
Der Schock ist groß bei Irene Steinwirt (Uschi Glas), als sie einen Anruf erhält: Ihr Sohn Markus habe einen tödlichen Unfall gebaut. Wenn sie nicht schnell 20.000 Euro Kaution aufbringen würde, müsse er ins Gefängnis. Völlig aufgebracht sucht sie alle möglichen Wertsachen zusammen, nur um dann festzustellen, dass sie Betrügern auf den Leim gegangen ist. Von ihrer eigenen Leichtgläubigkeit entsetzt, entscheidet sie sich, in ein Heim zu gehen, wo andere auf sie aufpassen können. Dort freundet sie sich mit den anderen Seniorinnen Helene Jansen (Katharina Thalbach), Christel Hallmann (Ursula Werner) und Annemarie Fohlbek (Soogi Kang) an, die von ihrer Geschichte erfahren. Gemeinsam beschließen sie, die Betrüger nicht einfach so weitermachen zu lassen und ihnen das Handwerk zu legen …
Komödie mit ernstem Hintergrund
Nachdem es freitags schon seit einiger Zeit wieder neue Filme im Ersten zu sehen gibt, darunter etwa die neue Reihe Zwei Frauen für alle Felle, war der Mittwoch bislang Wiederholungen vorbehalten. Mit Wir vier und der Enkeltrick ist nun auch auf diesem Programmplatz die Sommerpause vorbei. Ob das nun eine gute Nachricht ist, darüber lässt sich sicherlich streiten. Immerhin zeigte man bei dem Werk etwas größere Ambitionen, als man es mitunter vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gewohnt ist. Das zeigt sich nicht nur am Inhalt, wenn ein tatsächliches reales Problem aufgegriffen wird. Auch beim Genre wird etwas mehr geboten, wenn der Film innerhalb der üblichen 90 Minuten die unterschiedlichsten streift.
So meint man zunächst, es mit einem Drama zu tun zu haben. Eine ältere Frau, die Wertsachen verliert, darunter auch solche mit emotionalem Wert? Das ist schon sehr traurig und zudem eine Warnung vor dem berüchtigten Enkeltrick, mit dem gerade ältere Menschen extrem unter Druck gesetzt werden. Nach dem ernsten Einstieg wechselt Wir vier und der Enkeltrick aber die Tonalität und wandelt sich in eine Komödie, wenn es um das Zusammenleben der älteren Menschen geht. Man hätte sich auch allein darauf beschränken können, eine Neuauflage der Golden Girls quasi. Die zum Teil überzeichneten Figuren hätten dafür gereicht, allen voran Helene, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters nicht vorhat, ruhig in der Ecke zu sitzen. Zum Kontrast sind andere ruhiger angelegt, auf diese Weise haben sie alle ihre Funktion innerhalb der Gang.
Klamaukige Krimikomödie
Während der Film bis zu diesem Zeitpunkt noch recht realistisch ist, versucht er sich später aber auch an einem Gegenschlag des Quartetts. Aus der WG-Komödie wird dann eine Krimikomödie. Der Vergleich zu Thelma – Rache war nie süßer drängt sich da geradezu auf: In beiden Fällen fällt eine Seniorin auf den Enkeltrick rein und will es den Betrügern anschließend heimzahlen. Im Vergleich zur US-Variante zieht die ARD-Produktion jedoch klar den Kürzeren. Während es dort eine gut austarierte Mischung aus Humor, Herz und Biss gab, die der Protagonistin mit einem Augenzwinkern begegnete, da wird es bei Wir vier und der Enkeltrick doch eher klamaukig. Es fehlen auch die zündenden Einfälle.
Das heißt aber nicht, dass die deutsche Version schlecht ist. Das funktioniert schon, zumal man auch ein versiertes Ensemble zusammengetragen hat. Uschi Glas (Max und die wilde 7: Die Geister-Oma) und Katharina Thalbach (Miss Merkel: Ein Kreuzfahrt-Krimi) etwa haben mit solchen Krimikomödien bereits Erfahrungen gesammelt und sind daher eine gute Wahl. Die ganz großen Lacher provoziert Wir vier und der Enkeltrick aber kaum, auch der emotionale Aspekt hätte stärker ausfallen dürfen. Am Ende bleibt zwar ein bisschen Wohlgefühl, wenn die Alten es anderen zeigen, verbunden mit der wichtigen Warnung vor dem noch immer grassierenden Enkeltrick. Man hätte aber sicherlich mehr daraus machen können, mehr als eine nette Zerstreuung am Abend spring nicht heraus.
OT: „Wir vier und der Enkeltrick“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Mia Spengler
Drehbuch: Kai Kreuser
Musik: Marc Fragstein
Kamera: Doro Götz
Besetzung: Uschi Glas, Katharina Thalbach, Ursula Werner, Soogi Kang, Peter Lohmeyer, Pheline Roggan, Jakob Geßner, Fino Murteira Dayekh, Danilo Kamperidis, Maximilian Mundt
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