A Story About Fire

Die Zeiten sind hart. Vor allem das bitterkalte Wetter macht den Tieren zu schaffen, weil sie auf diese Weise kaum noch Nahrung finden in den schneebedeckten Landschaften. Der unter Menschen aufgewachsene Affe Ran Bi Wa will sich jedoch nicht länger diesem Schicksal einfach ergeben und beschließt daher, den Heiligen Berg zu suchen. Denn dort, so will es die Legende, wartet das Geheimnis der Wärme. Also macht er sich mit einem Wolf, den er Doggie nennt, auf die Reise. Doch der Weg ist weit und beschwerlich, immer wieder geraten die beiden Freunde in brenzlige Situationen, aus denen sie nur gemeinsam entkommen können …

Animationsabenteuer nach einer alten Legende

Lange stand der chinesische Animationsmarkt im Schatten des japanischen Konkurrenten. Während Animes seit Jahrzehnten weltweit große Beliebtheit genießen, sind die Werke aus dem Reich der Mitte kaum bekannt. Inzwischen ändert sich das langsam. Vor allem das sagenhafte Einspielergebnis des auf einer alten Legende basierende Ne Zha 2, das inzwischen der weltweit erfolgreichste Animationsfilm aller Zeit ist, hat für reichlich Aufmerksamkeit gesorgt. Überhaupt sind es immer wieder Fantasyabenteuer in historischen Settings, mit denen das Land auffällt. Zumindest auf Festivals sind diese immer wieder zu finden, sei es Into the Mortal World, The Storm oder New Gods: Yang Jian. Und auch A Story About Fire hat auf diversen Filmfesten eine Heimat gefunden.

Genauer debütierte der Film unter dem deutschen Titel Eine Geschichte vom Feuer auf der Berlinale 2025, damals in der Kindersektion Kplus. Ob der Film unbedingt dorthin gehört, darüber kann man sich wie immer streiten. Da dürfte auch das Vorurteil, Animationsfilme seien automatisch für ein jüngeres Publikum, eine Rolle gespielt haben. Grundsätzlich ist A Story About Fire dabei durchaus für die Familie geeignet. Zu jung sollten die Kinder aber nicht sein, da es an manchen Stellen schon düster wird. Und auch wenn die Geschichte an und für sich sehr simpel ist – zwei Tiere suchen das Feuer, um den Winter zu überleben –, ist vieles dann doch metaphorisch. Da macht sich die Vorlage, eine alte Legende einer ethnischen Minderheit, bemerkbar.

Atmosphärisch stark

Diese leichte Unzugänglichkeit ist sicherlich auch kulturell bedingt. Man bemerkt gerade bei chinesischen Werken, dass sie sich wenig Gedanken um ein internationales Publikum machen – siehe etwa Creation of the Gods II: Demon Force, das ganz viel voraussetzt. Hinzu kommt die fragmentarische Erzählstruktur. Die Geschichte ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, die von verschiedenen Abschnitten erzählen. Wo andere Abenteuer aber geradlinig verlaufen, man das Gefühl hat, eine wirkliche Richtung einzuschlagen, da ist das hier weniger klar greifbar. Oft hat der Film zudem eine traumartige Atmosphäre. A Story About Fire spielt zwar in der realen Welt und bietet Themen an, mit denen man sich als Zuschauer bzw. Zuschauerin identifizieren kann – darunter der Klassiker Freundschaft. Und doch ist das hier immer etwas unwirklich.

Daran hat die Optik ihren Anteil. Das traditionsreiche Shanghai Animation Film Studio (Chuang Tapestry), das seit seiner Gründung 1946 rund 500 Filme produziert hat, orientiert sich bei der Umsetzung an der klassischen chinesischen Tuschemalerei. Das Ergebnis ist sicherlich simpel, manches wirkt wie eine Kinderzeichnung. Aber es ist auch sehr ausdrucksstark. Tatsächlich hat A Story About Fire eine so starke und wundersame Atmosphäre, dass man schnell von ihr gefangen ist. Auch wenn der Film nicht das große Blockbusterpotenzial hat aufgrund dieser anderen Bildersprache und der besagten Fremdartigkeit, lohnt es sich doch, selbst Teil dieser Reise zu werden, wenn sich die Gelegenheit ergibt.