Melt
© NGF Geyrhalterfilm

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Melt
„Melt“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Auch wenn es noch ein paar Irrlichter in unserer Gesellschaft gibt, die nicht an ihn glauben: Der Klimawandel ist ein Teil unserer Wirklichkeit geworden. Zwar gibt es mittlerweile viele politische Initiativen, die den Klimawandel aufhalten oder verlangsamen wollen, doch vielen Wissenschaftlern und Organisationen sind diese Schritte zu wenig – und die Veränderungen in unserer Welt sprechen für ihre Seite des Diskurses. Dieser Prozess zeigt sich in vielen Teilen der Erde, beispielsweise in Küstenregionen, am Meeresspiegel, in der Infrastruktur oder in den Schnee- und Eislandschaften. Bewohner von Küstenregionen in den USA haben laut Aussagen der EPA mit einer erhöhten Gefahr durch Überschwemmungen zu rechnen – aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels.

Darüber hinaus erleben wir – besonders in Städten – in den letzten Jahren eine Überhitzung, die durch den Klimawandel sowie durch die dichte Bebauung immer weiter zunimmt. Besonders drastisch wird das Gesamtbild, wenn man den Rückgang von Schnee- und Eislandschaften bedenkt, der mittlerweile laut Angaben des National Snow and Ice Data Center 12,4 Prozent pro Dekade beträgt. De facto erleben wir das Verschwinden eines Lebensraums und einer Landschaft, die in wenigen Jahren noch viel eklatanter betroffen sein werden als jetzt schon. Umso wichtiger ist es, auf diese Räume hinzuweisen, sie zu dokumentieren und vielleicht dazu beizutragen, dass unsere politischen Akteure nicht mehr nur hinsehen, sondern auch handeln.

Diese Einsicht teilt der österreichische Regisseur und Produzent Nikolaus Geyrhalter. In vielen seiner Dokumentationen beschäftigte er sich bereits mit Lebensräumen und ihrer Bedrohung durch vom Menschen ausgelöste Prozesse. Spätestens seit Projekten wie Erde (2019), Matter out of Place (2022) oder zuletzt Stillstand (2023) konzentriert er sich auf globale Probleme und Prozesse. Getreu seinem Motto „Ich will zeigen, was ist“ stellt er Zustände auf unserem Planeten dar, verzichtet dabei jedoch auf Mittel wie Experteninterviews oder erklärende Off-Kommentare. In seinem neuen Dokumentarfilm Melt zeigt er Eis- und Schneelandschaften auf unserem Planeten, wie Menschen mit ihnen leben und arbeiten – sowie, was durch ihr langsames Verschwinden teils jetzt schon passiert. Neben schönen, teilweise atemberaubenden Bildern sind Gespräche mit Menschen, die in diesen Landschaften arbeiten oder gar mit ihnen leben, ein wichtiges Element von Melt. Auch wenn Geyrhalter lediglich beobachtet, sind die Schönheit der Bilder und die Eindrücke ihres Rückgangs ein eindringlicher Appell zum Handeln.

Der Natur ausgesetzt

In Melt zeigt Geyrhalter seinem Publikum die Verschiedenartigkeit dieser Landschaften, die es vielleicht in ein paar Jahren so nicht mehr geben wird. Einer dieser Orte ist Tateyama in der Präfektur Chiba in Japan, wo er eine Gruppe Arbeiter begleitet, die mit einer kleinen Armee Bulldozer riesige Schneemassen zu bis zu 16 Meter hohen Wänden auftürmen und so einen Korridor für Reisebusse schaffen. Es sei eine große Verantwortung, sagt einer der Männer, wenn man der Erste ist, der die zunächst noch unberührte Schneelandschaft befährt, denn nicht nur folgen die anderen Fahrer seinem Beispiel – er beginnt damit zugleich, diesen Teil der Natur zu verändern.

An einer Stelle in der Dokumentation fällt das Wort „Demut in Bezug auf diese Landschaften, und in manchen Aufnahmen scheint es so, als habe Geyrhalter es sich zur Aufgabe gemacht, genau dieses Gefühl seinem Publikum zu vermitteln. Wir sehen Menschen, die im Winter fast täglich dafür sorgen müssen, dass ihr Haus nicht von den Schneemassen verschlungen wird, und wir begleiten einen Mann beim Snow Farming. Es braucht keine weiteren erklärenden Worte, um nachzuvollziehen, dass der Mensch dieser Natur ausgeliefert ist und sich bestenfalls mit ihr arrangieren kann. Die Schönheit der Landschaft kann ganz schnell zu einer Bedrohung für den Menschen werden.

Darüber hinaus zeigt Geyrhalters Film auch die Spuren, die der Klimawandel an solchen Orten hinterlassen hat. Während in Val-d’Isère Kunstschnee in Massen produziert wird, um dem Ansturm der Touristen gerecht zu werden, zieht ein Forscher in der Antarktis ein ernüchterndes Fazit über das menschliche Handeln gegen den Klimawandel. Es dauere nicht mehr lange, erklärt er, und die Folgen würden noch viel gravierender sein als jetzt schon. Erst wenn die Konsequenzen nicht mehr zu übersehen sind, handeln viele – doch dann ist es meist schon zu spät. Die Verbindung solcher Aussagen mit den Bildern betont, dass Geyrhalter mit Melt diese Landschaften filmisch festhalten will, bevor sie verschwinden.

Credits

OT: „Melt“
Land: Österreich
Jahr: 2025
Regie: Nikolaus Geyrhalter
Kamera: Nikolaus Geyrhalter

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur Nikolaus Geyrhalter zu unterhalten. Im Interview zu Melt spricht er über seinen Inszenierungsstil, über den Klimawandel und die Drehorte.

Nikolaus Geyrhalter [Interview]

Filmfeste

DOK Leipzig 2025

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Melt
fazit
„Melt“ ist eine Dokumentation über das Verschwinden von Schnee- und Eislandschaften auf unserer Welt. Nikolaus Geyrhalter beobachtet und spricht mit Menschen, die auf diesen Landschaften leben oder arbeiten, und schafft so ein nachdenkliches, stilles Plädoyer zum Handeln gegen das rasche Voranschreiten des Klimawandels, der nicht nur diese Orte, sondern auch uns bedroht.
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