
Rylee (Kate Hallett) mag erst 16 Jahre alt sein, ihre große Liebe hat sie aber bereits gefunden: Payton (Herman Tømmeraas). Der weiß aber nichts von seinem Glück, der beliebte Sänger hat sie schließlich nie getroffen. Als Rylee mit ihrer besten Freundin Sidney (Aya Furukawa) ein Konzert von ihm besucht, wird sich das ändern. Tatsächlich fährt der unter Drogen stehende Musiker sie fast über den Haufen. Als er der Jugendlichen anbietet, sie dafür nach Hause zu fahren, kann sie ihr Glück kaum fassen, muss aber feststellen, dass er in keiner guten Verfassung ist und rückfällig geworden ist. Dem kann sie natürlich nicht tatenlos zusehen. Und so beschließt sie, Payton bei der Entgiftung zu helfen, bis er wieder clean ist – und wenn sie dafür Gewalt anwenden muss …
Wenn ein Idol mehr wird
Die meisten von uns haben sie: Menschen, die wir idolisieren. Die stammen oft aus dem künstlerischen Bereich, vor allem Musik oder Schauspiel. Aber auch Sportler und Sportlerinnen bieten sich dafür an. Leute, die es zu etwas gebracht haben und irgendwie besonders sind. Das ist prinzipiell kein Problem, ein bisschen Schwärmerei hat noch niemandem geschadet. Schwierig wird es aber, wenn diese Idole einen zu großen Raum einnehmen und eine Leerstelle füllen, aus Leidenschaft eine Besessenheit wird. Diverse Filme haben solche Situationen beschrieben, darunter The Fan und natürlich Misery über eine Frau, die ihren Lieblingsautor gefangen hält. Letzterer wird auch immer wieder als Vergleich herangezogen, wenn die Rede ist von Sweetness, dem neuesten Beitrag zu dem Thema. Das ist naheliegend, in beiden Fällen hält die Protagonistin ihr Idol gefangen.
Und doch gibt es deutliche Unterschiede bei den beiden Filmen. Einer betrifft die Tonalität: Wo die berühmte Adaption des Stephen King Romans von Anfang an düster ist, an der Grenze zwischen Horror und Thriller, da ist die Variante um die Jugendliche überraschend humorvoll angelegt. Tatsächlich gibt es da immer wieder Szenen, die so absurd sind, dass eine Einteilung als Komödie dem Geschehen am nächsten kommt. Manchen könnte das sogar schon zu komisch sein. Wenn in Sweetness physische Gewalt zugefügt wird, was im weiteren Verlauf immer mehr zunimmt, dann hinterlässt das nicht ganz die Wirkung anderer Genrevertreter. Dafür ist das alles immer zu überzogen.
Die Tragik hinter dem Absurden
Dafür ist der Film anderweitig nahe an der Realität. Wenn Rylee seit dem Tod ihrer Mutter vereinsamt, weder ihr Vater Ron (Justin Chatwin) noch ihre beste Freundin ihr den Halt geben können, den sie braucht, dann kann man als Zuschauer bzw. Zuschauerin gut mitfühlen. Und auch Payton, der hinter der umschwärmten Fassade schon länger nicht mehr weiß, wer er ist und was er will, bringt noch einmal eine ganz eigene Tragik mit. So verrückt das Geschehen in Sweetness zweifelsfrei ist, wenn die Lage den Gesetzen solcher Geschichten folgend immer weiter eskaliert, Regisseurin und Drehbuchautorin Emma Higgins spricht doch von Themen, mit denen sich viele werden identifizieren können. Da geht es um Trauer, um Erwartungshaltungen und eine Sinnsuche, aber auch die Frage, wie weit unsere Verantwortung für andere geht.
Wirklich zu Ende diskutiert wird das nicht. Tatsächlich fällt das Finale auch sehr abrupt aus, da hätte man sich vielleicht ein bisschen mehr gewünscht – von der Geschichte wie auch der Protagonistin. Dass ihr manche Sachen offensichtlich nicht nahegehen, macht den Film manchmal etwas irritierend. Dennoch ist die Thrillerkomödie, die auf dem South by Southwest Festival 2025 Weltpremiere hatte, unterhaltsam geworden und macht nicht nur auf weitere Werke der Regisseurin neugierig. Auch bei der bislang noch unbekannten Hauptdarstellerin Kate Hallett ist das Ergebnis vielversprechend, wenn sie in Sweetness eine eigene Mischung aus Mitgefühl, Skrupellosigkeit und Naivität auf die Leinwand bringt.
OT: „Sweetness“
Land: Kanada
Jahr: 2025
Regie: Emma Higgins
Drehbuch: Emma Higgins
Musik: Blitz//Berlin
Kamera: Mat Barkley
Besetzung: Kate Hallett, Herman Tømmeraas, Aya Furukawa, Justin Chatwin, Steven Ogg, Amanda Brugel
SXSW 2025
Fantasia Film Festival 2025
Fantasy Filmfest 2025
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