Die My Love
© MUBI Credit Kimberly French

Die My Love

Die My Love
„Die My Love“ // Deutschland-Start: 13. November 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als Grace (Jennifer Lawrence) und ihr Partner Jackson (Robert Pattinson) aufs Land ziehen, ist die Vorfreude noch groß. Sicher, das Haus, welches Jackson von seinem Onkel geerbt hat, ist nicht im besten Zustand. Da müssen sie schon einiges machen. Wenn das aber erst einmal erledigt ist, wartet auf sie das große Glück, zumal Grace schwanger ist. Doch irgendwie kommt alles anders. So muss Jackson der Arbeit wegen immer wieder weg, während seine Frau allein zu Hause bleiben muss. Vor allem nach der Geburt ihres Sohns wird dies zum Problem, da Grace mit der Situation unglücklich ist und zunehmend auch psychische Probleme hat …

Hartes Comeback

Wenn Lynne Ramsay einen neuen Film präsentiert, dann weiß man immer schon: Das wird gleichermaßen besonders wie hart. So erzählte sie in We Need to Talk About Kevin (2011) von einem Paar, das an dem zunehmend soziopathischen bis sadistischen Sohn verzweifelt. In A Beautiful Day (2017) folgte sie einem traumatisierten früheren Soldaten und Agenten, der die entführte Tochter eines Senators befreien soll. Ein Wermutstropfen ist jedoch die lange Wartezeit: Bis ein neuer Film der Schottin erscheint, muss man jedes Mal mehrere Jahre warten. So auch bei Die My Love. Ganze acht Jahre musste das Publikum ausharren, bis die Regisseurin ihren fünften Film mit der Welt teilte. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt, auch dieses Mal gelingt es Ramsay, ein Werk auf die Leinwand zu bringen, das nach dem Anschauen noch länger nachhallt.

Wie bei den meisten ihrer Filme hat sie sich hierfür einen Roman ausgesucht. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf das gleichnamige Buch von Ariana Harwicz, welches 2012 auf den Markt kam. Bei der Adaption wurde einiges geändert, unter anderem wurde der Schauplatz vom ländlichen Frankreich in die USA verlegt. Solche Änderungen sind oft etwas fragwürdig. Im Fall von Die My Love lässt sich das aber verschmerzen. Zum einen geht die Verfilmung auf eine Initiative von Martin Scorsese zurück, der explizit Jennifer Lawrence in der Hauptrolle sah – beide produzierten das Drama dann auch. Da ist es verständlich, dass der Film amerikanisiert wurde. Denn ohne Lawrence hätte es überhaupt keine Adaption gegeben. Wichtiger noch ist, dass die Geschichte sehr universell ist und Frauen weltweit ansprechen dürfte, gleich in welchem Land sie leben.

Bizarr und tragisch

Wobei es eine Weile dauert, bis sich herausstellt, worum es eigentlich geht. So beginnt der Film mit dem Einzug in das Haus. Dieser ist zwar mit dem einen oder anderen schlechten Vorzeichen versehen, wenn das Gebäude renoviert werden muss und die Familiengeschichte ihre düsteren Kapitel hat. Doch zu Beginn ist Die My Love von einer mitreißenden Aufbruchstimmung und von viel Leidenschaft geprägt. Das ändert sich im weiteren Verlauf, wenn die Protagonistin zunehmend einer Depression verfällt und eine Psychose entwickelt. Dass der Ehemann dauernd beruflich unterwegs ist und Grace oft auf sich allein gestellt ist, macht die Sache nicht besser. Wie der Titel vorwegnimmt, stirbt die Liebe mit der Zeit, erst allmählich, dann immer schneller – bis Ramsay wieder diverse schockierende Szenen auspackt, die sich ins Gedächtnis fressen.

Einiges davon ist bizarr, wenn die junge Mutter immer mehr ihre Menschlichkeit und die Kontrolle über sich verliert. Aber es ist eben auch tragisch, wenn jemand an der zugeordneten Rolle scheitert. Denn zumindest teilweise geht Die My Love eben um Geschlechterbilder und um das Tabu: Was, wenn ich gar nicht Ehefrau und Mutter sein will? Ich keine Erfüllung in der Aufgabe finde, ein Kind großzuziehen? Viel darüber gesprochen wird auch im Film nicht, nur einige kleine Szenen sprechen das Thema an. Ansonsten ist das Drama, das im Wettbewerb von Cannes 2025 Weltpremiere hatte, eines, das besonders auf ein Fühlen und Erleben setzt. Für Lawrence ist das eine Paraderolle, wenn sie die hässlichen Seiten der Mutterschaft aus sich hervorholt, ein verzweifelt-archaischer Aufschrei gegen ein Leben, das nicht das eigene ist.

Credits

OT: „Die My Love“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Lynne Ramsay
Drehbuch: Enda Walsh, Lynne Ramsay, Alice Birch
Vorlage: Ariana Harwicz
Musik: George Vjestica, Raife Burchell, Lynne Ramsay
Kamera: Seamus McGarvey
Besetzung: Jennifer Lawrence, Robert Pattinson, LaKeith Stanfield, Nick Nolte, Sissy Spacek

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Die My Love
fazit
„Die My Love“ schildert, wie eine Frau nach der Geburt ihres Kindes zunehmend verzweifelt und eine Psychose entwickelt. Das Drama ist stark gespielt und rüttelt an dem Tabu, dass Mutterschaft auch Leid sein kann. Die Romanadaption spricht das Thema jedoch kaum an, will eher erlebt werden als diskutiert.
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