The Long Walk Todesmarsch
© Leonine

The Long Walk – Todesmarsch

The Long Walk Todesmarsch
„The Long Walk – Todesmarsch“ // Deutschland-Start: 11. September 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

In den USA der Zukunft sind die Ressourcen knapp geworden, die meisten Menschen leben in Armut. Eine Möglichkeit gibt es aber, dieser zu entkommen: der Long Walk. Aus allen 50 Bundesstaaten werden junge Männer per Losverfahren ausgewählt. Diese müssen einen vorgegebenen Weg langmarschieren und dabei eine bestimmte Schrittgeschwindigkeit beibehalten. Wer diese mehrfach unterschreitet, wird erschossen. Dafür winkt dem Sieger – der letzte Überlebende – ein Haufen Kohle, dazu noch ein freier Wunsch. Raymond Garraty (Cooper Hoffman) ist einer der Auserwählten, die dieses Jahr an dem Todesmarsch teilnehmen. Dabei freundet er sich schnell mit Peter McVries (David Jonsson) und anderen an. Doch nicht alle sind an Freundschaften interessiert. Kein Wunder, sind sie doch am Ende Konkurrenten, nur einer von ihnen kann überleben …

Klassiker-Verfilmung mit Anlaufschwierigkeiten

Dieses Jahr werden Fans von Stephen King besonders gut bedient. Zum Auftakt gab es das brutal komische The Monkey über einen todbringenden Spielzeugaffen. Gerade erst ist The Life of Chuck in den Kinos gestartet, eine wunderbare Liebeserklärung an das Leben, so traurig dieses manchmal auch sein mag. Demnächst steht Running Man an, eine Neuverfilmung des Kultstreifens aus dem Jahr 1987, bei dem ein Mann an einer Fernsehsendung teilnimmt und dort um sein Überleben kämpft. In der Zwischenzeit steht mit The Long Walk – Todesmarsch ein weiterer Überlebenskampf an, der eine lange Vorgeschichte hat. So ist der zugrundeliegende Roman bereits 1979 erschienen, es war das sechste Buch des Schriftstellers. Schon in den 1980ern war über eine Adaption nachgedacht worden. 2007 schließlich wurden die Filmrechte gekauft, auch daraus wurde nichts. Zwischendurch waren die unterschiedlichsten Regisseure im Gespräch, da waren schon einige Anlaufschwierigkeiten.

Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Stoff sich auf den ersten Blick nicht für eine Verfilmung anbietet. Sicher, es herrscht kontinuierliche Lebensgefahr. Jeder Schritt könnte der letzte sein – wortwörtlich. Doch während bei dem oben genannten Show-Spektakel ständig etwas los ist und eine Actionszene an die andere gereiht wird, da besteht die Handlung bei The Long Walk – Todesmarsch überwiegend tatsächlich nur darin, dass man einigen jungen Männern zusieht, wie sie eine Straße durchs Nirgendwo entlanglaufen. Visuell ist das jetzt weniger abwechslungsreich. Zwischendurch erreichen sie mal eine Stadt, müssen eine Steigung überwinden oder dem Regen trotzen. Das war es aber auch schon, viel zu sehen gibt es in der Richtung nicht.

Einer der schlimmsten King-Alpträume

Bei den Todesszenen sieht es nicht viel besser aus. Meistens sterben die Protagonisten, weil sie erschöpft oder verletzt sind, vielleicht auch krank, und damit einfach nicht mehr können. Eine ganze Reihe sterben sogar abseits der Kamera. Regisseur Francis Lawrence, der mit Die Tribute von Panem bereits Erfahrungen mit solchen Überlebenskämpfen hatte, tritt da aufs Gaspedal. Das ist durchaus nachzuvollziehen, bei 50 Teilnehmern hätte es ewig gedauert, alles zu zeigen. Dabei hatte man schon im Vergleich zum Roman die Teilnehmerzahl halbiert und mit den Bundesstaaten verbunden. Relevanter ist die Änderung, die man zum Ende hin eingebaut hat. Das Finale ist in The Long Walk – Todesmarsch umgeschrieben worden. Ein puristisches Publikum könnte dabei mit der Nase rümpfen. Aber es passt doch gut zu der Geschichte, bei der es viel mehr um die Menschen geht, weniger um das dystopische Drumherum. Tatsächlich erfährt man von Letzterem wenig.

Der Film ist dadurch streckenweise einem Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers näher als anderen King-Adaptionen, wenn wir eine entstehende Freundschaft und Kameradschaft sehen. Tatsächlich besticht der Film gerade durch die Figuren, wenn das Menschliche hinter dem Grauen gesucht wird und die Läufer sich gegenseitig unterstützen, obwohl sie Konkurrenten sind, die auf den Tod der anderen angewiesen sind. Das Ergebnis ist eine ganz eigene Mischung aus Drama und Battle Royale, die man kaum in eine Genreschublade bekommt. Aber es ist eine sehenswerte Mischung, die auch von einem starken Ensemble getragen wird. Natürlich bleibt nicht die Zeit, um wirklich allen Teilnehmern viel Persönlichkeit zu geben. Manche müssen sich mit einer Eigenschaft oder einem Thema zufriedengeben. Und doch ist es ein Verdienst des Films, dass man hier tatsächlich das Gefühl hat, es mit realen Persönlichkeiten zu tun zu haben, weshalb einem die meisten Verluste tatsächlich nahegehen und The Long Walk – Todesmarsch inmitten der vielen King-Alpträume einer der schlimmsten ist.

Credits

OT: „The Long Walk“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: JT Mollner
Vorlage: Stephen King
Musik: Jeremiah Fraites
Kamera: Jo Willems
Besetzung: Cooper Hoffman, David Jonsson, Garrett Wareing, Tut Nyuot, Charlie Plummer, Ben Wang, Roman Griffin Davis, Jordan Gonzalez, Josh Hamilton, Judy Greer, Mark Hamill

Bilder

Trailer

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The Long Walk – Todesmarsch
fazit
Basierend auf dem Klassiker von Stephen King folgt „The Long Walk – Todesmarsch“ fünfzig jungen Männern, die Tag und Nacht laufen müssen, um nicht zu sterben. Der Film hat entsprechend viele Todesszenen, konzentriert sich aber stärker auf die Figuren und sucht nach dem Menschlichen und der Kameradschaft hinter dem Alptraum – was die Verluste umso schmerzhafter macht.
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