie auch noch unter Verdacht, selbst ein Verbrechen begangen zu haben. Jetzt müssen sie nicht nur ihre Unschuld beweisen, sondern auch herausfinden, was es mit der mysteriösen Schlange Gary auf sich hat. Wir haben Regisseur Jared Bush beim Annecy Festival 2025 getroffen, wo dem Publikum erstmals Teile des Films gezeigt wurden. Im Interview spricht er über die Arbeit an dem Film, das Überwinden von Vorurteilen und welches Tiere ihn am besten repräsentiert.

Zoomania war 2016 ein riesiger Erfolg. Warum hat es so lang gedauert, bis ein zweiter Teil herauskommt?

Das werde ich tatsächlich oft gefragt. Zunächst einmal brauchen Animationsfilme lange, du musst da schon mit vier bis sechs Jahren rechnen. Byron Howard und ich haben schon kurz nach dem ersten Film überlegt, welche Geschichte wir noch erzählen könnten. Wir haben anschließend aber erst einmal an Encanto gearbeitet, was für uns ein ganz besonderes Projekt war. Und dafür haben wir eben auch vier bis sechs Jahre gebraucht. Danach dann vier bis sechs Jahre für Zoomania 2. Wir liegen also durchaus im Zeitplan. Ich bin auch ganz dankbar dafür, dass wir die Zeit hatten, uns wirklich Gedanken darüber zu machen, was wir eigentlich erzählen wollen. Wenn wir direkt nach dem ersten Teil weitergemacht hätten, weiß ich nicht, ob wir die Geschichte so hätten erzählen können.

Was wolltet ihr denn mit dem zweiten Teil erzählen?

Wir wollten an das anschließen, wovon wir schon in Zoomania erzählt haben: Wie ganz unterschiedliche Leute Meinungen von anderen haben und dann zusammenkommen und sich miteinander auseinandersetzen müssen. Diese Unterschiede spielen auch weiterhin eine große Rolle. Nick und Judy sind nun einmal sehr verschieden und haben sehr unterschiedliche Weltsichten. Im ersten Teil haben die beiden gerade einmal 48 Stunden miteinander verbracht. Und wir wollten wissen: Wie geht das jetzt weiter, wenn sie Partner sind? Diese Unterschiede siehst du auch, wenn sie in Zoomania 2 verdächtigt werden, ein Verbrechen begangen zu haben. Judy kann damit gar nicht umgehen, weil sie noch nie in einer solchen Situation gewesen ist. Der Film stellt die Frage, wie die beiden Erfolg haben können, wenn sie die Welt ganz unterschiedlich sehen und vielleicht sogar zu unterschiedlich sind, um wirklich Partner werden zu können.

Ihr habt euch in Zoomania dafür stark gemacht, solche Unterschiede zu überwinden und anderen offen zu begegnen. Seither hat sich viel in der Welt geändert, auch zum Schlechten hin, die Ausgrenzung ist in den letzten Jahren eher mehr geworden als weniger. Hat euch das als Geschichtenerzähler beeinflusst?

Wir haben schon im ersten Teil versucht, von ganz universellen menschlichen Erfahrungen zu erzählen. Wenn du dir die Welt anschaust und was gerade los ist, im Vergleich zu dem, wie es vor fünf oder zehn Jahren war, suchen wir nach Mustern im menschlichen Verhalten. Nur weil du etwas gelernt hast, heißt das nicht, dass jetzt alles anders ist. Tatsächlich musst du manche Erfahrungen wieder und wieder machen, damit sich etwas verändert. Und das gilt eben auch für Nick und Judy, die zwar in Zoomania einiges gelernt haben, aber noch immer viel lernen müssen. Sie müssen sich bewusst werden, was wirkliche Probleme sind, was nur eingebildete Probleme sind und wie sie das alles besser machen können. Deswegen denke ich, dass der Film sehr gut in unsere Zeit passt.

Neben den beiden Hauptfiguren gibt es dieses Mal noch eine dritte: die Schlange Gary. Warum habt ihr euch ausgerechnet für eine Schlange entschieden, von all den Tieren, die ihr hättet nehmen können?

Wir wollten unbedingt Reptilien einbauen. Das war uns schon beim ersten Teil klar, dass wir bei einer Fortsetzung Reptilien einführen werden. Dass es eine Schlange wurde, hängt damit zusammen, dass es kein anderes Reptil gibt, das mit derart starken Meinungen und Gefühlen verbunden ist. Viele Menschen fürchten sich instinktiv vor Schlangen. Das ist eine Eigenschaft, die Säugetieren angeboren ist: die Furcht vor Schlangen. Deswegen war das für uns eine logische Entscheidung. Tatsächlich gibt es auch in unserem Team viele, die Angst vor Schlangen haben. Die Herausforderung war daher: Schaffen wir es eine Schlange zu kreieren, die dennoch liebenswert ist? Schwieriger war es für uns zu entscheiden, welche Schlange es werden soll. Wir haben uns am Ende für eine Grubenotter entschieden. Dafür haben wir eine blaue ausgesucht, weil du bei Säugetieren diese Farbe praktisch nicht hast und wir einen größtmöglichen Kontrast haben wollten.

Und wie ist dein Verhältnis zu Schlangen?

