
Es hätte der schönste Tag im Leben von Katharina werden sollen, schließlich wird sie Jörg Schuch heiraten! Doch das freudige Ereignis endet in einem Schock, da der Ehemann plötzlich verschwunden ist und später tot an der alten Rabenmühle gefunden wird. Zuerst hatte ihn jemand misshandelt, danach ist er ertrunken. Aber was ist da nur geschehen? Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) versuchen, dieses Rätsel zu lösen und bekommen es dabei immer wieder mit den marginalisierten Mitgliedern der Jenischen zu tun. Zur gleichen Zeit soll sich der gerade aus dem Gefängnis entlassene ehemalige Seelsorger Andreas Zollner (David Zimmerschied) um den Nachlass eines verstorbenen Pfarrers kümmern, vor allem dessen Fotos – auf denen viele Jenische zu sehen sind …
Gemächlicher Krimi
Es gibt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Krimireihen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie monatlich fortgesetzt werden. Am anderen Ende steht die ZDF-Produktion Ein Schwarzwaldkrimi. Obwohl diese 2019 mit Und tot bist Du! erfolgreich gestartet war, musste das Publikum im Anschluss immer recht lang warten, bis es einen weiteren Fall gab. So kam der zweite Teil Waldgericht erst rund 21 Monate später. Bei Schneekind, dem dritten Film der Reihe, waren es sogar ganze drei Jahre. Insofern ging es beim vierten Auftritt Vogelfrei fast schon schnell, wenn wir wieder bei 21 Monaten Wartezeit gelandet sind. Zumal es wie schon bei den Vorgängern zwei Teile gibt. Zuerst steht Zwischenzeit an, direkt im Anschluss wird Das Luder ausgestrahlt, so die Titel der zwei Hälften.
Dass es immer so lange dauert, kann dabei durchaus zum Problem werden. Zwar steht auch die neue Geschichte prinzipiell für sich, für den eigentlichen Fall braucht es keine Vorkenntnisse. Bei den Figuren wird aber schon darauf vertraut, dass man die anderen Filme gesehen hat. Gerade bei der Figur des Andreas Zollner wäre es hilfreich gewesen, das Publikum daran zu erinnern, wer er ist, in welchem Verhältnis er zu den anderen steht – und warum er im Gefängnis war. Bei einem insgesamt drei Stunden dauernden Zweiteiler hätte es auf jeden Fall genügend Zeit gegeben. So richtig eilig hat man es bei Vogelfrei – Ein Schwarzwaldkrimi nämlich nicht, das Tempo ist schon ziemlich gemächlich. Hochspannung sollte man daher nicht erwarten, selbst als eine junge Frau verschwindet, geht der Puls nicht merklich nach oben.
Atmosphärisch, mit inhaltlichen Schwächen
Dafür ist der Krimi mal wieder ziemlich atmosphärisch geworden. Der sonderbare Einstieg, wenn mal wieder mit Fantasy und Mythen gespielt wird, erinnert an frühere Filme, irritiert zwar noch. Aber wenn die Figuren durch die Gegend streifen, die alte Mühle erkunden oder eben Zollner den Nachlass in der einfachen, nicht beheizten Unterkunft des Pfarrers durchgeht, dann sind da schon starke Momente dabei. Reizvoll ist zudem, wenn Vogelfrei – Ein Schwarzwaldkrimi über die Kultur und Geschichte der Jenischen spricht, einem fahrenden Volk, von dem bis heute niemand genau sagen kann, woher es kam. Der Einsatz gegen Diskriminierung ist zudem natürlich wichtig, selbst wenn das hier etwas plump ausfällt. Wenn manche Figuren letztendlich nur durch Fremdenfeindlichkeit charakterisiert werden, ist das recht wenig.
Leider ist auch der Fall an sich nicht so wirklich gut geworden. Nachdem man sich so lange mit Mythen und der Geschichte beschäftigt hat, ist die Auflösung recht banal geworden. Man muss sie auch nicht wirklich nachempfinden können, dafür kommt sie zu sehr aus dem Nichts. Hat sich die lange Wartezeit da gelohnt? Jein. Auch wenn da schon vereinzelt sehenswerte Passagen dabei sind und Vogelfrei – Ein Schwarzwaldkrimi in mehrfacher Hinsicht in Erinnerung bleibt, ist das Ergebnis doch zu dünn, um die lange Laufzeit zu rechtfertigen. Einen ganzen Abend muss man dann doch nicht investieren, um sich das hier anzuschauen.
OT: „Vogelfrei – Ein Schwarzwaldkrimi“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Marcus O. Rosenmüller
Drehbuch: Anna Tebbe
Musik: Dominik Giesriegl, Florian Riedl
Kamera: Stefan Spreer
Besetzung: Jessica Schwarz, Max von Thun, Moritz Führmann, Nadja Bobyleva, David Zimmerschied, Armin Rohde, Pauline Pollmann, Rike Schmid, Robert Schupp, Daniel Friedrich, Moritz Heidelbach, Hildegard Schroedter
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