
Der Schock ist groß, als es zu einem verheerenden Unfall kommt: Ein Reisebus rast in mehrere Autos und geht in Flammen auf. Nur wenige schaffen es rechtzeitig raus, die meisten verbrennen in dem Fahrzeug. Das Polizeiduo Anne Goldmundt (Lia von Blarer) und Jan Auschra (Robert Stadlober) untersucht den Fall, will herausfinden, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Dabei rückt besonders der Fahrer Theo Gradtke (Felix Kramer) in den Mittelpunkt, da er aus unerklärlichen Gründen Gas gegeben hat. Dessen Lebensgefährtin Riccarda Hövemann (Anna Schudt) ist aber noch aus einem anderen Grund schockiert. Als sie die Leiche identifizieren soll, taucht auch Caro Novak (Patricia Aulitzky) auf und behauptet ebenfalls, mit dem Toten liiert gewesen zu sein – und wie Höyemann eine Tochter mit dem Mann zu haben …
Die Suche nach der Schuld
Wann immer es zu einem verheerenden Unfall eines Fahrzeugs kommt, stellt sich rasch die Schuldfrage. Ob ein Zug entgleist, ein Flugzeug abstürzt oder ein Schiff untergeht, die Menschen brauchen jemanden, den sie dafür verantwortlich machen können. Die ARD-Serie Hundertdreizehn nimmt dieses Prinzip auf, wenn es zu einem tödlichen Zwischenfall kommt, zahlreiche Menschen entweder durch den Aufprall oder in den Flammen sterben. In den sechs Folgen geht das Polizeiduo der Geschichte nach und sucht nach Ursachen. Da wird in verschiedene Richtungen ermittelt. Das Publikum soll dabei selbst nach Lust und Laune spekulieren, vergleichbar zu einem Krimi, wo ebenfalls die genauen Umstände und die Schuldfrage geklärt werden müssen.
Bald zeigt sich jedoch, dass die Serie ambitionierter ist. Neben den eigentlichen Ermittlungen gibt es noch eine Reihe von Nebengeschichten rund um beteiligte Figuren, ähnlich zu L.A. Crash. Diese Geschichten müssen dann gar nicht unbedingt etwas mit dem Unfall zu tun haben. Wenn die zwei Frauen erfahren müssen, dass sie jahrelang denselben Mann geteilt haben, ohne voneinander zu wissen, dann ist das für die Schuldfrage des Unfalls irrelevant. Andere Beispiele sind der Feuerwehrmann Jesper Lohbrink (Max von der Groeben), der seit einem Schicksalsschlag von seinem Vater entfremdet ist, oder Busbetreiber Richard Born (Armin Rohde), der an einer frühen Form von Demenz erkrankt ist. Der Titel Hundertdreizehn nimmt dabei das Konzept bereits vorweg: Es heißt, dass statistisch jeder Tod Auswirkungen auf 113 Menschen hat. Ganz so viele Figuren gibt es hier nicht, die hier stehen eher exemplarisch für die Idee. Jede der sechs Folgen fokussiert sich dabei auf eine andere Figur.
Unschlüssig und unglaubwürdig
In der Theorie klang das interessant. Die Umsetzung hat jedoch eine Reihe von Mängeln. So kann sich die Serie nie entscheiden, ob sie Krimi im Stil von Am Anschlag – Die Macht der Kränkung sein will oder doch ein Charakterdrama, weshalb da ständig hin und her gesprungen wird. Außerdem ist die Idee der 113 ja, wie der Tod die Menschen beeinflusst. Tragische Vorgeschichten sind in dem Zusammenhang aber völlig irrelevant, weshalb Hundertdreizehn schnell willkürlich ist. Während manche Passagen schlüssig sind, darunter eine über eine Frau, die damit zu kämpfen hat, eine andere Frau nicht aus dem Bus gerettet zu haben, wirken andere so, als habe man sie aus einer komplett anderen Geschichte genommen. Manches hätte auch mehr vertieft werden können, etwa die Sache mit den Fahrzeugbetreibern. So wird die Serie zwar als Auseinandersetzung mit Schuld und Sühne verkauft, zieht das dann aber nicht konsequent durch.
Ein anderes Problem ist, dass die Geschichte völlig unnötig entgleist. Nicht nur, dass dabei auf billige Zufälle gesetzt wird, die sehr an der Glaubwürdigkeit nagen. Die Serie ist insgesamt auch völlig übertrieben, wenn Bigamie auf Drogenparanoia stößt und das Szenario auf bizarre Weise aufgebauscht wird. Vom Ende ganz zu schweigen. Auch da wäre mehr Konsequenz wünschenswert gewesen, als den Spagat aus existenziellen Fragen und plakativer Unterhaltung zu suchen. Gute Szenen gibt es bei der Serie einige. Außerdem darf man ja schon dankbar sein, wenn eine deutsche Fernsehproduktion Ambitionen hat. Nur klang die Ankündigung besser, als es das Ergebnis ist. Hundertdreizehn ist maximal gehobenes Mittelfeld, da wäre mehr drin gewesen.
OT: „Hundertdreizehn“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2025
Regie: Rick Ostermann
Drehbuch: Arndt Stüwe
Musik: Karwan Marouf
Kamera: Ralph Kaechele
Besetzung: Lia von Blarer, Robert Stadlober, Anna Schudt, Patricia Aulitzky, Armin Rohde, Friederike Becht, Max von der Groeben, Antonia Moretti, Benedikt Kalcher, Simon Löcker, Eva Marlen Hirschburger, Allegra Tinnefeld
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