Ich liebe Schlangen! Tatsächlich hielt ich welche als Haustiere, als ich ein Kind war. Ich habe immer wieder Schlangen aufgesammelt und behalten, auch wenn manche das nicht so toll fanden. Auf jeden Fall habe ich keine Angst vor Schlangen oder Reptilien. Wenn überhaupt, habe ich Angst davor gebissen zu werden. Das ist mir tatsächlich oft passiert. Glücklicherweise war aber keine davon giftig.

Du hast schon angesprochen, das wir Tiere mit etwas verbinden. Wenn du ein Tier aussuchen könntest, das dich am besten repräsentiert, welches wäre das?

Das ist eine gute Frage. Da gibt es ganz viele verschiedene Antworten, die ich geben könnte. Aber ich glaube, ich entscheide mich für ein Nashorn. Nashörner sehen sehr schlecht und wollen mit dem Kopf durch die Wand, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben. Ich bin bei der Arbeit genauso, weshalb ein Nashorn gut zu mir passt.

Dann lass uns über die Animation von Tieren sprechen. Wie sahen eure Vorbereitungen aus? Schließlich sollen sich die Tiere in eurem Film schon auch realistisch bewegen, ohne dabei zu realistisch zu werden.

Wir haben sehr viel Zeit mit Tieren verbracht. Und das nicht nur im Internet, wir sind tatsächlich hingegangen und haben uns Tiere angeschaut, ob jetzt in einem Zoo oder einen Naturpark oder bei einer Safari. Wir wollten sehen, wie sie wirklich sind und wie sie sich in einem natürlichen Umfeld verhalten. Du hast recht, dass wir einen Mittelweg finden mussten, dass sich die Tiere wie Menschen verhalten und doch einen Teil ihrer Charakteristika behalten. Wenn du dir die Giraffen anschaust, hast du das Gefühl, dass sie sich in Zeitlupe bewegen, weil sie so riesig sind. Das wollten wir beibehalten. Wir mussten deshalb bei allen Tieren schauen, wie wir sie umsetzen und wie das dann auch innerhalb der Welt funktioniert, die wir zeigen. Manche mussten wir animalischer machen, damit sie reinpassen, zum Beispiel bei den Seehunden. Das war von Tier zu Tier anders.

Zoomania 2 arbeitet dabei auch wieder viel mit Humor, darunter sind Witze, die gar nichts mit der Geschichte zu tun haben. Visuelle Gags zum Beispiel. Sind die dann schon bei der Vorbereitung drin, wenn ihr am Drehbuch arbeitet, oder entstehen die, während ihr den Film selbst macht?

Beides. Wenn ich ein Drehbuch schreibe, gerade auch bei Zoomania, versuche ich, so viele Witze wir möglich einzubauen. Nicht, weil ich unbedingt will, dass diese spezifischen Witze drin sind, sondern um den Story Artists ein Gefühl dafür zu geben, wie die Tonalität in dieser Welt ist. Eine der wichtigsten Aufgaben als Regisseur ist es, den Sandkasten zu definieren, in dem dann alle spielen. Innerhalb dieser gesetzten Grenzen können sie alles ausprobieren. Und tatsächlich haben dann auch alle großartige Ideen, die sie einbringen. Das zeigt sich gerade bei den Witzen. Du hast die Story Artists mit ihren Witzen. Die Animatoren haben Witze hinzugefügt. Und auch das Special-Effects-Team hat eigene Ideen. Die Schale mit den Würmern kam beispielsweise von ihnen. Bevor ich zu Disney kam, konnte ich mir nie erklären, wie eine einzige Person auf all diese Witze kommt. Jetzt weiß ich, dass es eben nicht eine einzige Person ist, sondern Hunderte von Genies, die alle kreativ und witzig sind.

Letzte Frage. Es ist kein Geheimnis, dass es Animationsfilme in den Kinos schwer haben. Da waren zwar schon mehrere große Hits in den letzten Jahren. Sie waren aber alle entweder Fortsetzungen oder basierten auf Franchises. Glaubst du, dass sich dieser Trend noch umkehren lässt und auch Original-Animationsfilme Erfolg haben können?

Ja, das tue ich. Natürlich habe ich die ganzen Diskussionen mitbekommen zu dem Thema, was mit den Original-Animationsfilmen geschehen ist. Aber ich denke, dass das komplexer ist, als die Leute sagen. Natürlich hat die Pandemie den Kinos geschadet, weil die Menschen weniger in die Kinos gehen, ganz unabhängig vom Film. Gleichzeitig spielt bei vielen Nostalgie eine große Rolle, selbst bei jungen Menschen. Wir müssen uns also allgemein Gedanken darüber machen, was die Leute noch in die Kinos locken kann. Und da gibt es ganz viele Antworten. Ein Spektakel kann die Leute anlocken. Aber auch Figuren, die sie lieben und mit denen sie etwas verbinden. Und auch Humor kann helfen, wenn du innerhalb einer großen Gruppe lachen kannst. Die Leute wollen einfach etwas für ihr Geld. Bei Original-Filmen ist das schwieriger, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Aber das ist eine Herausforderung, der wir uns bei Disney gern stellen. Unser nächster Film Hexed wird wieder etwas ganz Neues sein und wir freuen und sehr darauf, ihn dem Publikum zeigen zu können.

Vielen Dank für das Interview!



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