Springsteen Deliver Me from Nowhere
© 20th Century Studios

Springsteen: Deliver Me from Nowhere

Springsteen Deliver Me from Nowhere
„Springsteen: Deliver Me from Nowhere“ // Deutschland-Start: 23. Oktober 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

1982 ist Bruce Springsteen (Jeremy Allen White) längst ein großer Star, seine letzten Alben haben sich hervorragend verkauft. Umso mehr drängt seine Plattenfirma darauf, dass der Rocksänger neues Material vorlegt, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Tatsächlich arbeitet er auch an neuen Songs. Und doch, irgendwie ist alles anders. Immer wieder kehren seine Gedanken zu seiner Kindheit zurück und seiner schwierigen Beziehung zu seinem Vater Douglas (Stephen Graham). Während er versucht, diese Gefühle in seiner Musik auszudrücken, beginnt er, sich von allen zu entfremden. Das bekommt nicht nur sein Manager Jon Landau (Jeremy Strong) zu spüren, der versucht, das neue Album irgendwie zu retten. Auch Faye Romano (Odessa Young), der er zuvor nähergekommen war, merkt, dass die Beziehung sich nicht weiterentwickelt und er sich zurückzieht …

Aus der dunklen Phase eines Rockstars

Dieses Jahr hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die aus dem Leben der unterschiedlichsten musikalischen Größen erzählt haben. Monsieur Aznavour etwa war ein Porträt des legendären Sängers Charles Aznavour. Bolero zeigte, wie Maurice Ravel mit der Komposition seines berühmtesten Stücks zu kämpfen hatte. Und dann war da natürlich Like A Complete Unknown, ein Biopic über Bob Dylan. Wer eine Vorliebe für solche Werke hat, darf jetzt die nächste Ikone näher kennenlernen. So gibt uns Springsteen: Deliver Me from Nowhere ganz private Einblicke in das Leben von Bruce Springsteen, der mit mehr als 150 Millionen verkauften Alben zu den ganz Großen zählt. Allein Born in the U.S.A. war für 30 Millionen davon verantwortlich, was es zu einer der meistverkauften Platten aller Zeiten macht. Dass jemand, der solche Erfolge feierte, irgendwann seinen eigenen Film bekommt, ist verständlich.

Und doch ist das Ergebnis anders, als man es erwartet. Anstatt eben den großen Triumph in den Mittelpunkt zu stellen, erzählt Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper (Crazy Heart, Antlers) von einer schwierigen Phase im Leben des Sängers. Grundlage hierfür ist das Sachbuch Deliver Me from Nowhere: The Making of Bruce Springsteen’s Nebraska von Warren Zanes, der unter anderem auch über Tom Petty geschrieben hat. Und wie der Titel schon sagt, geht es dabei um die Entstehungsgeschichte des 1982 veröffentlichten Albums Nebraska. Wer dieses kennt, weiß, dass es etwas aus der Diskografie des US-Amerikaners heraussticht. Es ist leiser, intimer, rauer, nicht die Art von Musik, die auf den großen Bühnen dargeboten oder beim Karaoke mitgegrölt wird. Denn bei dieser ging es darum, die inneren Dämonen freizulassen, die ihn plagten.

Sehens- und hörenswerte Zeitreise

Springsteen: Deliver Me from Nowhere ist deshalb auch anders als die meisten künstlerischen Biografien, die man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Natürlich ist das hier schon ein Film über einen Sänger, der an seinem neuen Album arbeitet. Es gibt dann auch immer wieder Szenen, in denen die Musik im Vordergrund steht, etwa wenn sie im Studio arbeiten. Vor allem aber ist das hier ein Film über einen Menschen, der in eine Depression rutscht, ohne sich dessen so bewusst zu sein. Er merkt eine Veränderung, auch alle anderen tun das. Aber es dauert, bis ein Verständnis dafür entsteht, wie sehr hier ein Mann leidet und keinen Ausweg aus dem Ganzen findet. Die Arbeit an Nebraska hat zwar auch eine therapeutische Komponente, wenn sich Springsteen auf seine Gefühle einzulassen beginnt. Nur reicht das eben nicht.

Das Ergebnis ist sehenswert, aus mehreren Gründen. Das Drama, das auf dem Telluride Film Festival 2025 Weltpremiere hatte, ist einerseits nostalgisch, wenn wir in die frühen 1980er zurückreisen und die bekannten Lieder hören. Und doch ist es auch zeitlos, wenn die persönlichen Abgründe heute genauso wie damals existieren. Zwar wurden Depressionen und andere psychische Erkrankungen inzwischen stärker enttabuisiert. Dennoch, dass ein Macher und Rocker wie der „The Boss“ genannte Sänger sich zu solchen Schwierigkeiten bekennt, das ist nach wie vor nicht selbstverständlich. Hauptdarsteller Jeremy Allen White (The Bear: King of the Kitchen, The Iron Claw) gelingt es dann auch sehr gut, diese Balance aus Stärke und Verletzlichkeit aufzuzeigen. Beeindruckend sind zudem seine musikalischen Auftritte, wenn er tatsächlich selbst singt. Zwischenzeitlich tritt Springsteen: Deliver Me from Nowhere ein wenig auf der Stelle, wenn sich die Probleme und die Reaktionen wiederholen. Dennoch lohnt sich der Gang ins Kino, selbst für Nicht-Fans der Rock-Ikone.

Credits

OT: „Springsteen: Deliver Me from Nowhere“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Scott Cooper
Drehbuch: Scott Cooper
Vorlage: Warren Zanes
Musik: Jeremiah Fraites
Kamera: Masanobu Takayanagi
Besetzung: Jeremy Allen White, Jeremy Strong, Paul Walter Hauser, Stephen Graham, Odessa Young

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Chance, uns mit Regisseur Scott Cooper zu unterhalten. Im Interview zu Springsteen: Deliver Me From Nowhere spricht er über seine persönliche Beziehung zu der Musik, Kunst als Therapie und den Umgang mit Depressionen.

Scott Cooper [Interview]

Filmfeste

Telluride Film Festival 2025
BFI London Film Festival 2025

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Springsteen: Deliver Me from Nowhere
fazit
„Springsteen: Deliver Me from Nowhere“ erzählt aus dem Leben des legendären Rocksängers, konzentriert sich dabei auf eine dunkle Phase. Das Drama unterscheidet sich dadurch von vielen Biopics. So ist das hier zwar schon ein nostalgisches Werk mit viel bekannter Musik. Aber es ist eben auch das sehenswerte Porträt eines Mannes, der in seinen Depressionen verlorengeht und vergeblich in seinen Liedern den Ausweg sucht.
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