
Als Leon Schilling (Karl Seibt) auf offener Straße Mona Färber ersticht und sich danach selbst umbringt, steht die Polizei vor einem Rätsel. Warum hat der junge Mann das getan, obwohl er die Managerin wohl gar nicht kannte und es keine Verbindung gibt? Die Kommissarinnen Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) versuchen dies herauszufinden. Dabei führt sie eine Spur zu dem Lehrer Felix Lange (Sebastian Jakob Doppelbauer), der dem Täter kurz zuvor die Nachricht „Tu es!“ geschickt hatte. Er streitet zwar ab, etwas damit zu tun zu haben, er habe nichts davon gewusst. Doch da war auch ein anderer Fall, in den er verwickelt war. Nur warum sollte er so etwas tun?
Die Suche nach dem Motiv
Seit dem Ende der Sommerpause haben sich bereits eine Reihe von beliebten deutschen Krimireihen zurückgemeldet, darunter eben auch Polizeiruf 110. So wurde vor vier Wochen Sie sind unter uns ausgestrahlt. Bei dem Magdeburger Beitrag ging es um einen Schüler, der plötzlich Amok lief, was mit einer Reihe gesellschaftlicher Themen verbunden war. Das sorgte für manche Kontroversen, Teile des Publikums waren gar nicht glücklich über den Krimi, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, über die ganz großen Dinge zu reden. Nun gibt es mit Tu es! wieder einen Film vom Rostocker Gespann. Und dieser geht in eine verblüffend ähnliche Richtung wie der vorangegangene Teil der ARD-Krimireihe.
So verzichtet man auch beim 422. Fall auf das übliche Whodunit-Szenario, welches die meisten mit dem Krimigenre in Verbindung bringen. Normalerweise geht es schließlich darum herauszufinden, wer ein Verbrechen begangen hat. Bei Polizeiruf 110: Tu es! steht das „wer“ jedoch von Anfang an fest, es ist das „warum“, das Rätsel aufgibt, wenn erneut ein junger Mensch, der bislang nicht durch Gewalttaten aufgefallen ist, plötzlich jemanden ermordet. Dies geschieht jedoch nicht im Rahmen eines Amoklaufs, wodurch der Thrillerpart wegfällt. Zumindest anfangs meint man, dass die Gefahr gebannt ist, wenn der Mörder sich selbst umgebracht hat. Wäre da nur nicht der Lehrer, dessen Beteiligung zwar unklar ist, bei dem aber früh offensichtlich ist, dass der Film ihn zur Hauptfigur macht.
Probleme überall
Zuerst müssen aber die privaten Probleme der Kommissarinnen angesprochen werden. So hatten wir vor einigen Monaten in Böse geboren erfahren, dass Böwe vergewaltigt wurde und ihre Tochter auf diese Weise bekommen hat – wovon diese nichts wissen darf. Wer solche privaten Tragik-Exkurse nicht in seinem Krimi sehen will, kann Polizeiruf 110: Tu es! ignorieren. Wobei es schon irgendwie zu einem Film passt, in dem die unterschiedlichsten ernsten bis traurigen Themen angesprochen werden. Da geht es um Selbstmord, Gewalt, Demenz, die Herausforderungen im Lehr- und Pflegeberuf. Und damit das Namedropping komplettiert wird, gibt es im Schnellverfahren Angriffe in alle Richtungen, da stehen dann Nazis auf derselben Stufe wie Menschen, die sich mit Fragen der Identität beschäftigen.
Ein bisschen willkürlich ist das schon, man hat da den Eindruck, dass Drehbuchautor Florian Oeller (Sabine) eine Einkaufsliste abarbeitet. Es bleibt auch gar nicht der Raum, das alles anschließend auch zu vertiefen. Die Stichworte wabern dann unkommentiert herum. Was bei Polizeiruf 110: Tu es! aber schon gelingt, ist eine Atmosphäre zwischen Ohnmacht und Wut, wenn die Lage immer weiter eskaliert. Denn irgendwie sind sie hier alle überfordert, ob Polizei, Lehrkräfte oder Pflegepersonal, das klappt alles nicht so, wie es soll. Anfangs meint man noch, der Film könnte in eine ähnliche Richtung wie Trigger gehen, eine perfide Serie um verzweifelte Menschen, die gezielt zu Gewalttaten manipuliert werden. Hier jedoch ist das alles weniger zielgerichtet, gibt es keinen großen Plan. Es ist vielmehr die Planlosigkeit, wenn nichts geht, sich niemand mehr kümmert oder aufgegeben hat, die einen mitnimmt. Dass hier etwas getan werden muss, ist klar. Nur weiß niemand, was das sein soll.
OT: „Polizeiruf 110: Tu es!“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Max Gleschinski
Drehbuch: Florian Oeller
Musik: Bert Wrede
Kamera: Hanno Lentz
Besetzung: Anneke Kim Sarnau, Lina Beckmann, Andreas Guenther, Josef Heynert, Uwe Preuß, Sebastian Jakob Doppelbauer, Jan-Peter Kampwirth, Karl Seibt
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