
Viel Zeit bleibt Friedrich Klopfer (Michael Wittenborn) nicht mehr, nur noch wenige Monate werden es sein, bis er seiner schweren Krankheit erliegt. Einen letzten Wunsch hat er aber noch: Sein Sohn Falk (Sebastian Urzendowsky) soll endlich freikommen. Seit neun Jahren sitzt er im Gefängnis, weil er eine Kollegin ermordet haben soll. Tatsächlich war er damals sogar geständig. Doch für seinen Vater steht noch immer fest, dass er trotz allem unschuldig ist, zumal auch eine Frau einen anonymen Hinweis hinterlassen hat. Die Rechtsanwältin Anna Conti (Désirée Nosbusch) übernimmt den Fall und sucht gemeinsam mit ihrem Assistenten Carlo Hehenkamp (Maximilian Mundt) nach Beweisen für seine Unschuld. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis die beiden Ungereimtheiten entdecken. Staatsanwältin Henry Mahn genehmigt dann auch die Wiederaufnahme des Falls – sehr zum Ärger ihres Chefs Oberstaatsanwalt von Thun (Peter Lohmeyer) …
Das glaub ich dir nicht
Wenn in Krimis Verbrechen aufgeklärt werden müssen, kommt die Aufgabe meistens der Polizei zu. Aber es gibt auch eine lange Tradition von Genrebeiträgen im Fernsehen, in denen Anwälte und Anwältinnen diese Rolle übernehmen. Die US-Serie Matlock war seinerzeit ein enormer Erfolg, hierzulande gibt es unter anderem Ein Fall für Zwei und Die Heiland – Wir sind Anwalt, die bereits seit vielen Jahren laufen und mehrere Staffeln hervorgebracht haben. Ganz so produktiv ist man bei Ein Fall für Conti nicht, eine auf arte und im ZDF ausgestrahlte Reihe um eine Verteidigerin. Los ging es im Frühjahr 2023 mit Meine zwei Gesichter, bei der die Protagonistin eine Frau vertritt, die ihr eigenes Kind ermordet haben soll. Der zweite Film Spieler handelte von einem Bigamisten, Betrüger und Bankräuber. Mit Der verlorene Sohn steht nun der dritte Film auf dem Programm.
Das Konzept ist das übliche. Mal wieder wird jemand eines Verbrechens beschuldigt und nur Conti kann dem Menschen jetzt noch helfen. Ungewöhnlich ist, dass die Person aber gestanden hat. Warum sollte jemand einen Mord zugeben, den er gar nicht begangen hat? Was steckt dahinter? Eines vorab: Ein Fall für Conti: Der verlorene Sohn wird nie eine Antwort darauf geben, warum Falk sich so verhalten hat. Irgendwann heißt es, dass er mit der Situation überfordert war. Das allein ist als Erklärung aber ziemlich dürftig. Und das ist nur das offensichtlichste Beispiel dafür, wie wenig sich das Drehbuch für Glaubwürdigkeit interessiert. Je weiter der Film voranschreitet, umso befremdlicher wird das. Gerade auch die Szenen vor Gericht sind schon sehr fragwürdig geworden.
Gut besetzter Holzhammer-Krimi
Es ist auch nicht so, als wäre die Geschichte für sich genommen interessant. Wer gern rätselt, bekommt beispielsweise nur wenig zu tun. So steht eben nicht nur fest, dass Falk den Mord nicht begangen hat. Man versuchte auch gar nicht erst zu verstecken, wer denn die wahren Bösen sind. Da gibt es gleich mehrere Szenen in Ein Fall für Conti: Der verlorene Sohn, bei denen die Leute das in Gesprächen offen thematisieren. Und selbst wenn sie nicht reden, weiß das Publikum, was Sache ist. Der Film ist alles andere als subtil, wenn es um die eigenen Figuren geht. Man hätte ihnen auch einfach Schilder umhängen können mit der Aufschrift „Bin böse“, es hätte keinen wirklichen Unterschied gemacht. Offensichtlich traute man dem Publikum da nichts zu, oder es war den Verantwortlichen egal.
Angesichts der zahlreichen Schwächen ist es verwunderlich, dass man so viele bekannte Schauspieler gewinnen konnte. Schon die ersten beiden Teile waren prominent besetzt, weshalb das zwar prinzipiell nichts Neues ist. Dass man aber David Schütter, Ulrich Brandhoff und Robin Sondermann für so kleine Rollen engagierte, man sie nur wenige Minuten sieht, ist aber schon überraschend. Es ist dann auch das Ensemble, welches zumindest teilweise den Film vor noch Schlimmerem bewahrt. Man sieht zumindest einigen von ihnen gern bei der Arbeit zu. Dennoch, man kann sich Ein Fall für Conti: Der verlorene Sohn getrost sparen, dafür gibt es zu viele andere Krimis.
OT: „Ein Fall für Conti: Der verlorene Sohn“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Nathan Nill
Drehbuch: Lucas Thiem
Musik: Marco Dreckkötter
Kamera: Peter Drittenpreis
Besetzung: Désirée Nosbusch, Malaya Stern Takeda, Maximilian Mundt, Peter Lohmeyer, Michael Wittenborn, Sebastian Urzendowsky, David Schütter, Ulrich Brandhoff, Robin Sondermann, Carmen Molinar
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