Weiss & Morales: Eine Frage des Vertrauens

Eigentlich wollte Sebastián Santana mit seinem Co-Living-Start-up digitalen Nomaden dabei helfen, sich in der Fremde niederzulassen und dort ihrer Arbeit nachzugehen. Doch nun ist der Unternehmer tot, ermordet auf Gran Canaria. Da der Tote Deutsche war, wird die BKA-Beamtin Nina Weiss (Katia Fellin) hinzugezogen, die auf der Insel eigentlich Urlaub macht. Gemeinsam mit dem kanarischen Ermittler Raúl Morales (Miguel Ángel Silvestre), den sie schon beim letzten Mordfall unterstützt hat, geht sie der Geschichte nach, sucht nach möglichen Tätern und Motiven. Eine Spur führt dabei zu Maren Schultz (Valerie Huber), einer weiteren Deutschen, die vorgibt, zum Trailrunning abgereist zu sein …

Zweiter Fall für das spanisch-deutsche Duo

Und weiter geht es mit Weiss & Morales. Vergangene Woche feierte die deutsch-spanische Coproduktion, die auch schon nach Italien verkauft wurde, im ZDF ihre Deutschlandpremiere. So erzählte Ein Plan für die Zukunft wie der spanische Polizist und seine deutsche Kollegin erstmals zusammenarbeiteten. Beim Auftakt mussten sie klären, wie ein Ingenieur zu Tode gekommen ist, der im Wasser gefunden wurde. Mit Eine Frage des Vertrauens kommt nun gleich die zweite von insgesamt vier Episoden hinterher. Das Prinzip ist dabei gleich geblieben: Ein Deutscher wurde auf den Kanaren tot gefunden, weshalb die beiden Nationen gemeinsam ermitteln. Schließlich müssen im Ensemble beide Geldgeber-Staaten vertreten sein, koste es, was es wolle.

Glaubwürdig ist das natürlich weniger. Aber darum schert man sich hier allgemein nicht so sehr bei dem Film, das ist teilweise schon ziemlich konstruiert. Immerhin: Beim Fall hat man sich ein bisschen was einfallen lassen, weshalb das nicht ganz so 08/15 ist wie zuvor. Grundsätzlich geht es zwar auch bei Weiss & Morales: Eine Frage des Vertrauens darum, einen Mord aufzuklären, ein Whodunit eben. Es wird allerdings einiges vorab verraten, weshalb man nicht bis zum absoluten Schluss warten muss, um die Lösung zu erhalten. Tatsächlich geht der Film streckenweise stärker in eine Thrillerrichtung, wenn da jemand in Gefahr gerät und das Publikum zittern soll, ob es die Figur wieder rausschafft. Tatsächlich spannend ist das Ergebnis dennoch nicht.

Ziemlich langweilig

Das liegt zum Teil auch daran, dass man wie schon beim Vorgänger versucht, die persönlichen Probleme der beiden Hauptfiguren einzubauen. Während Weiss noch herauszufinden versucht, wer ihr Vater ist, da ihre Mutter Margarethe (Margarita Broich) seinerzeit nicht gerade wählerisch war, versucht Morales, seine Frau zu halten, obwohl es schon länger kriselt. Grundsätzlich ist es natürlich okay, wenn versucht wird, aus den ermittelnden Charakteren mehr zu machen als Schnüffelnasen. Weiss & Morales: Eine Frage des Vertrauens ist dabei aber erneut ziemlich langweilig, schafft es nicht, dass man sich unbedingt für das Schicksal der beiden erwärmt. Positiv ist dabei wieder, wie gut die beiden Hauptfiguren zusammenarbeiten, man sich also nicht irgendwie bekämpft bei dem Versuch eines gegenseitigen Übertrumpfens. Das kennt man sonst aus solchen multinationalen Krimis.

Andererseits kommt auch nie wirklich zum Ausdruck, dass es zwei Nationen sind. Man hätte zumindest sprachlich versuchen können, diese Dualität irgendwie einzubauen. So bleibt das alles recht willkürlich: Man hätte die deutschen Figuren durch spanische ersetzen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Insgesamt ist Weiss & Morales: Eine Frage des Vertrauens nach dem ohnehin schon nicht sehr begeisternden Einstieg nochmal uninteressanter geworden. Da können auch die hübschen Bilder nichts ändern. Aber vielleicht sind ja aller guten Dinge drei. Den Beweis darf die Serie dann nächste Woche liefern, wenn mit Zeremonie der Schatten die dritte Folge ausgestrahlt wird. Dabei geht es mal wieder um den Tod eines deutschen Menschen. Vielleicht liefert dafür das Thema Schamanismus neue Impulse.