FolleMente Du & Ich und alle reden mit
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Du & Ich und alle reden mit

„Du & Ich und alle reden mit“ // Deutschland-Start: 20. November 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die Möbelrestauratorin Lara (Pilar Fogliati) und der frisch geschiedene Lehrer Piero (Edoardo Leo) freuen sich darauf, sich gegenseitig kennenzulernen. Ein erstes Date ist bereits ausgemacht. Wie es danach weitergeht, wird sich zeigen. Und doch sind beide auch von einer inneren Unsicherheit getrieben, nicht zuletzt weil beide zuvor nicht immer gute Erfahrungen gemacht haben. Schließlich soll alles perfekt sein. Aber was heißt das schon? Und wer bestimmt das eigentlich? Das wissen die beiden nicht so genau, da sind zu viele widersprüchliche Stimmen in ihrem Kopf, die auf sie einreden. Während manche forscher auftreten, mahnen andere zur Zurückhaltung. Nur eines ist klar: Die inneren Besserwisser haben zu allem etwas zu sagen, selbst in den unpassendsten Momenten …

Spaßige Annäherung

Der Name Paolo Genovese dürfte hierzulande eher weniger Leuten etwas sagen. Und doch ist der Italiener auf gewisse Weise einer der einflussreichsten europäischen Filmschaffenden der letzten zehn Jahre gewesen. Schließlich ist er der Mann hinter Perfetti Sconosciuti – Wie viele Geheimnisse verträgt eine Freundschaft?. Zwar erschien die Komödie bei uns nur auf DVD – und das auch mit deutlicher Verspätung. Die Geschichte um eine Freundesclique, die bei einem gemeinsamen Abendessen alle Handys auf den Tisch legt und die Nachricht laut vorliest, wurde aber anderweitig zum Exportschlager. Bislang wurden 28 Remakes davon gedreht, darunter auch das Das perfekte Geheimnis, zwei weitere sind in Arbeit: Damit steht der Film im Guinness-Buch der Rekorde.

Eine internationale Karriere war Genovese im Anschluss dennoch nicht vergönnt, seine weiteren Filme sind in Deutschland gar nicht erst erschienen. Umso schöner ist, dass sein neuestes Werk Du & Ich und alle reden mit tatsächlich den Weg zu uns findet uns sogar im Kino gezeigt wird. Denn auch wenn die Komödie keine vergleichbare Remake-Flut auslösen wird und das grundsätzliche Szenario nicht ganz so originell ist wie die seines Welthits: Es macht schon Spaß dabei zuzusehen, wie sich zwei Menschen näherkommen, sich dabei aber immer wieder selbst im Weg stehen. Denn ihre inneren Stimmen widersprechen sich selbst andauernd, ein bisschen wie die sprichwörtlichen Engelchen und Teufelchen, die auf der Schulter sitzen. Nur dass es hier eben vier wettstreitende Stimmen sind – pro Hauptfigur wohlgemerkt.

Amüsant und lebensnah

Die sind dann gern mal etwas überzeichnet, wenn Genovese und sein 5-köpfiges Drehbuchteam ausgiebig mit Klischees und Karikaturen arbeiten. Für sich genommen ist keine dieser inneren Stimmen sehr komplex oder nuanciert. Aber das müssen sie ja auch nicht sein. Vielmehr entsteht die Komplexität aus den Widersprüchlichkeiten der einzelnen Charakterzüge. Und das ist etwas, das die meisten kennen werden. Dass man sich unsicher ist, vielleicht keine Entscheidungen treffen mag, ist etwas, das wir alle selbst erfahren haben – die einen mehr, die anderen weniger. Auch wenn Du & Ich und alle reden mit dieses Konzept auf die Spitze treibt, ist das Ergebnis durchaus nah am Lebensalltag. Selbst wenn die Hauptfiguren etwas anstrengend sein können, nachvollziehen kann man sie schon.

Was nicht ganz so gut funktioniert, sind die gelegentlichen Versuche, aus diesem persönlichen inneren Wettstreit größere gesellschaftliche Themen ableiten zu wollen. Wenn zwischendurch etwa von „Mansplaining“ die Rede ist, ist dann doch eher forciert, man wollte da cleverer sein, als man es letztendlich ist. Bei der Dynamik innerhalb der Persönlichkeiten wäre dafür mehr drin gewesen, etwa durch wechselnde Allianzen, anstatt vor allem auf Konfrontation zu setzen. Aber auch wenn man bei Du & Ich und alle reden mit das Gefühl hat, dass das Potenzial des Szenarios nicht ganz ausgereizt wurde, ist die Liebeskomödie doch amüsant geworden. Und so darf man dann hoffen, dass Genovese nicht nur weitere solcher Filme dreht, sondern dass diese auch wirklich bei uns erscheinen und gesehen werden. Verdient hätte er das.

Credits

OT: „FolleMente“
Land: Italien
Jahr: 2025
Regie: Paolo Genovese
Drehbuch: Paolo Genovese, Isabella Aguilar, Lucia Calamaro, Paolo Costella, Flaminia Gressi
Musik: Maurizio Filardo
Kamera: Fabrizio Lucci
Besetzung: Edoardo Leo, Pilar Fogliati, Emanuela Fanelli, Claudia Pandolfi, Marco Giallini, Maurizio Lastrico

Bilder

Trailer

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Du & Ich und alle reden mit
fazit
„Du & Ich und alle reden mit“ begleitet zwei Menschen bei ihrem ersten Date, welches von widersprüchlichen inneren Stimmen dominiert wird. Das ist amüsant und trotz der Überzeichnungen lebensnah. Die gelegentlichen Versuche, gesellschaftlich relevant aufzutreten, sind aber zu forciert.
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